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Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 02.12.2022, 01:38
von LittleRose
Uncoolman, ich glaube, du hast da ein "nur" im Text vergessen. Ja, die heutige Industrie ist leider nicht mehr darauf ausgelegt, Legenden zu erschaffen. Da zählt nur noch das Aussehen.

Aber wir sollten hier nicht streiten.
Möge Christiane Hörbiger in Frieden ruhen.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 17.01.2023, 22:33
von mudge
Habe mich gestern dazu durchgerungen, die Wohnung meiner Mum zu kündigen.
Seit Oktober ist alles nur noch schwierig.
Es wird auch nicht besser.
Bin: Stiller.

Edith raunt: Meine Mum lebt. Sie ist "nur" in einem Altenheim. Der obige Rest passt dann, leider, wieder.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 19.01.2023, 22:09
von Sternchen
mudge hat geschrieben: 17.01.2023, 22:33 Habe mich gestern dazu durchgerungen, die Wohnung meiner Mum zu kündigen.
Seit Oktober ist alles nur noch schwierig.
Es wird auch nicht besser.
Bin: Stiller.

Edith raunt: Meine Mum lebt. Sie ist "nur" in einem Altenheim. Der obige Rest passt dann, leider, wieder.
Das ganze klingt hart für dich. Fühl dich fest gedrückt.🙂

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 23.01.2023, 18:26
von mudge
Ich danke Dir herzlich, Sternchen [-o<

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 23.01.2023, 20:09
von Möwe
Fühl dich auch von mir gedrückt, lieber mudge.
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Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 23.01.2023, 20:30
von mandarino
Hier auch. Bin in Gedanken bei euch, mudge.
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Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 13.03.2023, 19:37
von mudge
Ich bin jetzt lange ruhig gewesen. Nun möchte ich es hier schreiben:

Meine liebe Mama ist am 03. März 2023 friedlich in meinem Beisein entschlafen.

Seit September gab es Krankenhausaufenthalte, danach die Kurzzeitpflege in einem Altenheim.
Da es nicht besser wurde, ist sie dort seit November aufgenommen worden.

Im Dezember gab es noch ein Wiedersehen mit ihrem Bruder und seiner Partnerin,
doch wenig später nach meinem Geburtstag kam es erneut zu einem Krankenhausaufenthalt.
Immer wieder zu Stürzen. Zu Wasser in den Füßen. Zu erstaunlich wie erschreckend schneller,
dementieller Entwicklung. CT vom Kopf fand 2x auf Wunsch statt, keine Tumore, kein Schlaganfall.
Doch bei der Rückkehr ins Heim saß meine Mum dann plötzlich im Rollstuhl im Aufenthaltsraum.

Wir hatten am folgenden Montag einen Arzttermin bei der Hausärztin.
Am Sonntag zuvor nahm ich auf ihrem Zimmer auch mal die Maske ab, saß nahe bei ihr am Bett.
Sie sprach nicht viel, war müde.

Ich übernachtete in ihrer Mietwohnung, bekam am Morgen einen Anruf:
Meine Mum ist Corona positiv.
Daraufhin bin ich zum Testen vor Ort - der Test war negativ.
Noch im Testzentrum der nächste Anruf: Meine Mum ist wieder gestürzt,
sie kommt wieder ins Krankenhaus.

Da ihr Zustand als kritisch galt, durfte ich - einmal auch einfach mit Selbsttest -
jederzeit zu ihr. Dann immer mit Komplettschutz (Anzug, Handschuhe, Maske).

Ein guter Arzt nahm mich da erneut aus dem Alltag.
Leider hat meine Mum bei diesem Aufenthalt kaum noch sprechen können.
Ich weiß nicht, ob es noch einen Schlaganfall gab, habe den letzten Arztbericht auch noch nicht bekommen.

Nicht mehr miteinander sprechen zu können war das Schlimmste.

Doch seit den 4 Krankenhausaufenthalten ab September haben wir uns immer wieder
alles Liebe und wichtige gesagt. Oft war die Vorbereitung auf einen baldigen Abschied da
eher, mitunter sehr, belastend. Doch diese Worte erinnere ich, habe sie im Hinterkopf.

Am Donnerstag wurde sie aus dem Krankenhaus wieder ins Heim entlassen.
Donnerstag war ich auf der Arbeit, es gab mehrere Anrufe.
Mum kam ins Notfallzimmer, es wurde lieb und angenehm in ihrem Sinne eingerichtet.
Am Abend telefonierte ich mit ihrem Bruder, dass ich am Freitag hinfahre, ob er auch kommen wolle.

Freitag fuhr ich mit dem Bus zum Altenheim, stand dort gegen 14:00 Uhr vor der Tür,
drei Schritte von der Klingel entfernt, da rief das Heim an. Eine der Damen kam dann gleich zur Tür,
erklärte, meine Mum habe gerade vom Arzt eine Spritze mit Morphium gegen die Schmerzen bekommen.

Im Notfallzimmer verbrachten wir dann gemeinsame Zeit.
Mein Onkel und seine Partnerin kamen, sie schaffte es leider nicht, länger im Zimmer bleiben.
Ich wusste durch die letzten Krankenhausbesuche, was mich erwartet.
Die Heimleitung erklärte mir zuvor auch, dass aus dem Arztbrief ersichtlich ist,
dass es jetzt eine (prä?-)palliative Behandlung war.

Ich las meiner mum noch einmal "Die Giraffe Loch Ness" vor, mein Bilderbuch.
Wir hörten Catherina Valente, ich streichelte ihre Hand.
Gegen 16 Uhr kam mir die beste Idee: Ich erreichte eine Freundin von ihr,
mit der sie sich immer tröstliche, religiöse Zeilen schrieb.
Das Handy hielt ich meiner Mutter ans Ohr. Sie hat zwar nicht mehr sprechen können,
doch sicher alle guten Worte verstanden.

Gegen 16:20 Uhr zog meine liebe Mum die Hand langsam weg,
legte sich beide Hände auf den Oberbauch. Dann ist sie friedlich entschlafen.

Nur eine Minute später kam die Pastorin ins Zimmer. Sie gab Mama noch ihren Segen.
Dann fuhr sie mich nach Hause.

Mich tragen ihre Worte: "Ihre Mutter ist wirklich friedlich entschlafen. Sie können dankbar sein.
Der Gesichtsausdruck wäre sonst ein anderer."

Ich hätte mir *nie* gedacht und gewünscht, dass ich im Zeitpunkt des Todes bei meiner Mama
zu sein, als *gut* bezeichnen würde. Doch sie hat es sich sogar so gewünscht. Und ich war da.
Mit ihrer Lieblingsmusik, einem kurzen Besuch ihres Bruders, einer kleinen Vorlesung,
dem Telefonat mit der guten Freundin. Ich hätte es *nicht* besser "machen" können.

Heute gab es nun den Beerdigungstermin. Nächste Woche Mittwoch wird sie auf dem Friedhof beerdigt,
auf dem sich auch das Grab meines Papas befand, der starb 1985, sowie das ihres Lebensgefährten,
mit dem sie noch viele schöne Jahre verbracht hat.

Natürlich bin ich traurig.
Doch bin ich auch dankbar. Für das friedliche "Gehen", für das Ende der Qual.
Ich würde mit so wenig Leben und Kraft in mir nicht weiterleben wollen.

Seit einer Auszeit am Wochenende danach kommen nun die ganzen organisatorischen Sachen dazu.
Mit der Urnenbeisetzung, in der Nähe ihres Lebensgefährten, ist, hoffentlich, der meiste Teil getan.

Es gab hier im Forum auch immer wieder erfreuliches zu lesen, doch egal, was es war:
Ich konnte jetzt nicht einfach hier tippen wie immer.

Natürlich ist das noch nicht alles - doch ist es gerade genug.
Immerhin steht, für irgendwann, die Möglichkeit einer ReHa im Raum.

Hier kannte meine liebe Mum, Ursula, leider niemand persönlich.
Sie war ein lieber, fröhlicher Mensch. Ich habe ihr sehr viel, vielleicht sogar alles, zu verdanken.

In meinem Kopf und in meinem Herzen lebt sie weiter.
Tröstlich empfinde ich den Gedanken, dass mum nun ein Stern ist.

Ich entschuldige mich für den wahrscheinlich nun doch wieder viel zu langen Text.
Mir ist auch wichtig, ein bisschen von den letzten Wochen und Monaten zu Verständnis zu bringen.
Auch, wenn ich noch eine Weile pausieren werde, tippe ich hier gerne wieder.
Nur, bitte und hoffentlich, nicht unbedingt so bald wieder in diesem "Traurig-Thread".

Zusatz:
Am 04.03. verstand ich, dass der 03. März 2023 "Weltgebetstag" war. Das hätte meiner mum gefallen.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 13.03.2023, 19:45
von Sven
Mein herzlichstes Beileid, mudge. :(

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 13.03.2023, 20:25
von mandarino
Lass dich fest umarmen, mudge.
Bin in Gedanken bei dir.
In lieben Gedanken wird deine liebe Mum immer bei dir und in deinem Herzen bleiben. Dort ist ihr bester Platz.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 13.03.2023, 20:46
von Kikimora
Ich habe deinen Text gelesen, auch wenn es mir schwer fiel, und geweint, mudge. Ja, es ist gut, dass du bei deiner Mutter sein konntest, als sie gegangen ist. Ich denke, das wird auch dir helfen, deinen Frieden zu finden. Ich hatte diese Möglichkeit bei meinem Vater nicht und an sowas knabbert man auch Jahre später noch.

Mein herzliches Beileid.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 13.03.2023, 21:09
von Loma
Mein allerherzlichstes Beileid...

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 14.03.2023, 00:42
von Möwe
Ich drücke dich, lieber mudge. Und fühle mit dir.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 14.03.2023, 08:09
von Bratwurstschnecke
Auch mein allerherzlichstes Beileid und Mitgefühl, lieber mudge. Deine offenen Worte hier haben mich sehr berührt und zum nachdenken gebracht. Danke dafür!

Ich möchte dir außerdem meinen allerhöchsten Respekt aussprechen. Du hast deiner Mum den größten "Dienst" erwiesen, den man einem Menschen erweisen kann, wenn man die chance dazu bekommt. Du warst im entscheidenden Moment für sie da und du bist geblieben. Du hast alles richtig gemacht.

Fühl dich feste umarmt.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 14.03.2023, 09:23
von Esmeralda
Auch von mir allerherzlichstes Beileid, lieber mudge.

Re: Der Traurig-Thread

Verfasst: 14.03.2023, 10:23
von Shootingstar
Herzliches Beileid, mudge