Adventure-Treff

Jehane hat geschrieben: Ein Bekannter von mir meinte ja mal, er glaube, dass Lynch sich einfach hinstellt, irgendwas filmt und sich dann drüber amüsiert, was die Leute alles rein interpretieren *g*

So willkürlich ist dieser Surrealismus auch nicht. Er möchte schon eine bestimmte Stimmung auslösen, die aber nicht in allgemein gültige Begriffe gefasst werden kann. Er malt ja auch Bilder und gilt als einer der letzten Surrealisten. Er macht Kunstfilme bzw. autonome Kunst.

Apropos Kunstfilme: Kennt ihr das "Project Germany" von David Lynch?

http://www.interviewproject.de/

Jehane hat geschrieben: Ein Bekannter von mir meinte ja mal, er glaube, dass Lynch sich einfach hinstellt, irgendwas filmt und sich dann drüber amüsiert, was die Leute alles rein interpretieren *g*

Im Booklet von Inland Empire wird Lynch so zitiert, dass er selbst nicht sagen kann, wovon der Film genau handelt, Lynch aber das übergeordnete Motiv der Angst einbauen wollte.

Nach dem Pilotfilm und allen 29 Episoden - also fast 24h Filmmaterial - muss ich sagen das mir die Serie zwar sehr gut gefallen hat und ich jeden Dienstag Abend entgegengefiebert habe....von dem Ende jedoch war ich maßlos enttäuscht. Generell wirkte die Handlung letzten Epsioden überstürzt und in den letzten 20 Minuten in der schwarzen Hütte mit dem nervigen Rückwärtssprechen hab ich nur noch auf die Uhr geschaut und aufs Ende gewartet. Da hatte ich mir mehr fürs Finale erhofft.

Das Ende hatte mich auch eher enttäuscht. Ich frage mich, inwieweit da der Sender ABC seine Finger im Spiel hatte. Angeblich war das Drehbuch ursprünglich ganz anders gewesen.

Von dem was ich immer so von Lynch aus Interviews gehört habe, geht es ihm eher darum Gefühle darzustellen (bei BOB Bedrohung und Angst). Es gibt da imo nicht eine "richtige" Interpretation, oder den einen "richtigen" Gedanken den Lynch hatte. Es ist eine ästhetische Auseinandersetzung mit dem Thema, die wohl auch viel auf Assoziation und Surrealismus beruht, nicht auf kalter Überlegungen.

Wenn man mal bedenkt, dass Lynch aus der modernen bildenden Kunst kommt (und da auch immer noch tätig ist), ist das auch nicht abwegig. Bilder sollen ja gerade zum Nachdenken anregen, bzw. den Betrachter mit rein holen, keinen Sinn vorkauen. Gerade darin liegt ja auch ein Anspruch an Kunst, den viele vertreten. Ästhetische Auseinandersetzung.


Zum Ende:

Vielleicht wurde der Schock mit dem die Zuschauer am Ende konfrontiert wurden auch eingebaut, um doch noch eine dritte Staffel "zu erpressen"...
Eine dritte Staffel, die sich Zeit für ein gut ausgearbeitetes Ende geschaffen hätte, wäre toll gewesen. Genug Potential war ja vorhanden.

Es gibt ja als Ergänzung noch den Kinofilm.

Das Ende ist nicht so unlogisch. Man muss es sich nur mehr als einmal anschauen und vor allem noch den Film gucken.

Das Mysterium um die beiden Hütten wird dadurch geklärt und auch warum Agent Cooper 2x dort ist und was letztlich passiert ist.

Man sollte auch darauf achten, was Laura zu Cooper sagt.

Aber egal, Lynch war immer Surrealist. Ich glaube nur seine jüngeren Filme sind mehr massenkompatibel.

Ursprünglich sollte der Mord an Laura überhaupt nicht aufgeklärt werden und es war eine dritte Staffel in Planung. Das Ende von Cooper sollte eigentlich kein Ende sein. Anderseits ist es möglicherweise besser so, wie es ist. Lieber so als das Ende von Lost.

Für alle, die die Ausstrahlung auf Arte verpasst haben, die Gold Box gibt es gerade sehr günstig bei Amazon.co.uk.

Es geht mir beim Ende der Serie nicht um Verständnisprobleme sondern darum das es unbefriedigend ist. Hab allerdings auch schon gehört das Lynch ursprünglich einen anderen Schluss vorgesehen hatte bzw. das es eine dritte Staffel geben sollte. War nicht auch ein Graphic Novel als Ersatz für die dritte Staffel geplant?

Ich mein, wir wissen ja seit ca. 20 Jahren, dass die Serie offen endet

Wikipedia schreibt:

Der teils für die dritte Staffel vorgesehene Stoff musste – soweit vorhanden – von Mark Frost in das Skript der zweiten Staffel eingearbeitet werden, da die Produktion am Ende der zweiten Staffel eingestellt wurde. Mark Frost arbeitete seine jahrelange, aber zuletzt durch die Einstellung der Serie gehemmte Beschäftigung mit dem Twin-Peaks-Stoff in seinem Buch Sieben auf.

Nachdem ich vor einiger Zeit Twin Peaks geschaut habe und mir das Ende nicht ganz zugesagt hat (der Film war auch nicht so ganz mein Ding), war ich sehr gespannt auf das oben erwähnte Buch.
Ich habe es mir letztens endlich mal gekauft und bin gerade dabei es zu lesen. Bisher kann ich keine direkten Verbindungen zu Twin Peaks entdecken, aber richtige Parallelen sind anscheinend auch nicht beabsichtigt. Es gefällt mir trotzdem bisher ganz gut, da der Autor seiner Phantasie freien Lauf gelassen hat und dadurch ein "unpopuläres" und exzentrisches Werk entstanden ist, was manchmal ziemlich skurril daherkommt. Das Buch gefällt bestimmt nicht jedem, ist für mich allerdings ein nettes Trostpflaster zu dem gescheiterten Schluß der Serie.
Einziges Manko des Buches ist meiner Meinung nach allerdings, daß es sich gelegentlich wie ein Drehbuch liest, besonders wenn Schauplätze beschrieben werden. Aber wen wundert´s schon?

realchris hat geschrieben:Ich mein, wir wissen ja seit ca. 20 Jahren, dass die Serie offen endet

Mit 10 Jahren hab ich bestimmt noch kein Twin Peaks geschaut. Ich hab sie erst jetzt auf ARTE gesehen und find es irgendwie schade das alles so enden muss und es in all den Jahren keine Fortsetzung (in welcher Art auch immer) gab. Wir wärs mit einem Adventure in der man die Rolle von einem anderen FBI Agenten übernimmt welcher zur Aufklärung nach Twin Peaks geschickt wird? Der Stoff würde sich doch für ein Adventure anbieten.

Der Stoff würde sich doch für ein Adventure anbieten.

Das allerdings. Möglicherweise sollte sich mal ein Team aus der AGS Szene mit Unterstützung von Frost und Lynch zusammentun. Dieses Franchise hätte ich ungern in kommerziellen Händen, am liebsten in Pixelgrafik von Nürnberger.

countjabberwock hat geschrieben:Der Stoff würde sich doch für ein Adventure anbieten.

Großartige Idee, aber das müsste wirklich gut umgesetzt werden - ein Wischiwaschi-Adventure hätte die Serie nämlich echt nicht verdient.