Bin bei Dreamfall derzeit mit April in dieser Höhle mit diesen Ogerartigen. Also schon weit genug, um mir eine Meinung von dem Spiel zu machen, wie ich finde. Was habe ich mich auf Dreamfall gefreut. Zwar gefiel mir die Story von The Longest Journey so gut wie nicht, aber ich weiß noch, dass es sehr ordentliche Rätsel und Spieldauer hatte, optisch auch gut war und akkustisch sowieso. Merkwürdigerweise ist es bei Dreamfall nun fast genau umgekehrt. Mein bisheriger Eindruck - um es kurz zu machen: ich bin nahezu entsetzt. Das einzige, was mich motiviert, weiterzuspielen, ist die recht nette Geschichte.
Um es lang zu machen: die "Rätsel" bestehen fast nur aus ewigem Hin- und Hergelaufe, ich bin ja schon dankbar, wenn ich ab und zu mal wenigstens
einen Gegenstand - außer dem Handy - im Inventar habe. Auch wenn ich dann eh wieder nur irgendwo damit hingehen soll. Dabei müssen die Entwickler des Spiels eine große Portion Selbstironie verschlungen haben, anders kann ich mir Zoes Kommentare in Arcadia nicht erklären - "Muss ich schon wieder rumrennen?" oder "O, nein, da bin ich doch gerade erst gewesen." (So ungefähr, ich spiele es auf Englisch.)
Die Steuerung ... naja, sie ist bezwingbar. N.E.R.V. Wozu diese Actionadventureaufmachung, ich habe ja trotzdem nicht mehr Möglichkeiten als mit Point&Click, nur dass letzteres an Komfort kaum zu überbieten ist, also auch nicht verschlimmbessert werden muss. N.E.R.V. Was übrigens auch auf die nicht so seltenen wie behauptet Kampf- und Schleicheinlagen zutrifft. Das Inventar ist ebenfalls grauenvoll, eben dieses typische Durchdrehen, das man von Konsolentiteln kennt. Danke, XBox, behalte doch Deine Schwachpunkte bitte für Dich, ja?
Die Graphik wird nun überall so gelobt, dabei finde ich sie ziemlich mies. Aber hauptsache 3D.

Wie die Bilder auf der Verpackung sieht das Spiel jedenfalls nicht aus. Da sah ja Grim Fandango besser aus, obwohl es viel älter ist. Um Gottes Willen, die Haare! Die sind mit das Schlimmste.

Okay, die Graphik ist bei einem Adventure ja nicht das Wichtigste, aber dann soll man damit vorher gefälligst auch nicht so auf den Putz hauen. Oder auf 3D verzichten und dafür schöne Hintergründe zeichnen, aber das können wir uns wohl allmählich abschminken.
Desweiteren empfinde ich es als eine Frechheit, dass hinten auf der Verpackung mit "Große 3D-Welten" um die Gunst der Käufer gebuhlt wird. Wenn die Welten so groß sind, weshalb sehe ich dann alle sieben Sekunden den Ladebildschirm? Weshalb bestehen die Maps aus durchschnittlich nur zwei Räumen? Es ist ja nicht gerade so, als wäre man technisch nicht zu mehr in der Lage.
Wenigstens läuft das Spiel auf den höchsten Einstellungen sehr flüssig, was aber andererseits leider auch der recht unspektakulären Graphik, bzw. den winzigen Örtlichkeiten entspricht.
Was das Gameplay angeht, ist Dreamfall für mich ein völliger Griff in's Klo. Das Schleichen nervt. Wann werden sich die Spieleentwickler endlich merken, dass 1/3 + 1/3 + 1/3 nicht etwa 1 ist, sondern wieder nur 1/3 ?! Wollt' ihr ein Spiel mit drei Aspekten rausbringen, muss auch jeder Aspekt voll ausgearbeitet sein. Ansonsten: reine Adventures waren immer großartig, es besteht kein Bedarf an halbgaren Experimenten. Und was nützen (angeblich) riesige Welten, wenn man darin nichts machen kann? Rätsel? Das "schwierigste" war bislang noch
das mit dem Austauschen des Watillahirns, auch wenn ich schon wusste, dass das kommt, als Lucia gebrutzelt wurde. Auch die Kombinationsrätsel sind eher peinlich, da die richtige Reihenfolge stets drei Schritte daneben auf irgendwas geschrieben steht.
Aber ich will mal nicht nur meckern, auch wenn ich schon verärgert bin. Die (englische) Sprachausgabe ist phantastisch, Zoe spricht so schön und auch die anderen Charaktere lassen diesbezüglich nichts zu wünschen übrig. Die Musik ist auch großartig, das war schon an The Longest Journey das, was bei mir hängen geblieben ist.
Und die Handlung ist auch recht gelungen. Zwar konnte ich mich schon beim Vorgänger mit dieser Parallelfantasyweltgeschichte nicht so recht anfreunden, aber da ich trotz dessen, dass ich das Spiel einfach absolut unmöglich finde, weiterspielen möchte, muss sie wohl doch ganz gut sein. Habe schon mehrfach gelesen, dass die Dialoge zu lang seien, aber mal ehrlich, klar sind sie teilweise recht lang, aber sie gehören nunmal zur Geschichte. Das ist doch spannender, als wenn man sie in Form von über die Gegend verteilten Tagebucheinträgen ezählt bekommt - obwohl es da auch gute Titel mit gibt. Wen Dialoge bzw. zuviel Text stören, der soll halt Egoshooter spielen. Da ist auch die 3D-Graphik besser.
Zwar habe ich das Ende von Dreamfall noch nicht erreicht, aber es drängt sich mir eine einzige Frage auf. Haben die Entwickler, nachdem sie das schöne "Drehbuch" geschrieben hatten, ihr Spiel eigentlich auch mal selbst gespielt? Traurig, dass sie es trotzdem veröffentlicht haben.