Ich denke, im Wesentlichen erklärt sich die derzeitige starke Präsenz deutscher Entwickler im Adventure-Genre durch die Größe des deutschsprachigen Absatzmarktes und der für jene deutsche Entwickler erfreulichen Tatsache, dass im englischsprachigen Raum kaum noch Adventures entwickelt werden. Die relative Stärke des deutschen Adventure-Marktes ist dabei keine Neuigkeit, Mike Woodroffe hat mir schon zu Simon II-Zeiten versichert, dass der deutsche Markt für sie wichtiger ist als alle anderen Länder zusammen (zumindest habe ich ihn so verstanden).
Worauf ich leider keine Antwort habe, ist, warum relativ viele Leute im deutschsprachigen Raum auf Adventures stehen. Aber die Besonderheiten des deutschen Marktes sind damit ja noch nicht annähernd vollständig aufgezählt. Noch auffälliger finde ich das beispielsweise bei Wirtschaftssimulationen, die außerhalb unserer Sprachregion wohl nur mit größerem Stirnrunzeln wahrgenommen werden. Dazu passend haben wir auch noch eine nach wie vor vergleichsweise große Skepsis gegenüber Computern und Spielen in größeren Teilen der Bevölkerung (wie man beispielsweise an der unsäglichen Gewalt-Debatte ablesen kann) – die ist im englischsprachigen Raum auf jeden Fall weit geringer. Aber warum ist das so? Vielleicht sind wir hier alle bloß etwas seltsam, wer weiß...
Des weiteren möchte ich mal die Behauptung aufstellen, dass die große angekündigte Titelanzahl auch was damit zutun hat, dass die hiesigen Entwickler selber ziemlich auf das Genre stehen. Ob es in jedem Fall eine gute Entscheidung ist, Adventures zu entwickeln, sei mal dahingestellt. Ich finde es in jedem Fall großartig, dass sich da so viel tut.
monkeyboobs hat geschrieben:Ich frage mich allerdings auch, ob mittlerweile nicht sogar eine Gefahr der Marktsegmentübersättigung besteht. Es wäre also sehr interessant einmal zu erfahren, ob es den Publishern gelungen ist die potentielle Käufergruppe zu erweitern. Nicht, dass sich bei der Titelschwemme und den offenbar erhöhten Entwicklungsbudgets (leite ich mal von der steigenden optischen Qualität ab) der ein oder andere Entwickler/Verlag heftig verkalkuliert und erschrocken dem Genre den Rücken kehrt.
Marktübersättigung vielleicht nicht, aber eine Bereinigung wird wohl nicht ausbleiben. Schon jetzt ist es so, dass sich nur relativ wenige Titel gut verkaufen und etliche Titel eher vor sich hindümpeln. Dass einige Entwickler/ Publisher das Genre nach solchen Erfahrungen für sich abhaken werden, wird sicherlich so sein. Ich glaube aber nicht, dass wir so bald noch mal eine Dürreperiode erleben wie Ende der 90er.
Übrigens zur Statistik: Da fehlen in den frühen Jahren noch etliche Spiele, z.B. sehr viele
Infocom-Spiele, die alten
Scott-Adams-Klassiker und die hierzulande eh recht unbekannt gebliebenen
Level-9-Games.
Stefan, der mit einigem Erstaunen fast alle seine „Frühwerke“ in der Liste entdeckt hat
