Hans Wurstenstein hat geschrieben: ↑12.07.2022, 16:21Ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich sage, dass die meisten die den Stil kritisieren tatsächlich große Fans der Reihe sind, die durch die Spiele geprägt wurden.
Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass die meisten, die den Stil grandios finden, tatsächlich große Fans der Reihe sind, die durch die Spiele geprägt wurden. Tja, genauso wahr, sorry.
Hans Wurstenstein hat geschrieben: ↑12.07.2022, 16:21Ich bin lediglich Teil einer Masse, die die selbe Beobachtung gemacht hat. Scheint also doch irgendetwas dran zu sein.
Noch so ein gängiger logischer Trugschluss, das so genannte Argumentum ad populum.
Hans Wurstenstein hat geschrieben: ↑12.07.2022, 16:21Die Kritik kommt auch nicht von ungefähr, ich bin bei weitem nicht der Einzige der sich durch diesen Stilbruch stark entfremdet fühlt.
Jeder neue Monkey Island-Teil war ein brutaler und unbarmherziger Stilbruch, der nicht allen geschmeckt hat. Das muss man zuerst mal sehen, denn das Problem mit der Prägung und der Nostalgie ist ja, dass man die Werke dieser Phase verklärt und die späteren eben nicht mehr. Geht mir genauso, kein Ding, aber etwa The Secret of Monkey Island und LeChuck's Revenge als stilistisch gleich oder auch nur ähnlich zu bezeichnen, das hat etwas mit nostalgischer Gleichwaschung zu tun. Wenn du nicht gerade die Atari ST-Version von TSoMI gezockt hast, hat sich dir ins nostalgische Gedächtnis sogar obendrauf noch eine Version eingebrannt, die ihrerseits gegenüber der ersten TSoMI-Version ein gewaltiger Stilbruch gewesen ist.
Es war zu allen Zeiten völlig normal, dass jedes neue Monkey Island es mit einem völlig neuen Stil probiert hat. Und auch die Entfremdung von Fans war jedesmal –
jedesmal – ganz einfach Teil des Franchise Life Cycle.
Curse of Monkey Island wurde als grausig kitschig kritisiert, die Darstellung von Guybrush wurde als frisch erschlankte, viel zu gelbblonde 08/15-Disney-Figur verrufen, die Augen von Elaine waren den Fans zu groß und ausdruckslos. Bei Escape from Monkey Island fehlte den Leuten das Detail, die 3D-Figuren zu kantig, die Gebäude waren ihnen zu rund und die Farben zu bunt, die Animation zu elementar und unbeholfen. Tales of Monkey Island fühlte sich für die Leute viel zu kindisch an, die Figuren mit ihren vier Kopflängen zu verformt, zu knetfigurenartig, die ganze Grafik wie aus Versatzstücken aus Telltales Assetarchiv zusammengeschmissen. Die Kritik an den Remastered-Versionen kannst du dir vielleicht sogar noch selbst zusammenreimen.
Jedesmal haben sich Leute von der Reihe abgewendet und den neuen Teil nicht mehr gespielt. Aber erst jetzt, wo die Debattenkultur derartig im Keller ist, haben wir diesen Shitstorm und diese erbärmliche Pöbelei. Kuck dir bitte die geäußerte Kritik unter dem 2009er-Telltale-Trailer zu den Tales an, dann fällt es dir wie Schuppen von den Augen, wo wir vor 13 Jahren waren und wo wir jetzt sind.
Und der Stilbruch der Tales war ein noch größerer als der von Return.
Hans Wurstenstein hat geschrieben: ↑12.07.2022, 16:21Wenn man nicht mit der Reihe aufgewachsen ist und die Spiele später nachgeholt hat, vielleicht nur die Special Editions gespielt hat, ist es klar dass man das dann eher verschmerzt.
Ich muss nochmal sagen, dass ich diese Selbsterhöhung unangebracht finde. Du bist hier nicht unter Menschen, die "in Zeiten des Internets aufgewachsen" sind. Ich habe The Secret of Monkey Island erstmals 1993 auf meinem Amiga gezockt, und kann dir sicher sagen, dass hier mindestens ein Dutzend Leute mitliest, die es drei Jahre vorher auf dem Atari ST gezockt haben. Und das macht uns genau genommen zu gar nichts. Es wird uns daraus insbesondere kein größeres Recht zuteil, auf die kreativen Entscheidungen Ron Gilberts und Dave Grossmans Einfluss zu nehmen.
Es kommen mehr Leute mit dem Stil klar als die schreiende Minderheit uns weis machen will, und vor allem finden den Stil mehr Leute fantastisch, als die schreiende Minderheit wahrnehmen möchte. Und diese begeisterten Fans, das sind keine 20-jährigen, die mit Escape from Monkey Island angefangen haben. Das sind u. A. die Superfans schlechthin, von Laserschwert bis Marius Winter.
Es steht dir nicht nicht zu, die Wahrnehmung dieser Menschen abzutun mit der Idee, die könnten ja dann nicht wirklich irgendwelche nostalgischen Wurzeln im Franchise haben.
Hans Wurstenstein hat geschrieben: ↑12.07.2022, 16:21Ron Gilbert kann von mir aus sein Spiel entwickeln wie er will. Aber nun voll in die Defensive zu gehen und nicht das Verständnis zu haben, dass Fans sich zurecht entfremdet fühlen, gerade weil er mit dem neuen Grafikstil ganz bewusst provozieren wollte, finde ich einfach nur unprofessionell.
"Return to Monkey Island may not be the art style you wanted or were expecting but it's the art style I wanted. When I started this game my biggest fear was Disney wouldn't let me make the game I wanted to make but they have been wonderful to work with. It's ironic that the people who don't want me to make the game I want to make are some of the hard core Monkey Island fans. And that is what makes me sad about all the comments. Return to Monkey Island is an incredible rollercoaster. Get on and have some fun or stomp out of the amusement park because it's not exactly the rollercoaster you wanted. I hope you'll jump on with the rest of us."
Ich weiß nicht, was du darüberhinaus gerne haben wolltest. Vielleicht wolltest du eine "Entschuldigung", vielleicht sollte Ron bei dir klingeln und dir einen Blumenstrauß vorbeibringen? Wie du's auch drehst, du hast hier genau die Art von Verständnis, die du als professionell erkennen müsstest, wenn du nicht um jeden Preis die beleidigte Leberwurst spielen willst.
Hans Wurstenstein hat geschrieben: ↑12.07.2022, 16:21Es ist alles eine Frage WIE man etwas kommuniziert und hier hat er sich eindeutig unprofessionell verhalten. Und selbstverständlich greifen die Newsmedien das mit den "toxischen Fans" nur zu gerne auf, und nun ist es praktisch ein Fakt, dass jeder der etwas gegen den neuen Stil hat ein "toxischer Fan" ist.
Nein, das ist nicht so.
Wenn du natürlich auf Rons Blog gehst und (buchstäblich!) schreibst, er habe nicht das Recht, stilistische Entscheidungen zu treffen, weil Monkey Island ja seinen Fans "gehöre", dann bist du ein toxischer Fan. Wenn du Ron Gilbert mit allerlei extremrechten Beleidigungen bewirfst, dann bist du ein toxischer Fan. Wenn du ihm unterstellst, sich Disney zu prostituieren, oder – doppelter Rittberger des Scheinarguments – er würde sich hier einer "coporate art"-Form bedienen, ohne überhaupt zu wissen, was das überhaupt bedeutet: Das ist toxisch. Oder wenn du angesichts dieses Shitstorms die Augen zumachst und behauptest, es gäbe hier kein Problem mit der Toxizität, dann bist du ein toxischer Fan mit einer sogenannten selektiven Wahrnehmung.
Du kannst den Stil so unterirdisch finden, wie du gerne möchtest. Haben halt nur andere Spaß mit dem Spiel, das ist nicht mein Problem. Aber den Fans die Chance auf eine deutsche Synchro, ggf. eine Big Box und ein Erscheinen bei gog.com, zu verbauen, indem man hirnbefreit rumschreit wie ein Mob Drachenlord-Hater auf Wodka, das IST ggf. mein Problem, und da fehlt mir auch das Verständnis für.