Willkommen bei den Jakobsens
Direkt zu Beginn lernten wir unsere Protagonistin Tove Jakobsen kennen, die gemeinsam mit ihrem fantasiebegabten kleinen „Tomte“-Bruder Lars und „Pappa“ Henrik in einer kleinen Hütte in einem bezaubernden Wäldchen lebt. Dass dieses Idyll ein nur scheinbares, ein mehrfach gebrochenes ist, wurde uns schnell bewusst.
Die Mutter der Kinder, Eva, scheint nur noch auf Fotos zu existieren und der Vater verbringt die Tage und Nächte benebelt vor sich hindösend im Schaukelstuhl, weshalb der noch immer sehr jungen Tove bereits viele häusliche Pflichten und Teile der Erziehung von Lars zufallen.
Die Jötnar und das Baby
Alles sah danach aus, als würde auch dieser Tag in der nicht ganz so heilen Welt der Rumpffamilie Jakobsen so enden wie üblich, nämlich mit einem literarischen Betthupferl aus den „Geschichten des Waldes“: In der Dichtung „Die Jötnar und das Baby“ wurde von vier mächtigen tierischen Wächtern berichtet, die in den Tagen von ehemals für Ruhe und Stabilität in der Welt sorgten.
Der geduldige Bär Jötunbjörn mit seinem herbstlich braunen Fell,
Der stolze Hirsch Jötunhjort, dessen Geweih in der Sonne hell glänzte
Der verspielte Wolf Jötunúlfur, der neues Leben brachte
Die schlaue Räbin Jötunravn, die den Wald in weißen Zauber hüllte
Alles änderte sich, als der Mensch in ihr Reich vordrang und mit der Holzgewinnung begann. Jötunraven verliebte sich in einen Holzfäller und nahm, um ihn zu becircen, menschliche Gestalt und den Namen Rörka an. Bald nach der Vermählung gebar sie einen Sohn, der zu ihrem Erschrecken halb Mensch, halb Rabe war.
Von Rörkas Abwegen bestürzt, beschlossen die anderen Wächter, sie und ihr namenloses Kind in die Unterwelt zu verbannen. Auch wenn ihre gemeinsame Stärke durch diesen Verlust sank, gelang es ihnen, die Balance im Reich wiederherzustellen. Im Exil indessen fasste Rörka den Entschluss, ihrem Kind einen Rückweg in die alte Welt zu ermöglichen.
Kaum auf der letzten Seite angelangt, fielen Tove für eine Weile die Augen zu...
Flucht ins Ungewisse
Nach einer nächtlichen „Wasserstandsmeldung“ von Lars, die im Playthrough kurz für Verwirrung sorgte, war uns plötzlich unwohl zumute: Das Familiengrundstück war von grimmigen Raben bevölkert und aus der Ferne drangen Erschütterungen zu uns.
Kaum waren wir nach Lars' Toilettengang wieder im Kinderzimmer, tauchte ein riesenhaftes dunkles Wesen vor dem Fenster auf, das sogleich die Jagd auf uns eröffnete. Mit rabiaten Methoden und rasanten Mitteln gelang Tove und Lars zwar die Flucht aus dem Haus, den geliebten Pappa mussten aber sie leider, verschüttet unter Trümmern, zurücklassen.
Doch unser Erfolg sollte nur von kurzer Dauer sein: Kaum im dichten Wald angelangt, gelang es dem Monster, Lars zu entführen. Tove nahm sogleich die Verfolgung auf und gelangte nach einer kleinen Schnitzeljagd zu einer Lichtung, wo sie nicht mehr verhindern konnte, dass Lars von dem flauschigen Vieh durch ein blaues Portal gezerrt wird. Allerdings konnte sie im letzten Moment selbst noch hindurchschlüpfen....
Alles anders
Am nächsten Morgen erwachte Tove in einem von vier Säulen umgebenen Steinkreis auf derselben Lichtung am See, wo sie in der Nacht noch das Portal durchschritten hatte. Doch der Ort wirkte seltsam verändert und schien nun gänzlich eigenen Gesetzmäßigkeiten zu folgen.
Als wäre Tove in eine von Lars' Tagträumereien oder eines seiner Bilderbücher hineingeraten, war sie nun von Trollen, sprechenden Bäumen, tentakalartigen Ranken und misslaunigen Fröschen umgeben. Im Schatten einer Stabkirche zeugten die zahlreichen Gräber junger Menschen von tragischen Ereignissen, deren Tragweite wir noch nicht begreifen konnten.
Vom Baum der Sehenden erfuhren wir, dass nur die Jötnar imstande seien, uns an Lars' unfreiwilligen Aufenthaltsort zu führen. Um diese Wächter allerdings erreichen zu können, wurde uns nahegelegt, den Wald zu „heilen“ und die ursprünglichen Wurzelverbindungen zwischen den Bäumen wiederherzustellen.
Wir lernten auch die holde Knochenteetrinkerin Trollhilde kennen und halfen ihr dabei, ein spitzes Accessoire loszuwerden. Auch den den Mutterbaum konnten wir nach ein wenig „Raben-Action“ befreien und verfügten nun über ein ökologisch nachhaltiges Schnellreisesystem.
Ansonsten war in der neuen Umgebung aber noch nicht allzu viel zu erledigen: Einige Wege blieben Tove vorerst verwehrt, die Kirche gab ihre Geheimnisse nicht preis und ein rettender Wächter war auch noch nicht in Sicht.
Wer oder was ist Röki?
Zum Abschluss erhielten wir endlich Nachricht von Lars: Er wird im finsteren Kerkerreich Utangard von Rörka, auch bekannt als Jotünravn, auf einem Burgfried gefangengehalten. Dort soll er Teil, besser: Opfer, eines Rituals werden, das ihrem Sohn RÖKI, den wir sogleich als den Entführer identifizierten, menschliche Gestalt verleihen soll, damit er die Verbannung in Utangard verlassen kann.
Rörki erhielt auch Kunde von Toves Ankunft im Wald. Sie befahl ihren gefiederten Boten, das Mädchen auf Schritt und Tritt zu überwachen. Derweil begannen Lars und Röki damit, sich auf spielerische Weise ein wenig anzufreunden...
Offene Fragen
Welche Geheimnisse birgt Toves Elternhaus? Was geschah mit ihrer Mutter? Zumindest im Brunnen könnte sich etwas Interessantes zu befinden...
Was hat es eigentlich mit der im Schnee versunkenen Werkstatt auf sich?
Von welcher Krankheit ist der Wald befallen und wie kann Tove bei seiner der „Heilung“ helfen?
Ein paar vielleicht übersehene Details
Kannte Lars Röki etwa schon vor dem Angriff auf das Haus? Gleich zu Beginn beschreibt er die Holzstatue im Wald als seinen besten Monster-Freund. Auch eine Zeichnung im Kinderzimmer ähnelt ihm verdächtig.
Lars' Teddy heißt "Jötun", was dem isländischen Wort für „Riese“ entspricht und auf ein vorzeitliches Göttergeschlecht der altnordischen Mythologie hinweist. Dieselbe Vorsilbe findet sich auch in den Namen der in der Geschichte angesprochenen vier Wächter.
Darüber hinaus steht „björn“ für Bär, „hjort“ für Hirsch, „úlfur“ für Wolf und „ravn“ für Rabe. Jötunúlfur bedeutet dementsprechend also „Riesenwolf“.
Die Namen der verstorbenen Haustiere sind eine Hommage an die Schriftstellerin Mary Shelley („Frankenstein“) und an Bram Stoker („Dracula“).