S.C.A.R.E.

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neon
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S.C.A.R.E.

Beitrag von neon »

Mit S.C.A.R.E. legt rondomedia nach dem im letzten Jahr erschienenen Scratches einen weiteren unabhängig entwickelten First-Person-Horror-Titel nach. Das Spiel wurde auf Basis der Wintermute-Engine entwickelt, der Originaltitel lautet 'Ghost in the sheet'.

In S.C.A.R.E. übernehmen wir die Rolle des kürzlich verstorbenen John, der, bevor er das Jenseits betreten darf, herausfinden soll, warum immer weniger Seelen ihren Weg ins Jenseits finden. Da dies wohl mit seltsamen Ereignissen in einer Fabrik namens S.C.A.R.E-Sektor Omega zusammenhängen soll, werden wir dorthin geschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Grafisch ist das Spiel recht ordentlich, zumindest was die Hintergrundbilder angeht. Leider fehlen den Szenerien jegliche Animationen, wodurch alles recht unprofessionell wirkt. Animierte Zwischensequenzen gibt es genau zwei, der Rest beschränkt sich auf Standbilder mit Sprechblasen und Sprachausgabe, wodurch teilweise das Gefühl entsteht, man hätte es mit einer Comicumsetzung zu tun.

Die Musik im Spiel ist zwar stellenweise recht nett, passt aber nicht so wirklich zur Thematik und kann auch schon mal nerven. Die Soundeffekte sind allerdings recht gut.

Die Rätsel sind stellenweise recht knifflig, man tüftelt hier schon manchmal recht lange rum. Es gibt vor allem Schalterrätsel. Durch den Umstand, daß man sich als Geist bewegt, gibt es kein Inventar. Dadurch ergeben sich ab und zu Situationen, in denen man einfach nur einen Gegenstand von einem Raum in den anderen bekommen muß. Anfangs kann man nur durch Telekinese Dinge im aktuellen Raum aufheben und auf andere Gegenstände anwenden. Im weiteren Verlauf des Spiels kommen andere Fähigkeiten hinzu, die man entweder durch Anwählen eines Icons am linken Bildrand oder über die Funktionstasten aktiviert. Diese sind ebenfalls zum Lösen von Rätseln notwendig. Obwohl es nur eine sehr begrenzte Anzahl von Räumen gibt, tun sich dadurch Situationen auf, die erst im späteren Verlauf des Spiels gelöst werden können, ohne daß einem das Gefühl gegeben wird, Dinge aus reiner Willkür im Moment noch nicht ausführen zu können. Das Rätseldesign kann im Großen und Ganzen als gelungen angesehen werden.

Die Steuerung ist einfach gehalten. Es gibt Hotspots für die Ausgänge und für alle wichtigen Gegenstände. Es dauert zwar eine Weile, bis man sich an die Perspektive gewöhnt hat und weiß, über welche Ausgänge man zum gewünschten Raum kommt, allerdings hängt an einer Wand ein Plan und da man sich immer im selben Komplex aufhält, macht die Navigation nach einer gewissen Spielzeit auch keine Probleme mehr.

Negativ fällt eines der drei Minigames auf, an dem hartgesottene Adventurespieler sich unter Umständen die Zähne ausbeissen werden. An dieser Stelle mußte ich mir dank meiner verkümmerten Zielgenauigkeit von einem Achtjährigen helfen lassen, ansonsten hätte ich wohl früher oder später meine Maus getötet.

Die deutsche Lokalisation ist ordentlich. Es wurde nicht nur die Sprache übersetzt, auch Beschriftungen und Schmierereien an den Wänden wurden eingedeutscht. Negativ ist mir allerdings aufgefallen, daß manche Sprecher ihre Texte etwas seltsam betonen.

Die Story ist zwar teilweise etwas theatralisch erzählt, an sich aber gar nicht mal schlecht. Lediglich das Gruselgefühl, welches die Packung verspricht, wollte sich nicht einstellen.

Fazit:

Mit einer Spielzeit von etwa 6 Stunden und einer nicht gerade professionellen Umsetzung würde ich S.C.A.R.E. als etwas mager ansehen. Dem gegenüber steht allerdings ein recht günstiger Preis von unter 20 Euro, so daß unterm Strich das Preis/Leistungsverhältnis wieder stimmt.

+ Schöne Hintergründe
+ Soundeffekte
+ Fertigkeitensystem
+ Story
+ anspruchsvolle Rätsel
+ günstiger Preis

- steril durch fehlende Animationen
- nerviges Minispiel
- zu wenig Grusel für ein Gruselspiel
- teilweise seltsame Betonungen bei der Sprachausgabe
- kurze Spielzeit

Meine Wertung: 6,5 von 10
"Ich habe mich so gefühlt, wie Sie sich fühlen würden, wenn sie auf einer Rakete sitzen, die aus zwei Millionen Einzelteilen besteht - die alle von Firmen stammen, die bei der Regierungsausschreibung das niedrigste Angebot abgegeben haben"

- John Glenn nach der ersten Erdumrundung 1962
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