Seite 29 von 43

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 00:29
von Joey
regit hat geschrieben:Und gerade weil David ja von Kim provoziert wird, so empfinde ich es jedenfalls, muss man doch anerkennen, wir ruhig und einfühlsam er mit den Patienten umgeht. Da merkt man ihm doch von seinem Ärger gar nichts an.
Gerade diese Dualität macht den Charakter für mich so interessant. Aber ich glaube nicht, daß das was mit Kim zu tun hat.
Ich glaube schon, daß David ein echt guter Psychiater ist. Dem es eben nicht nur auf Ruhm und absoluten Respekt ankommt, wie das bei Dr. Young der Fall zu sein scheint. Ihm scheint das Wohl seiner Patienten wirklich am Herzen zu liegen. Wenn es um sie geht, vergißt er alles andere für eine Weile, dann zählen nur die, die seine Hilfe brauchen. Für mich ist da gleich im ersten Kapitel ein Schlüsselsatz, als Moretti meint, daß doch alle Psychiater weiße Kittel anhaben und David antwortet, daß nach seiner Erfahrung normale zivile Kleidung weniger bedrohlich auf die Patienten wirkt. Oder so ähnlich. Im Gegensatz zu Dr. Young braucht er eben keinen Kittel etc. als "Statussymbol", denn das, was zählt, ist nicht er, sondern sind die Patienten. Deswegen war er mir auch, trotz all seiner Ausraster, von Anfang an sympathisch. Im Umgang mit den Patienten kann man irgendwie erkennen, wie er wohl mal war. Ein wirklich netter, sympathischer und einfühlsamer Mensch, der stets nur Gutes tun und anderen helfen wollte. So sehe ich es zumindest. Frage ist, was ihn so aus der Bahn geworfen hat.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 00:59
von regit
Ich hätte da noch eine Theorie. David hat bei der Army tatsächlich angefangen zu trinken, weil er den Druck nicht mehr ausgehalten hat, wer weiß schon genau, was er da machen musste? Dann wurde er entlassen und feiert eine Abschiedsparty. Da hat er dann sicherlich auch was getrunken, ist bei einer Grillparty ja nichts ungwöhnliches. Aus irgendeinem Grund muss er ja aus Wut die Petroleumflasche nach seiner Frau geworfen haben. Alle, die schon mal einen Wutausbruch hatten, wissen, dass man dann mit dem wirft, was man gerade in der Hand hat, wenn man denn wirft und seine Wut nicht anders abreagieren kann. Alles weitere wissen wir. David wollte sicher nicht, dass sie auf dem Grill landet, aber ist passiert und so gesehen, ist es seine Schuld, dass seine Frau nur noch einen Bruchteil der Sehkraft hat. Das wird Kim ihm immer vorgeworfen haben und somit hatte er gar keine Chance vom Alkohol wegzukommen, weil der Druck jetzt von Kim kam. Aber wieso war David so wütend auf seine Frau? Hat sie ihm Vorwürfe gemacht, dass er trinkt und er hat sich vor seinen ehemaligen Kollegen von ihr etwas bloßgestellt gefühlt?

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 01:17
von Joey
regit hat geschrieben: Aber wieso war David so wütend auf seine Frau? Hat sie ihm Vorwürfe gemacht, dass er trinkt und er hat sich vor seinen ehemaligen Kollegen von ihr etwas bloßgestellt gefühlt?
Ich glaube, dafür haben wir keine Anhaltspunkte bekommen? Ich glaube nicht, daß sie ihm Vorwürfe gemacht hat. Aber das ist natürlich reine Spekulation. Vielleicht hat sie die Steaks zu früh vom Grill genommen? Männer können komisch sein, was Grillware angeht. Oder er wollte nicht, daß sie ihr Tofu-Schnitzel neben seine Hamburger-Frikadelle legt?
Oder vielleicht hat sie mit anderen über ihn getratscht, und er hat es mitbekommen? Wenn er direkt neben ihr gestanden hätte, hätte er ihr die Flasche eher über den Kopf gezogen, als sie nach ihr zu werfen. Also standen die beiden zu dem Zeitpunkt recht sicher in einiger Entfernung zueinander. Was könnte einen aber in einiger Entfernung so wütend machen? Entweder hat sie ihn wohl irgendwie zurechtgewiesen ("Du hast jetzt genug! Trink nicht noch mehr!", "Jetzt kümmer dich mal endlich um deine Gäste, statt immer mit deinem Kumpel da rumzuhängen!", "Sag mal, wolltest du grillen oder ich? Dann schau gefälligst du auch mal nach den Steaks, ich habe genug mit den Salaten zu tun!"), oder er hat mitbekommen, wie sie mit anderen über Dinge geredet hat, von denen er nicht wollte, daß andere sie wissen ("Ja, der trinkt immer so viel letztlich.", "Als er neulich nach Hause kam, war er so mies drauf, ich dachte, er würde mich schlagen!", "Ich war ja immer der Meinung, daß ein paar meiner Bilder so eine Kaserne freundlicher aussehen ließe. Aber er hat nie nachgefragt. Keine Unterstützung von der Seite!", "Letztlich ist er immer so unsensibel... Macht kein Spaß mehr. Ich hab dann immer gesagt, daß ich Kopfschmerzen habe.")
Nur ein paar Ideen, was einen Mann wohl so aggressiv machen würde. :wink:

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 01:25
von Jehane
regit hat geschrieben:Ich hätte da noch eine Theorie. David hat bei der Army tatsächlich angefangen zu trinken, weil er den Druck nicht mehr ausgehalten hat, wer weiß schon genau, was er da machen musste?
Finde ich sehr plausibel. Er betont ja auch mehrmals, dass die Arbeit extrem belastend für ihn war.
regit hat geschrieben:Dann wurde er entlassen und feiert eine Abschiedsparty. Da hat er dann sicherlich auch was getrunken, ist bei einer Grillparty ja nichts ungwöhnliches. Aus irgendeinem Grund muss er ja aus Wut die Petroleumflasche nach seiner Frau geworfen haben. Alle, die schon mal einen Wutausbruch hatten, wissen, dass man dann mit dem wirft, was man gerade in der Hand hat, wenn man denn wirft und seine Wut nicht anders abreagieren kann.
Ich denke, das kommt darauf an, wie man Wut abreagiert. Ich war als Teenager sehr jähzornig, hab aber nie mit Gegenständen nach jemandem geworfen, sondern eher Gegenstände, die nichts dafür konnten, kaputt gemacht (meine arme Stereoanlage...). Dinge nach anderen Menschen zu werfen wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Man kann Wut auch anders abreagieren - bei mir funktioniert das mittlerweile gut über Sport und/oder Egoshooter, wobei Letzteres ein-, zweimal im Jahr vorkommt.
regit hat geschrieben: Alles weitere wissen wir. David wollte sicher nicht, dass sie auf dem Grill landet, aber ist passiert und so gesehen, ist es seine Schuld, dass seine Frau nur noch einen Bruchteil der Sehkraft hat. Das wird Kim ihm immer vorgeworfen haben und somit hatte er gar keine Chance vom Alkohol wegzukommen, weil der Druck jetzt von Kim kam. Aber wieso war David so wütend auf seine Frau? Hat sie ihm Vorwürfe gemacht, dass er trinkt und er hat sich vor seinen ehemaligen Kollegen von ihr etwas bloßgestellt gefühlt?
Ich glaube, das ist eine Mischung aus Scham (weil er eben getrunken und sich *öhm* danebenbenommen hat) und Verzweiflung. Ich hab schon den Eindruck, dass David seine Ehe retten will; er hat nur noch nicht realisiert, dass das nicht möglich ist, weil Kim sich schon zu weit von ihm entfernt hat bzw. weil er einfach nicht mehr derselbe Mann ist, der er einmal war. Ich glaub auch, dass er sich Vorwürfe wegen des Unfalls macht, allerdings will er sich seine Mitschuld nicht eingestehen und beharrt darauf, dass es ein Unfall war. Er relativiert anstatt zu sagen "Ok, ich hab Mist gebaut und meine Frau verletzt". Das schafft er (noch) nicht.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 01:27
von Jehane
Joey hat geschrieben:
regit hat geschrieben: Aber wieso war David so wütend auf seine Frau? Hat sie ihm Vorwürfe gemacht, dass er trinkt und er hat sich vor seinen ehemaligen Kollegen von ihr etwas bloßgestellt gefühlt?
Ich glaube, dafür haben wir keine Anhaltspunkte bekommen? Ich glaube nicht, daß sie ihm Vorwürfe gemacht hat. Aber das ist natürlich reine Spekulation. Vielleicht hat sie die Steaks zu früh vom Grill genommen? Männer können komisch sein, was Grillware angeht. Oder er wollte nicht, daß sie ihr Tofu-Schnitzel neben seine Hamburger-Frikadelle legt?
*rotfl* Der Grill-Krieg, von und mit den McNamaras *g*

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 01:37
von Joey
regit hat geschrieben: David hat bei der Army tatsächlich angefangen zu trinken, weil er den Druck nicht mehr ausgehalten hat, wer weiß schon genau, was er da machen musste?
Doch, das wissen wir. Er hat an dieser, wie hieß es? Computergestützten Kriegs.. äh.. dingsda gearbeitet. Er saß mit den Patienten an Simulatoren und ist mit ihnen da wohl Kriegssituationen durchgegangen. Zumindest stelle ich mir das so vor. Ganz genau wurde es ja nicht beschrieben. Aber es fand alles nur an Simulatoren statt. Das hat er dem Barkeeper erzählt. "Der Krieg vor dem Krieg und der Krieg nach dem Krieg".
Selbst scheint David nie in einem Kriegsgebiet oder einer entsprechenden Situation gewesen zu sein.
Jehane hat geschrieben: *rotfl* Der Grill-Krieg, von und mit den McNamaras *g*
:lol:

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 01:42
von regit
Jehane hat geschrieben: Ich denke, das kommt darauf an, wie man Wut abreagiert. Ich war als Teenager sehr jähzornig, hab aber nie mit Gegenständen nach jemandem geworfen, sondern eher Gegenstände, die nichts dafür konnten, kaputt gemacht (meine arme Stereoanlage...). Dinge nach anderen Menschen zu werfen wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Man kann Wut auch anders abreagieren - bei mir funktioniert das mittlerweile gut über Sport und/oder Egoshooter, wobei Letzteres ein-, zweimal im Jahr vorkommt.
Ich habe 1 x meinem Mann ein Glas Sekt (aber nur den Inhalt) ins Gesicht gekippt. Leider landete das meiste auf meiner Ledergarnitur, die ich danach polieren musste und 1 x habe ich mit einer Scheibe Brot, belegt mit Seelachssalat nach ihm geworfen. Das ist aber mit der Belagseite an der Tapete gelandet. :roll: Das war noch schwerer, da den Fettfleck wieder einigermaßen unsichtbar zu machen. Jetzt werfe ich lieber nix mehr. :wink:

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 01:49
von Joey
Joey hat geschrieben: Doch, das wissen wir. Er hat an dieser, wie hieß es? Computergestützten Kriegs.. äh.. dingsda gearbeitet.
Habe nochmal in der alten Zusammenfassung nachgesehen.
Joey hat geschrieben: Aber gerade weil man manchmal helfen will und doch schadet, weil man anderen helfen will und sich selbst dadurch schadet... deshalb gibt es Psychiater, findet Dave. Denn dann ist es sein Job, den Schutt wegzuräumen. Er muß es ja wissen, denn er war sieben Jahre in der Army, in der Abteilung für psychologische Operationen. Dort hat er Simulationsprobanden in computergestützem Gefechtstraining betreut. In dem Krieg vor dem Krieg und dem Krieg nach dem Krieg. Dem Krieg im Kopf. Doch es war nichts für ihn, es hat ihm geschadet. Er hat zu viel davon mit nach Hause genommen. Nicht jedem tut es gut, zerfetzte Leichen zu sehen oder gar an diesen Schuld zu sein. Oder auch nur ständig davon zu hören. Aber... das ist lange her.
Computergestütztes Gefechtstraining war das Wort, das ich suchte. :wink:

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 02:15
von regit
Das würde mich auch belasten. Egal ob real, im Film oder in einem Spiel. Menschen, die sofort tot sind belasten mich nicht so wie Personen, die verstümmelt werden. Sowas mag ich auch nicht im Film sehen, selbst wenn ich weiß, das es nicht echt ist. Das ist auch ein Grund, weswegen ich mir keine Kriegsfilme angucke.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 02:28
von Joey
regit hat geschrieben:Das würde mich auch belasten. Egal ob real, im Film oder in einem Spiel. Menschen, die sofort tot sind belasten mich nicht so wie Personen, die verstümmelt werden. Sowas mag ich auch nicht im Film sehen, selbst wenn ich weiß, das es nicht echt ist. Das ist auch ein Grund, weswegen ich mir keine Kriegsfilme angucke.
Ja, solche Filme meide ich auch lieber. Es gibt in der Realität genug schlimme Dinge. Ich muß mir nicht noch mehr in Filmen ansehen.
Und Krieg hasse ich sowieso. Haben die Menschen in über 2000 Jahren denn nichts gelernt?
Hm. Oder eher 10000 Jahren.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 02:35
von Jehane
Joey hat geschrieben: Haben die Menschen in über 2000 Jahren denn nichts gelernt?
Nope. Haben sie nicht :(

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 02:39
von regit
Hatte ja den Link hier reingesetzt. Es haben sich mehr Soldaten nach dem Vietnam-Krieg das Leben genommen als im Krieg gestorben sind. Da kann man doch die psychische Belastung sehen und das Verhalten von Ryker wird vielleicht verständlicher. Er besäuft sich lieber jeden Tag als sich das Leben zu nehmen. Anders ist es wohl für ihn nicht zu ertragen.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 03:30
von Joey
regit hat geschrieben:Hatte ja den Link hier reingesetzt. Es haben sich mehr Soldaten nach dem Vietnam-Krieg das Leben genommen als im Krieg gestorben sind.
Das bezweifle ich allerdings. Es sind damals wirklich viele Soldaten gestorben. Auf beiden Seiten. :cry:
Krieg ist sowas von Scheiße! Warum kann man nicht endlich aufhören damit? Dann würde sich auch diese Flüchtlingsproblematik letztlich hier erübrigen. Denn jeder könnte in seiner Heimat glücklich werden. Naja, vielleicht nicht jeder, aber dem Rest könnte man helfen.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 03:44
von regit
Das musst Du mich nicht fragen. Meine Eltern haben mir auch nie beantworten können, warum damals alle Hitlers Frage: Wollt Ihr den totalen Krieg?, begeistert zugestimmt haben. :roll: Mein Vater hat mal als Argument angeführt, er hat die Arbeitslosenzahlen gesenkt. Tolles Argument für einen totalen Krieg.

Re: 18. gemeinsamer Playthrough: Overclocked

Verfasst: 01.08.2015, 04:07
von Joey
regit hat geschrieben: Meine Eltern haben mir auch nie beantworten können, warum damals alle Hitlers Frage: Wollt Ihr den totalen Krieg?, begeistert zugestimmt haben.
Das ist natürlich echt schwer, das nachzuvollziehen. Aber ich tippe, es war eine Mischung aus Angst, Größenwahn und Massensuggestion.
Zumindest simpel ausgedrückt. Für tiefgründigere Analysen ist es mir ehrlich gesagt zu spät, und ich zu müde.