*Lufthol* (hoffentlich erinner ich mich an alles, was ich nach dem Lesen dieses Threads schreiben wollte)
Also, Edna war für mich nie "verrückt" (wie ist eigentlich die genaue Definition von "verrückt"?)
Vielmehr hat sie, zumindest als Kind, auf ihre Umgebung reagiert, wie es von jemandem, der solch ein Leben führt, zu befürchten war. Im Keller eingesperrt, im Schrank eingesperrt, unterdrückt, gemobbt, benachteiligt, ungeliebt, ohne Mutter aufgewachsen. Und dann kommt auch noch so ein Idiot und will ihr Harvey wegnehmen. Sie hat ihren einzigen Freund verteidigt. Und das nicht mit "Mord". Wenn schon, dann war es Totschlag im Affekt. Sie hatte ja nicht vor, Alfred zu töten, sondern wollte nur ihren Hasen zurück.
Später (also in der Gegenwart) ist sie natürlich gestört. Wen wundert es, nach zehn Jahren Hirnwäsche in einer geschlossenen Anstalt? Dafür hat sie sich sogar sehr gut gehalten im Gegensatz zu den anderen Patienten.
Dass sich ihr Vater vor sie wirft, weil er Angst hat, seine Tochter könnte des Mordes angeklagt werden, und daraufhin selber wegen Mordes zum Tode verurteilt wird, dafür muss ich kein Auge zudrücken. Das ganze Spiel spielt in einer nicht weiter definierten, morbiden Welt, in der offensichtlich krassere Gesetze gelten, als in der unseren. Wenn ich dieses Detail schon in Frage stellte, müsste ich auch die ganzen anderen Absurditäten heranziehen und zerreden.
Was mir an "Edna bricht aus" so besonders gut gefällt, ist gerade diese Ambivalenz aus skurrilem Humor und eigentlich sehr ernstem Hintergrund. Ich bin in meinem Leben selber mal in den "Genuss" gekommen, in einer psychiatrischen Klinik als Patient zu verweilen. Nachdem man sich von seinem ersten Nervenzusammenbruch, ausgelöst allein durch die vor Augen geführte Tatsache, dass man wirklich in einer solchen Einrichtung gelandet ist, erholt hat, entwickelt man einen gewissen Galgenhumor.
Man ist da aus einem bestimmten Grund, und der Grund ist alles andere als zu Lachen, aber es ist genau dieser Humor, der einen nicht durchdrehen lässt. Ich weiß nicht, und ich glaube auch nicht, dass Jan Müller-Michaelis das überhaupt beabsichtig hat, aber mit seinem Spiel spricht er genau diesen schwarzen Galgenhumor an, der immer noch in mir schlummert.
Von daher finde ich auch das Ableben des Pfarrers überhaupt nicht einschneidend. Das Spiel war auch vorher schon düster. Nur erkennt das anscheinend nicht jeder, wahrscheinlich wegen der ulkigen Grafik (und das ist auch gut so). Außerdem wehre ich mich dagegen, dass Edna für diesen Mord verantwortlich wäre. Sie hat es weder beabsichtigt, noch absehen können. Also brauch ich da als Spieler keine Gewissensbisse haben.
Ich muss zugeben, dass mir das Ende nicht so wirklich gefallen hat (ich kenne nur das, wo sie Dr.Marcel die Treppe runterstößt). Nicht, weil es mir zu ernst vorkam. Wahrscheinlich hätte ich genau das selbe im wirklichen Leben getan (man erinnere sich, dass es auch hier eine Tat im Affekt war, und die Umstände vor Gericht nur für Edna gesprochen hätten, nachdem, was sie wegen ihm durchgemacht hat).
Der melancholische Aspekt hat mir gefallen, aber ich hätte Edna gerne glücklicher gesehen.
Übrigens, warum die Portraits im Abspann einen anderen Stil haben, hat einen Grund.
Nachzulesen im dritten Beitrag hier:
http://www.bhvftp.com/www/xider.com/for ... readid=356