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Re: Und die Ölindustrie macht dann zum Schluss das Licht aus.

Verfasst: 12.10.2025, 20:37
von Hans
Uncoolman hat geschrieben: 12.10.2025, 15:32 Es gibt Grafiken und Statistiken, die zeigen, wieviel Platz man z.B. bräuchte, um die komplette Welt mit Solarstrom zu versorgen. Es ist nicht so viel wie man glaubt.
Ich würde mir das ja auch wünschen, aber selbst wenn es technisch möglich wäre: Wie löst man das Problem der (politischen) Abhängigkeiten? Ich würde aktuell kein Europa wollen, das ernergietechnisch vom sonnenreichen aber politisch weniger stabilen Afrika abhängig ist. Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber ich sehe keine Lösung für dieses Problem. Wenn ich mir anschaue, wie sich überall auf der Welt die Leute die Köpfe einschlagen (wenn nicht physisch, dann zumindest verbal), fällt es mir schwer, an globale Lösungen zu glauben.
Uncoolman hat geschrieben: 12.10.2025, 15:32Es geht nicht um Wirtschaft an sich, sondern um die Ziele von Wirtschaft. So lange es das höchste Ziel ist, so reich wie möglich zu werden, weil man dann "mehr Wohlstand" hat, ändert sich nichts und die Menschheit fährt gegen die Wand.
Naja, immerhin hat uns dieses Modell ziemlich viel Wohlstand auf allen Ebenen verschafft - denn auch "Reiche" bleiben nicht reich, wenn es den "weniger Reichen" zu schlecht geht. Das sorgt für ein gewisses Gleichgewicht (und ich behaupte nicht, dass die Balance überall ausreichend gut ist).

Re: Und die Ölindustrie macht dann zum Schluss das Licht aus.

Verfasst: 12.10.2025, 20:51
von Simon
Uncoolman hat geschrieben: 12.10.2025, 15:03 Das Denkmuster ist einfach. Ich habe ein paar "Gegner von allem" in meinem Umfeld. Sie werfen der Regierung, insbesondere den Grünen, vor, dass sie Deutschland abhängen, weil sie es wettbewerbsunfähig machen. Es stimmt. Strom ist teuer, Internet ist teuer, usw..
Das kann man so sehen. Aber dann wäre China wirklich unser Vorbild, das heißt, wir müssten Atomkraft und Kohleverbrennung wieder forcieren. Nur: wer sollte dann anfangen, umzudenken? Klar, wir können uns in die Liga der Verschmutzer wieder einreihen. Der Kapitalismus, unser aller Todesurteil, würde das verlangen. Wie man sieht, passen Wirtschaft und Weltschutz nicht zusammen, denn beide sind diametrale Pole. Wir müssen uns entscheiden: mit oder ohne gutem Gewissen.
In China tut sich aktuell viel. Sie sind Vorreiter bei Photovoltaik, Batteriespeicher und E-Mobilität. China macht das sicherlich nicht aus Nächstenliebe und es geht vermutlich auch nicht primär um eine bessere Umwelt (die Produktion dürfte sicherlich noch ziemlich "schmutzig" sein), aber während die USA als globale Macht Rückschritte macht, macht China Fortschritte. Und gleichzeitig bedeutet es auch, dass sich mit Umweltschutz auch Geld machen lässt.

Würdest du dir heute lieber ein Auto kaufen, das 20 Liter Benzin auf 100 km verbraucht oder eins, das mit 5 Litern auskommt? Würdest du heute dein Wohnzimmer lieber mit einem 300 Watt Deckenstrahler beleuchten, oder mit 30 Watt LED-Leuchten? Hättest du lieber einen Laptop, der dir die Knie verbrennt, laut röhrt und den Akku nach 30 Minuten leer hat, oder ein lautlos gekühlten Laptop, dessen Akku zehn Stunden durchhält?

Sicher ist das umweltfreundlichere Produkt nicht immer das beste und billigste. Kurzfristig gesehen ist vermutlich fast immer das weniger umweltfreundliche Produkt das ertragreichere. Und sicher muss auch oft nachgeholfen werden, bevor sich das umweltfreundlichere Produkt durchsetzt, aber ich sehe nicht, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und Umweltschutz unausweichlich ausschließen.

Re: Und die Ölindustrie macht dann zum Schluss das Licht aus.

Verfasst: 12.10.2025, 20:54
von DavidMcNamara
Hans hat geschrieben: 12.10.2025, 20:37
Uncoolman hat geschrieben: 12.10.2025, 15:32Es geht nicht um Wirtschaft an sich, sondern um die Ziele von Wirtschaft. So lange es das höchste Ziel ist, so reich wie möglich zu werden, weil man dann "mehr Wohlstand" hat, ändert sich nichts und die Menschheit fährt gegen die Wand.
Naja, immerhin hat uns dieses Modell ziemlich viel Wohlstand auf allen Ebenen verschafft - denn auch "Reiche" bleiben nicht reicht, wenn es den "weniger reichen" zu schlecht geht. Das sorgt für ein gewisses Gleichgewicht (und ich behaupte nicht, dass die Balance überall ausreichend gut ist).
Ich würde zwischen (1) marktbasierten Wirtschaftsformen (z.B. soziale Marktwirtschaft), (2) Kapitalismus (wie ihn z.B. Adam Smith versteht) und (3) neoliberalem Kapitalismus unterscheiden. Ich denke, dass (1) und mit Einschränkungen auch (2) unterm Schnitt wohlstandsfördernd sind. Bei (3) sehe ich hingegen eine Umverteilung von unten nach oben. Das Resultat: In Deutschland besitzen laut der Vermögensbefragung 2023 zehn Prozent der vermögendsten Haushalte 54 Prozent des gesamten Nettovermögens, die vermögensärmere Hälfte der deutschen Haushalte besitzt dagegen gerade einmal drei Prozent des Nettovermögens (Ansprüche an die gesetzlichen Rentensysteme nicht eingerechnet): https://publikationen.bundesbank.de/pub ... 23--954598 Da geht gerade etwas schief.

Re: Und die Ölindustrie macht dann zum Schluss das Licht aus.

Verfasst: 14.10.2025, 12:57
von Uncoolman
In einer Welt von Wölfen kann man nicht das einzige Schaf sein. Es ist eine Frage der Ethik, also keine Frage von Wirtschaft. Es gibt Kulturen, die mehr auf die Gemeinschaft setzen als andere. Dieselbe Marktwirtschaft würde unterschiedlich gehandhabt werden. Da der Trend zum Egoismus geht, ist es nicht möglich, sich dagegen zu stemmen, weil man der einzige Verlierer wird. Ich befürchte, dass die große Einsicht erst nach dem totalen Zusammenbruch kommen wird. Auch "Freitags für Zukunft" ist auf die hinteren Plätze gerutscht, obwohl es einst so aussah, als retteten sie unsere Welt. Kurzfristiger Egoismus befriedigt schneller als langfristige Zukunftsplanung. Da das äußerst menschlich ist, wird die überwiegende Mehrheit nicht umdenken. Selbst nach einer Zombieapokalypse wird es weiterhin um den eigenen Vorteil gehen. Bei CoVid haben wir zwar mehr Solidarität gezeigt, andererseits behinderten Eigeninteressen einen globalen Zusammenschluss. Insbesondere die Mächtigen hatten kein Einsehen. Es war ein guter Testlauf für unsere Ethikvorstellungen.