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Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 10:36
von Nikioko
Masterofclay hat geschrieben:
Nikioko hat geschrieben:Wieso? Ich kenne einen echten StarWars-Fan, der die alten Filme gesehen und sämtliche Bücher gelesen hat, und der ignoriert die Episoden I-III komplett. Er sieht sie als nicht existent an, weil da sehr viele Elemente auftauchen, die das StarWars-Universum kaputt machen. Und er meint nicht die Schauspieler, sondern die kleinen Details, die dem Kinobesucher gar nicht auffallen, weil er das Hintergrundwisen nicht hat.
Ich habe auch nach Episode 1 darauf verzichtet 2 und 3 anzuschauen. Die "Erklärung" der Macht anhand der Midichlorianer (oder wie auch immer die Viecher heissen) ist lächerlich. Das ist, als würde man in Herr der Ringe die genaue Funktionsweise und Struktur des Rings erklären.
Ja, genau das ist Quark. Die Erklärung der macht ist einfach nur hanebüchen und zerstört die Atmosphäre. Es gibt aber auch noch andere Kapitalfehler. Andererseits kommt die Ernennung der Klonkrieger zu Sturmtruppen nicht richtig rüber.
Das ist meiner Meinung nach heutzutage auch der große Unterschied zwischen Fantasy und Science Fiction: Bei Fantasy darf es immer noch unerklärte Dinge geben. Bei Science Fiction wird nur noch danach gegangen, was in Zukunft existieren könnte und auf heutige Designs aufgebaut. Früher haben die Science Fiction Autoren sich einfach technische Sachen ausgedacht, aber nicht alles bis ins kleinste Detail erklärt.
Öhm, so ganz kann ich dem nicht zustimmen. Abgesehen davon, dass StarWars eher Fantasy als Science Fiction ist, gibt es das Pendant zur Magie in der SF auch: Psi-Kräfte, Technomancer oder geheimnisvolle Artefakte fremder Rassen. Das alles sind elementare Bestandteile von Babylon 5 (ok, die Serie ist auch schon 15-20 Jahre alt, wie die Zeit doch vergeht) und diversen StarTrek-Episoden (ok, ist noch älter). Aber prinzipiell hast Du recht: so wie die Fantasy unerklärliche Dinge mit magie erklärt, sollte es die Science Fiction mit unvorstellbaren Technologien tun - und das sollte dann auch genügen.

Klassische SF-Autoren wie Isaac Asimov oder Stanislaw Lem haben übrigens weitgehend auf übernatürliche Elemente verzichtet und alles technisch erklärt. Dagegen haben Jules Verne und H. G. Wells noch tief in die Trickkiste gegriffen. Insofern kann ich nicht zustimmen, dass Technobabble nur ein heutiges Phänomen ist.
pyronero hat geschrieben:Aber wenn man Si-Fi und Fantasy mischt sind wir sehr schnell beim Cyberpunk. Auch wenn mir jetzt sehr viele widersprechen. :(
Japp, oppose! Cyberpunk hat mit Fantasy NICHTS zu tun. Cyberpunk ist ein in der näheren Zukunft angesiedeltes Dark-Future-Genre, das hauptsächlich von Autoren wie Gibson oder Dick ins Leben gerufen wurde, und wo vor allem die Kybernetik enorme Fortschritte macht, während die sozialen Fertigkeiten der Menschen degenerieren. Jeder, der Blade Runner oder Johnny Mnemonic gesehen oder gelesen hat oder Beneath a Steel Sky gespielt hat, weiß, was das ist. Wenn man hingegen wieder Cyberpunk und Fantasy kombiniert, dann kommen so schlimme Sachen wie Shadowrun dabei raus oder so gute wie The Longest Journey (um mal einen Klassiker zu erwähnen). Über das Fünfte Element rede ich mal nicht, der war selbst mir zu strange. ;-)
Dead hat geschrieben:
Mister L hat geschrieben:Ich weiß noch wie erstaunlich wir das damals fanden, dass man bei "Zak McKracken" auch aus dem Haus raus gehen konnte und sogar in andere Städte fliegen! :shock:
Man müsste mal in 15 Jahren die dann 30-35 jährigen Spieler fragen, was deren Klassiker sind. Ob da dann überhaupt noch'n Adventure dabei ist? :wink:
Baphomets Fluch 1+2 und Black Mirror sind für mich tolle "Klassiker" ^^ Adventures wie Monkey Island oder Zak McKracken hab ich nie gezockt.

The Moment of Silence könnte auch mal ein Klassiker werden.
Tja, da hast Du einiges verpasst. ;-) Black Mirror war gut, aber für mich kein Klassiker. Da fand ich TMoS doch wesentlich beeindruckender.
Jehane hat geschrieben:ich kenn viele der Klassiker nur vom Hörensagen, hab nie einen C64 besessen und noch immer nicht Maniac Mansion gespielt, einfach, weil das Spiel nicht mehr aufzutreiben ist oder nur zu einem Preis, den ich nicht bereit bin zu zahlen.
Brauchst Du auch nicht. MM ist bei DOTT mit drauf und kann sogar im Spiel selbst gestartet werden.
Kein Mensch würde heutzutage noch ein reines Textadventure kaufen und spielen, weil die Leute ja auch was sehen wollen - sonst könnten sie ja gleich ein Buch lesen. Ich selbst hab auch nur ein Textadventure gespielt, und das war Eric the Unready - das hatte zumindest schon ein paar Bilder dabei, sodass man sich eine ungefähre Vorstellung von der Umgebung machen konnte, aber eben nix Bewegtes. Die Handhabung war ungewohnt und etwas umständlich, aber trotzdem hat mir selten ein Spiel derart viel Spaß gemacht wie dieses, einfach, weil es die Phantasie enorm anregt, wenn man fast ausschließlich auf Text angewiesen ist.
Nach dieser Theorie würde es heute keine Rollenspieler mehr geben. ;-) Kleiner Scherz. Ich spiele heute auch keine Textadventures mehr, weil es nervig ist, sich alles durchlesen zu müssen. Genauso wie heutige Rollenspieler auch nicht mehr mit ein paar zusammenkopierten Seiten auskommen, sondern es die farbigen Hochglanz-Hardcover sein müssen. Irgendwie werden wir alle verwöhnt, auch im Adventure. Während man sich früher seine Aktionen noch selbst zusammen klicken musste, gibt es heute nur noch eine Standardaktion und Anschauen. Die Suche nach Gegenständen fällt wegen der Hotspot-Anzeige aus, und wenn man dann doch mal nicht mehr weiter kommt, hilft die Komplettlösung aus dem Internet weiter. Ich habe früher Bildschirme abgegrast, alles angeschaut, alles mit allem benutzt und mit jedem geredet. Und wenn ich doch mal nicht weiter kam, habe ich am nächsten Tag meine Klassenkameraden gefragt, ob sie die Stelle schon gemeistert haben. Was besser ist? Nun, ich habe früher effektiv länger an einem Titel gesessen als heute, aber Day of the Tentacle auch in 2 Tagen durch gehabt. Heute brauche ich genauso lange, lege aber mehr Pausen ein.
Oder NiBiRu. Sieht gut aus, ist aber storytechnisch gegen Ende dermaßen schwach, dass man sich nicht mal mehr so richtig dran erinnert, worum es eigentlich ging.
Nibiru war eines der schlechtesten Spiele, die ich gespielt habe. Ich weiß auch nicht mehr genau, worum es geht, ich kann mich nicht mal mehr an den Namen des Protagonisten erinnern. Andererseits kenne ich heute noch Bernard, Laverne und sogar Nebencharaktere wie Mad Marty. Ich denke mal, das ist es, was Klassiker ausmacht: Spiele, an die man sich erinnern, und zwar nicht nur an den Titel, sondern auch an Details aus dem Inhalt.
Svenc hat geschrieben: Adventures sind in der Regel so nah an den klassischen Erzählmedien wie Buch und Film, dass Inszenierung fast alles ist. LucasArts Adventures waren nicht bloß ziemlich originell, sie profitierten auch enorm vom überdurchschnittlichen Talent all dieser Menschen.
Um es mal auf den Punkt zu bringen: Adventures sind digitale Spielbücher. Und Grafikadventures haben dem Ganzen noch Filmcharakter verliehen.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 12:01
von FritzM
Nikioko hat geschrieben:Ich spiele heute auch keine Textadventures mehr, weil es nervig ist, sich alles durchlesen zu müssen.
Ja, des mitm lesen is echt scheisse! ;)
Warum schreibstn dann eigentlich so viel Text. Ich les mir des jetzt net alles durch da von dir... :lol:

Ich hab z. B. auch die Bibel im Fernsehen gesehen. Warum lesen?

Lesen wird echt überbewertet. :mrgreen:
Deshalb gibts ja auch die BILD-Zeitung oder eben geile Grafik-Adventures, wo man nix mehr lesen braucht... :lol: :lol: :lol:

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 12:11
von Mister L
Das wär doch mal die Idee: Textadventures mit Sprachausgabe! :D
Quasi ein interaktives Hörbuch, bei dem man die Befehle nicht über die Tastatur sondern übers Mikrofon eingibt. 8)

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 12:26
von Leonaru
Mister L hat geschrieben:Das wär doch mal die Idee: Textadventures mit Sprachausgabe! :D
Quasi ein interaktives Hörbuch, bei dem man die Befehle nicht über die Tastatur sondern übers Mikrofon eingibt. 8)
Wie die Terror-TRAX-Hörspiele? Nein, danke! Dann bitte richtig.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 12:44
von Dead
Beowulf hat geschrieben:Jede Generation hat wohl ihre eigenen Klassiker. Im Moment sind eher Spiele wie WoW (also MMORPGs) gefragt, weil man da mit mehreren zusammen spielen kann. Das finde ich eigentlich ziemlich gut, weil es zeigt, dass die Kinder auch beim Spielen Interesse an sozialen Bindungen haben. Ich würde mir allerdings ein befriedigenderes, nicht so gewalttätiges und nicht so süchtig machendes Spielkonzept wünschen.
WoW und gewalttätig?
Nikioko hat geschrieben:Nach dieser Theorie würde es heute keine Rollenspieler mehr geben. ;-) Kleiner Scherz. Ich spiele heute auch keine Textadventures mehr, weil es nervig ist, sich alles durchlesen zu müssen. Genauso wie heutige Rollenspieler auch nicht mehr mit ein paar zusammenkopierten Seiten auskommen, sondern es die farbigen Hochglanz-Hardcover sein müssen. Irgendwie werden wir alle verwöhnt, auch im Adventure. Während man sich früher seine Aktionen noch selbst zusammen klicken musste, gibt es heute nur noch eine Standardaktion und Anschauen. Die Suche nach Gegenständen fällt wegen der Hotspot-Anzeige aus, und wenn man dann doch mal nicht mehr weiter kommt, hilft die Komplettlösung aus dem Internet weiter. Ich habe früher Bildschirme abgegrast, alles angeschaut, alles mit allem benutzt und mit jedem geredet. Und wenn ich doch mal nicht weiter kam, habe ich am nächsten Tag meine Klassenkameraden gefragt, ob sie die Stelle schon gemeistert haben. Was besser ist? Nun, ich habe früher effektiv länger an einem Titel gesessen als heute, aber Day of the Tentacle auch in 2 Tagen durch gehabt. Heute brauche ich genauso lange, lege aber mehr Pausen ein.
Dekadenz nennt man sowas ;)

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 15:42
von Nikioko
FritzM hat geschrieben:
Nikioko hat geschrieben:Ich spiele heute auch keine Textadventures mehr, weil es nervig ist, sich alles durchlesen zu müssen.
Ja, des mitm lesen is echt scheisse! ;)
Warum schreibstn dann eigentlich so viel Text. Ich les mir des jetzt net alles durch da von dir... :lol:

Ich hab z. B. auch die Bibel im Fernsehen gesehen. Warum lesen?

Lesen wird echt überbewertet. :mrgreen:
Deshalb gibts ja auch die BILD-Zeitung oder eben geile Grafik-Adventures, wo man nix mehr lesen braucht... :lol: :lol: :lol:
Schon klar. ;-) Dann aber auch weg mit den Untertiteln.
Nein, die Sache ist die, dass es eine Sache ist, sich den ganzen Sermon auf dem Bildschirm durchzulesen, von dem man eh nur die Hälfte behält.
Mister L hat geschrieben:Das wär doch mal die Idee: Textadventures mit Sprachausgabe! :D
Quasi ein interaktives Hörbuch, bei dem man die Befehle nicht über die Tastatur sondern übers Mikrofon eingibt. 8)
Das wäre vielleicht eine Lösung. Aber so wie Windows mir das Konsolentippen abgewöhnt hat, so bevorzuge ich auch bei Adventures heute eine grafische Oberfläche anstelle von Parserbefehlen, von denen der Computer die Hälfte nicht versteht.
Dead hat geschrieben: Dekadenz nennt man sowas ;)
ich denke, das ist die treffendste Zusammenfassung, die ich heute lese. ;-)

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 16:01
von realchris
„Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis.“

René Descartes

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 20:27
von pyronero
realchris hat geschrieben:"Das wär doch mal die Idee: Textadventures mit Sprachausgabe!
Quasi ein interaktives Hörbuch, bei dem man die Befehle nicht über die Tastatur sondern übers Mikrofon eingibt. "


Die Idee hatte ich schon vor Wochen hier gepostet.:-)

http://www.adventure-treff.de/forum/vie ... =1&t=14737
War da nicht was mit der Zitatfunktion lieber realchris :wink:
Beowulf hat geschrieben:Jede Generation hat wohl ihre eigenen Klassiker. Im Moment sind eher Spiele wie WoW (also MMORPGs) gefragt, weil man da mit mehreren zusammen spielen kann. Das finde ich eigentlich ziemlich gut, weil es zeigt, dass die Kinder auch beim Spielen Interesse an sozialen Bindungen haben.....
.
Das sind keine echten sozialen Bindungen sondern "virtuelle", wenn man diese überhaupt als sozial bezeichenen kann. Und sich sicherlich nicht unbedingt positiv auf die Entwicklung eines Kindes auswirken. Spiele wie WoW bergen wohl eher die Gefahr das Kindern und auch Erwachsenen echte soziale Bindungen und Umgangsweisen verloren gehen. Es ist zwar sehr gewagt, aber ich sehe in MMORPG's wie WoW die größere Gefahr als in Ego-Shootern. Adventures hingegen können teils sehr lehrreich sein. Da sie oft auf geschichtlichen Mythen, real existierende Orte oder gar literarische Vorlagen zurückgreifen. Selbst Adventures wie Dracula 3 gaben mir Anlass nach dem Durchspielen im Internet ein wenig Recherche zu betreiben wo letztendlich der wahre Kern im Vampir-Mythos zu finden ist. Und somit sind wir wieder beim Punkt. Denn ich glaube gerade diese Mischung aus Realität und Fiction hat z.Bsp. die GK-Reihe zum Klassiker gemacht. Natürlich auch nur weil die Geschichten dramaturgisch klasse umgesetzt wurden.

Was aber immer noch nicht den Erfolg von Lucas Games erklärt.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 20:50
von Ozzie
Ich denke, wenn wir uns überlegen, ob auch heutzutage noch Klassiker geschaffen werden können, worauf ich nebenbei ein ganz klares "Ja!" geben würde, muss man sich fragen, was ein Klassiker eigentlich ausmacht.

Mal meine Überlegungen dazu:

1) Ein eigenständiges Profil: Ein Klassiker muss unverwechselbar sein, Eigenständigkeit und Persönlichkeit aufweisen. Das bedeutet, dass es nicht eine schlechte seelenlose Imitation sein darf, die so hart versucht, dem Vorbild gerecht zu werden, dass es ganz vergisst, was dies so großartig machte und auch selbst herauszuragen. Jack Keane sehe ich als ein Beispiel, dass in solch eine Falle tappt. Der Humor versucht sich so ungeschickt an die alten LucasArts-Klassiker anzulehnen, dass es dabei ausrutscht und auf die Fresse fällt.

2) Innovation: Ein weiteres Merkmal ist, dass Klassiker Dinge wagen, zu denen sich zuvor noch kein anderes Spiel hin traute. King's Quest I war so ziemlich das erste Grafikadventure und gilt daher bis heute noch als Klassiker trotz seiner ansonsten eher bescheidenen Qualitäten. Maniac Mansion bescherte uns das SCUMM-Interface und scrollende Räume sowie auswählbare Charaktere, was es, trotz fataler Macken wie Dead Ends, in den Erinnerungen weiterleben lässt. Monkey Island war das Spiel, welches das klassische Adventuredesign begründete. Kein Tod, keine Dead Ends, keine Rückwärts-Rätsel (siehe hierzu Ron Gilberts "Why Adventure Games Suck"). Gabriel Knight ist das erste Spiel mit einer ernsthaft erwachsenen Geschichte. Discworld Noir ist für viele wohl nicht der Klassiker schlechthin, für mich aber (nicht nur) in dieser Hinsicht herausragend, weil es uns das Notizblockinterface bescherte, auf welchem verschiedene Anhaltspunkte der Ermittlung notiert werden und sich miteinander kombinieren lassen.

3) Perfektion: Bedeutet, dass ein Spiel einfach keine großen oder offensichtlichen Schwächen hat. Die Rätsel sind super ausbalanciert und machen Spaß, die Grafiken sind toll anzusehen, die Musik nervt nicht und untermalt die Stimmung passend, die Geschichte ist so spannend, dass man unbedingt wissen will wie es weitergeht und die Charaktere sind wie aus dem Leben geschnitten. Mir fällt jetzt kein Spiel ein, welches NUR diesen Punkt erfüllt, ohne dabei wirklich ein eigenes Profil zu haben. Ich schätze, dass Punkt 1 und 3 daher irgendwie zusammen hängen. Wobei, Rise of the Dragon war ein typischer "Blade Runner"-Verschnitt, wiederum aber auch sehr innovativ. Hm...naja!

4) Nicht nur für Fans: Auch ein auszeichnendes Merkmal für Klassiker ist es, wenn es nicht nur den Fans des Genres gefällt. Matrix oder die ersten Star-Wars-Teile sind auch Filme, die nicht nur SciFi-Fans sehr gefallen und Planescape: Torment ein RPG nicht nur für Hardcore-RPGler. Gerade die Besonderheit, dass die Titel über die Konventionen ihres Genres hinauswachsen und somit auch Menschen gefallen, die nicht so die Fans von diesen sind, zeichnet sie aus.

5) Langlebigkeit: Mal abgesehen von Spielen, die aufgrund ihrer Innovation stets als Klassiker gelten werden, müssen Spiele ansonsten auch nach vielen Jahren noch herausragend sein, um zu solchen ernannt zu werden. Persönlich fand ich TLJ großartig, als ich es zum ersten Mal spielte. Wow, dachte ich, was für eine epische und mitreißende Geschichte. Nach erneutem Anspielen offenbarten sich aber einige Schwächen, die es für mich nicht zu einem Klassiker machen: furchtbar langatmige Dialoge, die nie voran zu kommen scheinen, lächerliche, unpassende Rätsel, die vielleicht in einem Comic-Adventure ihren Platz gefunden hätten, aber nicht in einem sich ernst nehmenden Adventure, Karikaturen von Charakteren, wie der Sohn der Kinobesitzerin und der Inspektor, den man mit einem Bonbon vergiftet,...
Es mag die Adventureflaute gewesen sein, welches TLJ auf das Klassikerpodest hievte. Oder es nimmt auch deswegen einen Platz in den Herzen vieler Adventurefans ein, weil es eine der wenigen ernsthaften Geschichten ist, die nicht platt wirkt. Auf alle Fälle denke ich, dass TLJ im Rückblick nicht so gut ist, wie es zunächst wahrgenommen wurde.
Dies mag auch für einige der LA-Titel gelten wie Zack McKracken und Indiana Jones 3.


Aus diesem Jahrzehnt kenne ich bisher nur 2 Adventures, die ich als Klassiker einstufen würde:

1) Syberia. Das Spiel hat Schwächen, große sogar. Aber nicht so gewaltige, dass es die herausragenden Leistungen überschattet. Es ist eine Geschichte, die sehr in der Realität angesiedelt ist, aber einen fantastischen Anstrich erhielt. Das Spiel erzählt keine Geschichte gewaltigen Ausmaßes, sondern eine sehr persönliche, für Kate, die eine lange Reise unternimmt und dabei ihre eigenen Ansichten und den Sinn ihres Lebens in Frage stellt, und für Hans, den man das ganze Spiel über kennen lernt, ohne ihn jemals zu begegnen. Das ist auch das andere besondere: Man lernt Hans durch die Rätsel kennen. Mit jedem Automaton, mit dem man sich beschäftigt, lernt man Hans ein Stück näher kennen. Ich kenne kein anderes Spiel, bei dem Rätsel und Charakterisierung auf so klevere Weise miteinander verbunden wurden. Die Myst-Reihe blieb mir bisher allerdings fremd, vielleicht gibt es da sowas ähnliches.
Ich hatte nicht besonders viel Spaß mit Syberia, aber es hat mich bewegt.

2) Edna bricht aus. Nun, was soll man sagen? Es spielt sich sehr klassisch und ist damit im Grunde absolut innovationsfrei. Dass man mit Harvey Hotspots aufklauben kann, um dann mit Edna über diese zu reden, dürfte dabei die größte Besonderheit seitens Gameplay sein. Es ist aber unfraglich, dass Edna absolut eigenartig ist, in seiner gesamten Machart. Mal abgesehen von der technischen Seite gibt es auch keine nennenswerten Schwächen. Klar, die Grafik ist nicht sonderlich hübsch, aber sie passt einfach auch wunderbar zu diesem durchgeknallten Spiel.


Zu Black Mirror: Ich finde, dass das Spiel einfach zu starke Schwächen bzw. zu schwache Stärken aufweist, um es als Klassiker einzustufen. Großartig war die Stimmung und die Atmosphäre des Spieles, aber es blieb kaum ein Charakter groß in Erinnerung. Der Twist in der Geschichte könnte man von der anderen Seite der Erdkugel noch riechen! Ich meine, ein ganzes Rätsel war zuvor um jenen gebaut, so dass es spätestens dann offensichtlich wurde! Und dann war die Wendung immer noch ein ganzes Stück entfernt. Das Ende wiederum kam arg plötzlich und war nicht sehr befriedigend. Und....Schieberätsel! Das alleine sollte schon ein Ausschlusskriterium sein, argh!! ;)

Aber letztlich, was ein Klassiker ist und was nicht ist eine Diskussionsfrage und wird letztlich von der Mehrheit bestimmt. Oder von Personen mit der stärksten Autorität. ;)

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 21:26
von pyronero
Also ich finde die Erläuterung von Ozzie sehr gut, und stimme diesen ihn sehr vielen Punkten auch zu. Generell stellt sich mir aber die Frage warum beschäftigen sich heutzutage noch so viele Leute mit Spielen wie Monkey Island, DOTT, Indiana Jones oder gar Maniac Mansion. Und ich traue zu behaupten in 20 Jahren wird das immer noch der Fall sein. Mal abgesehen von Spielen wie TLJ, GK, Tex Murphy usw., auch Klassiker des Generes. Ich persönlich liebe Lucas Arts Titel auch heute noch und kann nicht behaupten das deren Charm nun unbedingt darauf beruht das diese Titel Vorreiter des Geners waren. Denn gerade DOT kann grafisch immer noch mit heutigen Titeln mithalten.

Ich traue zu behaupten das einfach die Einschränkung an technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit zu den besseren Ergebnissen führte. Die Kreativität war in allen Bereichen mehr gefordert. Ok, dafür gab es im Vergleich zu heute aber auch mehr Geld. Nach dem Spruch, mach das Unmögliche, möglich egal was es kostet. Solche Sprüche werden heutzutage eventuell nur noch Entwickler von Spielen hören die schon sehr oft genannt wurden, aber mit dem Genere überhaupt nix gemeinsam haben. Und angesichst der Wirtschaftskrise glaube ich selbst da nicht mehr.

Edit: Wenn wir ehrlich sind, kann Geld vieles bewirken: Weniger Zeitdruck, die Besten der Besten zu einem Team zusammenführen, mehr Spielraum für die Entwickler usw.
Meine Meinung ist, und von diesem Standpunkt aus hat es wohl noch niemand gesehen. Neue Klassiker können erst wieder dann entstehen wenn dem Adventure-Genere wieder Budgets zur Verfügung gestellt werden welche einem heute zu erwartenden Top-Titel im Bereich Action-Adventure entsprechen. Denn erst dann kann ein Adventure wieder viele der von Ozzie genannten Punkte erfüllen. Alles andere sind Kopien von Kopien.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 21:49
von neon
pyronero hat geschrieben:Generell stellt sich mir aber die Frage warum beschäftigen sich heutzutage noch so viele Leute mit Spielen wie Monkey Island, DOTT, Indiana Jones oder gar Maniac Mansion. Und ich traue zu behaupten in 20 Jahren wird das immer noch der Fall sein.
Die LucasArts-Spiele hatten eine ziemlich einzigartige Kombination von ausgezeichneter Pixelgrafik, gutem Spielgefühl, witziger Story und toller Musik. Für damalige Verhältnisse waren sie erstaunlich "rund". Wenn man sich zu dieser Zeit umgeschaut hat ,waren die Spiele schon herausragend. Dazu kam, dass sie eine ganz neue Masse von Adventure-Spielern herangezogen haben. Vorher waren Adventures eher eine Kategorie für eine Minderheit von an Ernsthaftigkeit orientierten Spielen. Das Spielen von Adventures war vorher eher mühsam. Die Lucasarts-Spiele waren eher an Humor orientiert. Und sie waren wesentlich einfacher zu bedienen, als alle ihre Vorgänger. Dadurch haben viele Spieler den Einstieg in das Genre gefunden und das ist vielleicht das, was einen Klassiker ausmacht.

Für mich sind zum Beispiel auch Spiele wie Archon, M.U.L.E., They stole a million oder Wizzard of Wor Klassiker, weil sie einfach leicht von der Hand gingen, größtenteils fehlerfrei waren und Spaß gemacht haben. Ich glaube, das war auch das Erfolgsrezept von MM, MI oder Indy. Und was einmal ein Klassiker ist, bleibt auch einer.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 22:09
von Beowulf
Das sind keine echten sozialen Bindungen sondern "virtuelle", wenn man diese überhaupt als sozial bezeichenen kann. Und sich sicherlich nicht unbedingt positiv auf die Entwicklung eines Kindes auswirken. Spiele wie WoW bergen wohl eher die Gefahr das Kindern und auch Erwachsenen echte soziale Bindungen und Umgangsweisen verloren gehen.
Deiner Argumentation zufolge wäre auch dieses Internetforum eine solche Gefahr. Nein, das Problem liegt nicht in der Virtualität, sondern im Spielprinzip.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 22:15
von pyronero
Sorry Neon, habe meinen Post während deines Postings editiert. Aber ich gebe dir recht. Was aber immer noch nicht erklärt. Wenn ich z.Bsp einen Anfänger for DOT setze und ihn danach, sagen wir mal Jack Keane, spielen lasse. Auch wenn der Kandidat nur ein wenig Adventure afil ist. Welches Adventures würde er wohl als das Bessere bezeichnen?

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 22:18
von neon
Das ist ganz schwer zu sagen, auch weil ich Jack Keane noch nicht gespielt habe.

Es hängt aber wahrscheinlich stark davon ab, worauf der Spieler Wert legt.

Re: Haben aktuelle Titel noch das Zeug zum Klassiker?

Verfasst: 27.04.2009, 22:27
von realchris
„Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis.“

René Descartes