(Vorweg vorweg: Dieser zu lang geratene Beitrag wurde aufgrund ausgeprägter Faulheit nicht auf Rechtschreib- und Grammatikfehler überprüft. Der geneigte Leser möge diese bitte großzügig übersehen.)
Vorweg: Nicht jedes dieser Adventures empfinde ich als schlechtes Spiel. Sie blieben einfach hinter den Erwartungen zurück. Mit einigen habe ich mittlerweile meinen Frieden gemacht; zu meinen Lieblingsspielen gehören sie aber gewiss nicht.
Syberia
Keine Frage,
Syberia sieht toll aus. Die Atmosphäre, die Benoît Sokal geschaffen hat, sucht ihresgleichen. Hauptcharaktere sowie Grundidee (Story ist mir zuviel gesagt) sind ebenfalls durchaus sympathisch. Darüber hinaus bietet das Spiel aber nur wenig. Die Laufwege sind eine Zumutung und die Rätseldichte ist mit mau noch freundlich umschrieben (da viele Rätsel darin bestehen, mehrere Screens hin und wieder zurück zu laufen, kann man dies im Nachhinein betrachtet auch als Plus verbuchen). Der größte Kritikpunkt sind für mich aber die sterotypen Nebenfiguren, die sich ihren Status als "wandelndes Klischee" mühelos erarbeitet haben. Dass sich mir Kates Entscheidungen des öfteren nicht erschlossen haben, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht. Man kann natürlich damit argumentieren, dass im Märchen (und dahin geht
Syberia ja durchaus) nicht alles nachvollziehbar sein muss, aber die oben genannten Punkte haben mich zu oft aus der Immersion herausgerissen, um darüber hinwegsehen zu können. So bleibt es für mich nur guter Durchschnitt.
(Falls sich jetzt jemand dazu berufen fühlt, mit Lebensmitteln nach mir zu werfen: Tomaten esse ich ganz gerne. Danke.)
Geheimakte Tunguska
Nach all den Lobeshymnen überall waren die Erwartungen groß. Sie haben sich nicht erfüllt. Das Tunguska-Ereignis ist ein enorm spannender Aufhänger für die Story. Man sollte ihn dann aber auch nutzen. In diesem Fall endete die Geschichte schon, bevor sie richtig begann. Dazu kommen noch die teilweise haarsträubenden Rätsel (wie z.B. die Beschaffung der Zitrone) und die beiden Hauptfiguren, die mir nicht egaler sein könnten.
Sunrise
Drei Freunde wachen nach einem missglückten Experiment im menschenleeren New York wieder auf. Keine neue, aber eine spannende Grundlage. Atmosphäre sucht man allerdings vergebens, weder Ungewissheit noch Trostlosigkeit wirklich zur geltung. Dazu kommen absolute Linearität sowie die Tatsache, dass man benötigte Dinge nicht sofort einsammeln kann. Die (mehr oder weniger) lässigen Sprüche der Spielfiguren verlieren außerdem mit der Zeit deutlich an Reiz (Andreas Fröhlich kann sich allerdings herrlich aufregen, das hat mich als ???-Fangirl hauptsächlich bei der Stange gehalten). Wie man den Schauplatz "menschenleeres New York" so dermaßen uninspiriert in Szene setzen kann, ist mir schleierhaft.
Hitchcock - The Final Cut
Ein Adventure mit Bezug zu einem meiner Lieblingsregisseure? Yeah, Baby! Leider ist Hitchcock in diesem Fall selbst der MacGuffin, der als Aufhänger für eine konfuse Story mit lieblos und vollkommen losgelösten eingeworfenen Anspielungen auf sein Werk dient. Von Suspense keine Spur. Grusel kommt höchstens dank der Steuerung auf. Oh, und aufgrund der Vertonung der stummen Frau.
Insgesamt ein echter Reinfall, der wegen der so interessanten Prämisse umso bedauerlicher ist.
Mata Hari
Ach Gott,
Mata Hari. Von Barwood und Falstein. Barwood und Falstein! Allein deshalb waren die Erwartungen astronomisch hoch (wie so oft lagen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. So wie bei Indy IV (also dem Film)). Die beiden zuvor genannten waren, wenn ich mich recht entsinne, mal an einer Abhandlung beteiligt, die sich damit beschäftigte, was in einem guten Adventure alles vermieden werden sollte. Um es dann in geballter Form unter dem Namen
Mata Hari abzuliefern. Unglaubwürdiger Hauptcharakter, dümmliche Rätsel ("Hey, das was ich gerade hier links gefunden habe, kann ich gleich hier rechts verwenden!"), nervige Minispiele und eine grauenhaft zeitaufwendige Reisefunktion, die aus ungefähr einem halben Dutzend Klicks/Aktionen besteht. Da man sehr oft die Stadt wechseln muss (es gibt z.B. nur in einer Stadt ein benutzbares Telefon), strengt das ungemein an.
Das Spiel ist nett anzusehen, ordentlich vertont, aber ansonsten bietet es: nichts.
mandarino hat geschrieben: ↑14.06.2017, 15:28
Die LA-Adventures haben für mich keine emotionale Vorgeschichte, d.h. ich hab ihnen nicht zum Erscheinungsdatum entgegengefiebert und bin auch nicht beim ersten Mal spielen vor Begeisterung fast ohnmächtig geworden. Ich hab sie erst später teilweise nachgeholt, sie haben mich durchaus gut unterhalten und dann hab ich sie ganz normal und vernünftig in meine Spielesammlung einsortiert. Irgendwo in der Mitte.
Ich habe sie auch ganz vernüftig einsortiert, nur eben anders als du. Sozusagen noch vernüftiger.
Die LA-Adventures befinden sich teils ganz oben auf meiner Liste, teils eher mittig, teils unter "ferner liefen". Je nach Spiel.
Ich denke, dass emotionale Bindungen nicht unbedingt entstehen, weil man einem Adventure entgegenfiebert. Große Erwartungen werden leicht enttäuscht, während es nicht ganz so schwierig ist, (fast) keine Erwartungen zu übertreffen. Indy IV (also diesmal das Spiel) ist mir eher zufällig in die Hände gefallen, ist aber noch immer mein Favorit. Es war eines der ersten Adventure, die ich gespielt habe, und dieser Erstkontakt hat großen Einfluss auf meine Liebe zum Genre und sicher auch besonders auf die Liebe zu gerade diesem Spiel. Da schwingt vermutlich auch etwas Nostalgie mit. Aber
The Dig habe ich erst relativ spät gespielt, und auch das gefällt mir sehr. Muss also nicht immer an der rosaroten Brille liegen.