Gilbert Goodmate und der Pilz von Phungoria

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neon
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Gilbert Goodmate und der Pilz von Phungoria

Beitrag von neon »

Gilbert Goodmate wurde mir Ende letzten Jahres gewichtelt. Nach der ersten Installation lag es eine ganze Weile auf meiner Festplatte rum, weil ich anfangs weder mit der Steuerung noch mit der Sprachausgabe anfreunden konnte.

Das Spiel ist ein 3rd person Point and Click Adventure. Hält man die linke Maustaste gedrückt, erscheint ein Menü, in dem man die Aktion für das jeweilige Objekt wählt. Ein Rechtsklick öffnet und schließt das Inventar.

Gilbert lebt in Phungoria, und dort gibt es einen heiligen Pilz. Dieser Pilz hat seine ganz eigene Geschichte und Gilberts Großvater hat die Aufgabe, diesen Pilz zu bewachen. Als der Pilz eines Tages gestohlen wird, schiebt der Sheriff die Schuld auf Gilberts Großvater und plant, diesen hinzurichten. Nun liegt es an Gilbert, den Pilz wiederzufinden und seinen Großvater zu befreien.

Die Grafik von Gilbert Goodmate orientiert sich vom Stil her an Monkey Island 3. Anfangs kamen mir die Animationen recht ruckelig vor, man gewöhnt sich aber daran. Zwar kann man hier keine echten optischen Leckerbissen erwarten, die Grafik ist aber doch eigentlich recht nett.

Die Rätsel in Gilbert Goodmate erinnern ebenfalls an den Stil von Monkey Island. Es gibt einige, teilweise recht komplizierte Inventarrätsel, auch ein Schiebepuzzle war dabei. Insgesamt sind alle Rätsel logisch nachvollziehbar, aber stellenweise wirklich knackig.

Die Musik fand ich eher nervig. Einfallsloses MIDI-Gedudel, und das durchgehend. Ich habe die Musik irgendwann abgeschaltet. Dafür sind die Soundeffekte ganz okay. Zu bemängeln ist allerdings die Sprachausgabe. Zwar wurden professionelle Sprecher verpflichtet, meiner Meinung nach haben sie ihren Job aber nicht besonders gut gemacht. Offensichtlich wurde an verschiedenen Tagen quer Beet aufgenommen, so daß sogar innerhalb eines Gesprächs die Stimmlage der Charaktere so unterschiedlich ist, daß man denkt es wären mehrere Sprecher für die gleiche Figur am Werk gewesen. Als wäre das nicht genug, werden auch die unmöglichsten Dialekte verwendet. Ich finde, daß sächsisch, berlinerisch, spanischer Akzent und italienischer Akzent nicht wirklich in einen Fantasy-Plot passen, auch nicht bei einem Comicadventure. Die gesprochenen Texte passen auch nicht zu den Bildschirmtexten, in denen sich zudem jede Menge Rechtschreibfehler eingeschlichen haben.

Das ist besonders ärgerlich, weil die Dialoge im Spiel extrem lang sind und oftmals auch zuende geführt werden müssen, damit man weiterkommt. Zum Glück kann man den jeweiligen Text mit der Escape-Taste überspringen.

Die Story des Spiels ist hingegen recht gut umgesetzt, trotz der technischen Mängel hat es doch eine Menge Spaß gemacht. Das liegt vor allem daran, daß der Plot recht humorvoll präsentiert wird, vor allem die insgesamt recht schrulligen Charaktere sind recht witzig. Auch einige Bemerkungen (Wer im Glashaus wohnt, sollte sich im Keller umziehen) haben für den einen oder anderen Lacher gesorgt.

Fazit: Gilbert Goodmate ist was für Leute, die mal wieder richtig knobeln wollen und auf großartige technische Präsentation nicht viel wert legen. Inzwischen ist es für 10 Euro erhältlich und außerdem in der ersten dtp-Abenteuerbox enthalten.

+ Feines Rätseldesign
+ Witzige Dialoge
+ Gute Story

- Miese Sprachausgabe
- Musik nervt

Meine Wertung: 6,5 von 10
"Ich habe mich so gefühlt, wie Sie sich fühlen würden, wenn sie auf einer Rakete sitzen, die aus zwei Millionen Einzelteilen besteht - die alle von Firmen stammen, die bei der Regierungsausschreibung das niedrigste Angebot abgegeben haben"

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daniel76k
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Beitrag von daniel76k »

Ich habe dieses Spiel vor kurzem zu Ende gespielt, und kann mich der Kritik von Neon nur anschließen. Die Grafik ist sehr bunt und detailverliebt, die Rätsel mit gemischtem Schwierigkeitsgrad. Auch die Story ist sehr gut gelungen, allerdings war ich mit dem recht apprupten Ende nicht zufrieden. Man erfährt nicht was nun aus Arver und dem Häuptling geworden ist, ob sie wirklich in den Klippen zerschellt sind, oder vielleicht überlebt haben. Auch was nun aus Gilbert und der Prinzessin wird, weiß man nicht.

Zum Thema Sprachausgabe: Im Englischen soll die ja sehr gut sein, was man an den Outtakes auch merkt, dass dort richtige Sprecher am Werk waren. Die deutsche Version ist komplett versaut - das ganze wurde von vielleicht 3 - 4 lustlosen Sprechern gemacht, die sich beim Stimme verstellen wenig Mühe geben und wirklich fast jeden Satz falsch betonen. Jeder Amateur hätte das mir einem Headset, einem Computer und dem Windows-Audio-Recorder besser hinbekommen... Aber gut, daran gewöhnt man sich mit der Zeit.

Im Großen und Ganzen ist es doch ein sehr gelungenes 2D-Spiel, dass mir sehr lange Spaß bereitet hat, und welches jeder Adventure-Fan mal gespielt haben sollte. Ich würde mir auch eine Fortsetzung kaufen.
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