Aquarius hat geschrieben:Aber nun mal Butter bei die Fische: was war denn an "The Moment of Silence" so "übelst" klischeehaft?
Nikioko, soll ich oder willst du? Oder vielleicht beide? Im Duett?
Kurzfassung: House of Tales hat bisher drei Spiele herausgebracht. "Geheimnis der Druiden" lassen wir mal außen vor - wer da eine originelle Story und gut gezeichnete Figuren wittern möchte, der soll es tun, ich kann es beim besten Willen nicht. Das Spiel kam ja auch hier beim Treff nicht allzugut weg.
"The Moment of Silence" war da schon deutlich besser. Wenn du nur auf die Computerspielszene abhebst, dann war wohl vieles tatsächlich noch nicht da gewesen (bei Büchern und Filmen sieht das wieder ganz anders aus!), aber macht es das unbedingt zu einem guten Spiel? Möglicherweise hatten z. B. "Gabriel Knight" oder "Baphomets Fluch" nach deinen Kriterien mehr Klischees als TMoS, aber sie waren um Längen knackiger erzählt und verfügten über spritzigere Charaktere. TMoS schleppt sich von Bildschirm zu Bildschirm und liefert eigentlich nichts weiter als einen Zusammenschnitt von langweilig präsentierten Verschwörungstheorien und klassischen SF-Plots (z. B. Orwells "1984" oder Kubricks "2001 - A Space Odyssey"). Was nutzt eine unverbrauchte Hintergrundgeschichte, wenn sie nicht ordentlich präsentiert wird? Da hat mir das abgedroschene "Geheimakte Tunguska" mehr Spaß gemacht, das war wenigstens noch abwechlsungsreich, besaß eine ansehnliche Grafik und spielte sich flüssig (und es troff von Klischees und einer albernen Handlung, keine Frage!).
"Overclocked" war nochmals eine Steigerung - teilweise sehr atmosphärisch, mit sich überlagernden Rückblenden über weite Strecken richtig spannend erzählt, aber insgesamt überladen und einfach nicht schlüssig. Die Auflösung mit dem "Supersoldatenserum" (oder so) würde eher in einen Marvel-Comic passen und der eheliche Konflikt im Hause McNamara war unglaublich aufgesetzt und dünn erzählt. Der Ansatz hätte viel mehr hergegeben, außerdem war das Gameplay praktisch nicht vorhanden.
Das große Plus, das HoT sicher hat, ist der Umstand, dass sie "ernste" Geschichten erzählen wollen und nicht nur Klamauk à la Monkey Island verzapfen. Daran wagen sich nur wenige Spieleentwickler, und ich werde auch bei ihrem nächsten Spiel sicher ein Auge riskieren, aber mir kommt es immer so vor, als wollten sie einfach zuviel. Wenn du dir das eine oder andere Interview mit Martin Ganteföhr (denn ich persönlich nicht kenne, deshalb auch nicht beurteilen kann und schon gar nicht angreifen möchte) lese, dann habe ich den Eindruck, er sieht sich so ein bisschen als verkannter Autor, als Pixel-Literat sozusagen. Dafür sind mir die Geschichten aber einfach zu flach, und es bleiben auch immer viel zu viele Fragen offen. Außerdem nervt mich diese aufgesetzte Dauer-Depri-Stimmung, die wohl eine besondere Tiefe suggerieren soll. (Das Problem zieht allerdings auch jenseits von HoT seine Kreise...)
Überdies machen Orks, Elfen und Zwerge ebensowenig ein Klischee aus wie Sekten und Geheimbünde - wenn man sie richtig umsetzt. Wenn der ganze Haufen ständig das Gleiche tut wie weiland im Herrn der Ringe, dann ist das ein Klischee, aber das Genre und das Setting an sich sind das natürlich nicht. Sonst müsste ja auch jeder Krimi ein Klischee sein, denn das war ja alles schon mal da, gelle?
Ansonsten: Kein Grund zum Streiten, es soll jeder spielen, was ihm Freude macht und weiterhin frohen Meinungsaustausch!
Edit: Ich traue HoT übrigens aufgrund der bisherigen Entwicklung absolut noch einen richtig großen Wurf zu - vielleicht ja schon mit "15 Days"?