Ich wollte ja eigentlich schon längst im Bett liegen, d.h. eigentlich war ich ja vor drei Stunden auch schonmal drin. Aber wo ich jetzt doch noch wach bin, muss ich ja schon fast nochmal eine Lanze für Reprobates brechen.
Es steht völlig ausser Frage, dass Reprobates besser hätte sein können und einfach Schwächen hat, die man als schwerwiegend einstufen kann, aber nicht muss. Dazu zählen nicht zuletzt Bugs, mit denen seltsamerweise keines der Printmagazine, genauso wie ich und die meisten anderen wohl auch, Probleme hatten.
Ich hätte mir umfangreichere Dialoge gewünscht, um inbesondere den einzelnen Charakteren und damit dem Spiel selbst einfach mehr Tiefe zu verleihen. Denn wie in manch anderem Bereich ist hier zweifellos Potential verspielt worden. Aber dass ein Spiel nicht so gut geworden ist, wie es hätte sein können, kann man ja nicht dazu benutzen um die Gesamtwertung herab zu setzen. Das ist so als wenn Sportler X Bronze holt, also eigentlich doch gar nicht so schlecht war, ich ihm aber dann sage, dass er scheisse sei, weil er ja auch Gold hätte holen können.
Genauso darf man auch die persönliche Enttäuschung nicht in die qualitative Einschätzung einfließen lassen. Sicher ist das nicht leicht, aber es ist einfach nicht fair etwas, in das ich große Hoffnungen gesetzt habe und zunächst mal nur meine hohen Erwartungen nicht erfüllt hat, dann nur deshalb nieder zu machen. Wir reden hier ja nicht über die Einschätzung "hat mir nicht gefallen", sondern "ist der letzte Scheiß".
Dann darf man zwei weitere Dinge nicht vergessen. Zum einen sind die Traumabschnitte, die spielzeitmäßig immerhin ca. 1/3 oder so ausmachen wirklich gut, besonders der zweite und dritte Abschnitt, wobei natürlich auch das (in einem gewissen Rahmen) Ansichtssache ist, und sollten zumindest bei den Meisten das Spiel davor bewahren als totale Gurke gesehen zu werden,
zum anderen sollte man nicht verkennen, oder zumindest nicht die durchaus vorhandene Möglichkeit ausschließen, dass die angeblich allesamt so schlechten Inselkapitel, optisch
und spielerisch ein erzählerisches Mittel darstellen.
weiterer Text kann Spoiler enthaltenMan kann es, nachdem man die Endsequenz gesehen hat, in etwa so sehen: Adam ist zu Beginn reichlich leichtfertig und setzt sein kostbares Leben auf's Spiel. Doch er ist nicht tot, er bekommt so etwas wie eine zweite Chance. Diese gestaltet sich fast wie eine Wiedergeburt, die Lebensabschnitte/ -erfahrungen im "Zeitraffer" beinhaltet. Er ist erstmal einfach dort, keiner hat ihn gefragt, ob er das will. Er kennt sich dort nicht aus, was aber schonmal vorhanden ist sind andere Menschen, die er nicht kennt, die ihn nicht kennen, mit denen er irgendwie zurecht kommen muss. Die Mittel die ihm anfangs zur Verfügung stehen sind primitiv (Stöcke, Steine), aber eine andere Möglichkeit hat er nicht, also nutzt er sie so gut er kann. Sein oberstes Ziel zu Beginn: Erkenntnis. Also macht er sich auf den Weg. Obwohl er es lieber alleine schaffen möchte, stellt er relativ schnell fest, dass er die Hilfe anderer Menschen braucht. Die Erkenntnis zu der er mit der Zeit gelangt ist also doch eine andere als er erwartet hat. Er kommt nicht voran, wenn er sich nicht mit den anderen arrangiert, soweit das möglich ist, und Gleichgültig sorgt für nichts anderes als Stillstand. Er lernt also etwas fürs Leben wenn man so will, etwas das ihm scheinbar in seinem früheren Leben nicht möglich war, vielleicht auch, weil er nie dazu gezwungen war. Anfangs frustriert es ihn zwar, wenn er wieder mal einen Rückschlag hinnehmen muss (neuer Tag ohne Inventargegenstände), aber er probiert es weiter, denn ansonsten bliebe nur eines: Aufgeben. Er merkt schnell, dass die Welt nicht still steht und sich immer neue Perspektiven ergeben (hui

), Leute kommen und gegen, manche mögen ihn, andere sind skeptisch wieder andere lehnen ihn ab. Mit der ein oder anderen netten Geste, schafft er es sogar die Skeptiker langsam aber sich von sich zu überzeugen. Bei manchen gelingt das natürlich nicht, aber damit findet er sich ab.
Seine Möglichkeiten werden jedenfalls umfangreicher, nun kann er auch weniger primitiv Mittel einsetzen, zudem konnte er seinen Radius erweitern. Er hat ein Ziel vor Augen, das er errreichen will.
Zwischendrin ergeben sich besondere Vorgänge in Form von Träumen, die imho einschneidende Erlebnisse eines Lebens symbolisieren, an denen man entweder wächst oder zerbricht. Adam wächst zweifellos daran, sie bestärken ihn darin, seiner Situation zu entbrechen, seinen Radius noch stärker zu erweitern. Zwischenzeitlich verknallt er sich in die (ziemlich süße

) Eva, die ihn aber ablitzen lässt. Naja, so sind die Frauen halt

Jedenfalls schafft er es irgendwie wegzukommen. Ganz so einfach und behütet wie auf der tristen aber letztlich doch insgesamt recht sicheren Insel, ist es da draussen dann nicht, aber manchmal muss man eben auch kämpfen. Denn er hat ja gelernt, dass man auch mal etwas wagen muss, um an Ende überhaupt gewinnen zu können.
Und, so ein Zufall, da begegnet ihm die Frau seiner Träume doch just in dem Moment wo er "im richtigen Leben" nochmal eine zweite Chance bekommt. Er will nun die Chance nutzen und sein Leben sinnvoll und bewusst führen, es schätzen und achten, genauo wie seine Mitmenschen, anstatt das Leben weiter zu vergeuden.
Naja, vier Uhr morgens halt
