Treibholz hat geschrieben:Aber ist Larry Laffer nicht im Grunde auch ein einziges Stereotyp?

Ein kleiner sexbesessener Hugh Heffner Verschnitt, der im Prinzip in immer ähnliche Situationen kommt und man sich bereits denken kann, was in etwa passieren wird?
Richtig Larry Laffer ist ein Stereotyp, allerdings nicht wie Hugh Heffner, sondern eher das Gegenteil, da er der absolute Loser ist, der eigentlich zum Schluß eher aus Versehen eine Frau abbekommt.
Zwar ist die Serie voll mit Stereotypen (und das mit voller Absicht; dies ist der einzige Sinn des Spiels), allerdings bewegen sich all die Figuren und Situtation noch am Rande des Möglichen (wenn auch manchmal ein bißchen über die Grenze hinaus), während Monkey Island komplett abgedreht ist.
Vielleicht ist aber in Hinblick auf Stereotypen diese Serie noch am ehesten mit Monkey Island vergleichbar.
Klar sind die Teile unabhängig aber wie gesagt empfinde ich bei Larry ... es eben so, dass die Nebenfiguren in den einzelnen Teilen derart oberflächlich dargestellt sind, dass man sie gar nicht wiedersehen WILL, weil sie einem nicht unbedingt viel vermitteln.
Das ist wiederum deine Meinung. Ich finde, daß die Charaktere in den meisten Sierra-Spielen wesentlich mehr Tiefe bieten und sympatischer sind als die Stereotypen aus Monkey Island & Co.
LeChuck ist eben ein charismatischer Charakter und die Spieler hätten ihn in Teil 2 vermisst, wenn auf einmal eine andere Bedrohung bekämpft werden sollte. Ich finde das nicht schlimm, im Gegenteil.
Er ist auch nicht charismatischer als "Sludge Volhaul" aus "Space Quest" und trotzdem hat Sierra ihn nur in einem weiteren Spiel (und nicht einmal die direkte nächste Fortsetzung) eingebaut - also auch hier mehr Abwechslung.
Und jetzt mal ehrlich: Monkey Island 3 ist z.B. rein objektiv gesehen nicht schlechter als Monkey Island 1, technisch sogar ein bißchen besser. Trotzdem empfinden es viele (mich eingeschlossen) als wesentlich schlechter als den ersten Teil. Warum? Weil es praktisch nur das gleiche Spiel ist ohne wirklich neue Ideen. Sie haben ein paar neue Gags eingebaut, aber das war es schon. Ansonsten (Beleidungsduelle, Schiff besorgen, auf den Inseln herumlaufen, Seefahrt) ist es nur ein Aufguß. Das sieht für mich viel mehr nach der Fließbandproduktion aus, die du Sierra vorwirfst.
Ich meinte eigentlich auch nicht im Vergleich zu Sierra, sondern Lucas Arts hat von Spiel zu Spiel (in der MI Reihe) technische Innovationen eingebracht. Bei der Fließbandproduktion der Larry-Reihe war das doch nicht so stark oder?
Bitte schreibe solche Sachen nur, wenn du es genau weißt.
Es gibt nur zwei Larry-Spiele (von sechs), die die gleiche Engine benutzen (Teil 2 & Teil 3) und selbst hier wurde grafisch und vom Ton (Musik) ein großer Fortschritt gemacht (zumindest ebenso groß wie von Monkey Island 1 nach 2).
Die drei Teile von Gabriel Knight z.B. besitzen alle ein
komplett unterschiedliches System, sowohl von der Grafik wie auch der Steuerung:
- Teil 1: ein handgezeichnetes Point&-Click-Adventure
- Teil 2: ein FMV-Adventure mit realen Schauspielern
- Teil 3: ein Adventure in Komplett-3D mit der für ein 3D-Adventure bestmöglichen Steuerung (Ich kenne allerdings "The Westerner" nicht.)
Es gibt
keine andere mir bekannte Adventure-Serie, die eine größere Vielfalt (auch von der technischen Seite her) besitzt wie Gabriel Knight.
Und da Lucas Arts offenbar eine viel längere Entwicklungszeit für die Adventures brauchte, scheint es ja nicht so verwunderlich, dass sie immer etwas hinterherhinkten. Hat ihnen auch keiner übel genommen denk ich. Auch damals nicht.
Doch haben sie (die Zeitschriften). Schon als "The Dig" (trotzdem mein Lieblings-Adventure von LA )und vor allem "Full Throttle" herausgekommen sind, war die VGA-Grafik stark veraltet. Die Begründung mit der längeren Entwicklungszeit ist nicht ausschlaggebend. Als z.B. Kings Quest 4 mit dem AGI-System entwickelt wurde, hatten gegen Ende der Produktion die Sierra-Programmierer bereits das neue SCI-Adventure-System fertiggestellt. Kurzerhand wurde das Spiel darauf portiert und sämtliche Grafiken neu gezeichnet.
Bei Lucas Arts ist auch eine realistische Handlung vorhanden, nur ist diese verpackt in teilweise recht tiefsinnige fantastische Dialoge oder Aktionen.
Nein, die Handlungen sind weit vom Realismus entfernt. Um ein Beispiel Monkey Island für zu nehmen: Eine Handlung in dieser Umgebung, die realistisch wäre und fantastische Elemente enthielte, wäre z.B. "Der Fluch der Karibik".
Monkey Island dagegen enthält vollkommen absurde Elemente und Figuren, die nur als Aufhänger für Gags und in einer realistischen Karibik-Umgebung nichts zu suchen haben (Z.B. Zirkus, Gebrauchthändler, auch Dialoge über Rentenpapiere usw.).
Ich will die Monkey Island Reihe nicht für intellektuell höchst anspruchsvoll erklären aber ich finde man kann teilweise schon mehr zwischen den Zeilen lesen als bei Larry und dergleichen. Die Ideen und Dialoge scheinen mir viel durchdachter.
Das ist ein Problem mit Fans. Wenn sie eine Sache sehr gut finden, muß sie auch automatisch anspruchsvoll sein.
Also: der Humor von Monkey Island ist sehr gut und sehr witzig (Ich habe oft sehr gelacht), aber in keinster Weise tiefsinnig. Der Vergleich mit "Nackter Kanone" von jemand anderem hier war schon sehr gut. Es gibt zwar einige Anspielungen auf andere Spiele, Filme und LA, aber zwischen den Zeilen wird man hier nichts finden.
Auch der Humor von Larry ist nicht anspruchsvoll, hat aber durch Doppeldeutigkeiten und einigen Spitzfindigkeiten in den Dialogen doch ein (ganz klein wenig) mehr Tiefe als der von Monkey Island (der direkt und simpel ist).
Wer will schon ein "realistisches" Adventure spielen? Nichts ist langweiliger als das Leben.
Sehr viele (ich z.B.). In Kinos sind Psychothriller, Geschichtsepen und andere Filme auch sehr beliebt, warum also nicht auch ein Adventure darüber. Muß ja nicht alles lustig sein, oder?
Ach und übrigens denke ich nicht, dass Larry in irgendeiner Weise ein "reifes" Adventure ist.

Larry habe ich damit auch nicht gemeint. Das fällt unter die Rubrik der lustigen Spiele (wie Space Quest, Freddy Pharkas, Torin's Quest u.a.), wie auch in meinem Post erwähnt habe:
Wintermute hat geschrieben:Für Freunde von lustigen Comic-Adventures ist LucasArts natürlich ein Traum (allerdings hat Sierra solche Spiele auch)
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viele andere Sierra Adventure Reihen kenne ich leider nicht, kann also nur dazu was sagen
Öhm, eine kleine Frage: Wieso ist Larry 7 der 6. Teil?

Hat man da einen übersprungen?
Larry 4 ist nie erschienen, da Al Lowe keinen Teil 4 machen wollte (soviel zur Fließbandproduktion). Als Gag hat er Teil 4 einfach Teil 5 genannt.
Nichts für ungut, aber dieses kleine Detail über Larry 4 hat eigentlich jeder, der nur ein bißchen die Larry-Spiele gespielt hat, irgendwann mitbekommen. Da dies nach der eigenen Aussage eigentlich die Serie ist, die du noch am Besten kennst, muß ich davon ausgehen, daß du die Sierra-Spiele und deren Charaktere und Handlung, die du hier so oft verurteilst, eigentlich überhaupt nicht wirklich kennst. Den Eindruck hatte ich auch bei einigen anderen Dingen die du angesprochen hast.
Ich schlage daher vor, daß, bevor du weiterhin behauptest, die Sierra-Charaktere und der Inhalt der Spiele wären langweilig und flach gegenüber LucasArts-Spielen, vielleicht zunächst mal einige davon tatsächlich spielst.

Du könntest eine Überraschung erleben.
