Logische Fehler und verwirrender Plot in Still Life
Verfasst: 13.02.2006, 13:32
-- Achtung, dieses Topic enthält SPOILER --
Ich habe gestern Still Life durchgespielt und muss sagen, dass ich doch etwas enttäuscht bin. Die positiven Aspekte sind ja im Test von Jan bereits genannt worden aber über die groben logischen Fehler habe ich bisher nur ansatzweise etwas lesen können. Zum Plot:
Ich habe gegen Ende doch gehofft, dass das Geheimnis um den Mörder gelüftet wird, es schien ja beinahe unumgänglich. Das offene Ende ist doch eigentlich auch nur der vorsichtige Weg einer möglichen Fortsetzung nach dem Motto "schauen wir mal wie es sich verkauft", da ja dem Spieler völlig klar ist, dass der Mörder weder enttarnt wurde, noch dass er tot ist (nach dem Abspann wird ja explizit gesagt, dass seine Leiche nicht gefunden wurde).
Im Spiel hat mich rückblickend sehr gewundert weshalb Gus McPherson bei der Besichtigung der Tatorte exakte Einblicke in die Morde hat, also quasi Rückblenden sieht, die er nur hätte sehen können, wenn er der Mörder selbst gewesen wäre. Das lässt sich nun entweder mystisch deuten (was man durch die ansonsten weniger mystische Handlung eigentlich ausschließen kann) oder Gus McPherson ist wie gesagt selbst der "Ripper" und eventuell schizophren oder anderweitig psychisch gestört (was auch sehr gut an seinem Wutausbruch gegenüber dem Polizeipräsidenten zu sehen ist, da er im Rest des Spiels einen völlig konträren Charakter hat und sich auch bei der Begegnung mit dem Schläger nicht in einen Kampf verwickeln lässt). Da beißt sich aber die Katze in den Schwanz, denn später soll sich dann plötzlich herausstellen, dass der Maler Mark Ackermann der Täter sei. Diesen besucht Gus ganz unspektakulär in seinem Atelier und danach taucht Ackermann nicht mehr auf, wenn ich mich richtig erinnere. Wer aber sollte dann der alte Kutscher in der Kapelle sein? Das war doch nicht der Maler... Der alte Mann sagte selbst er käme ursprünglich aus London und was liegt da näher als dass Jack the Ripper (der nie gefasst wurde) nach Prag ausgewandert ist und nun weitere Morde begeht?
Die Auflösung im Spiel ist frustrierend und unlogisch, alle Fragen werden schlicht offen gelassen und die Logiklöcher werden nicht geschlossen. Der exzentrische Sohn eines reichen Amerikaners ahmt mit seinen Morden, die er vorher hübsch zeichnet, die Vorgehensweise von Jack the Ripper nach? Also wenn das mal nicht originell ist...
Und was soll nun der Polizeipräsident (bei Gus McPherson) damit zu tun haben? Das habe ich leider nicht so ganz verstanden.
Eben so unlogisch war die Überblendung (Fading Cut) in die Gegenwart zu Miller, der Victoria in ihrem Zimmer aufsucht. Ich dachte mir schon etwa bei der Hälfte des Spiels, dass Miller eigentlich der optimale (Nachahmungs-)täter wäre. Warum sonst ist er im Spiel als verweichlichter FBI-Agent dargestellt, dem allein beim Anschauen einer Leiche übel wird? Das wäre doch die perfekte Tarnung. Und Miller war auch desöfteren kurz nach dem Ripper am Tatort (man erinnere sich: er war schon beim ersten Tatort vor Victoria da). Am Ende des Spiels, also beim Finale, ist er plötzlich verschwunden, obwohl er als Partner von Victoria eigentlich sofort zur Stelle sein sollte. In einem Film muss man immer verstehen, dass - wenn er gut gemacht ist - jede Kleinigkeit Absicht ist. Bei Still Life, das in weiten Teilen eine filmische Story erzählen will, habe ich das Gefühl, dass hier oft die unterschiedlichen Stränge der Story nicht richtig überdacht wurden und dass dem Spieler zwar scheint, dass er absichtlich auf bestimmte Fährten geführt wird, die Hersteller des Spiels aber viele die Logik der Handlung betreffenden Dinge gar nicht in einem stimmigen Konzept ausgearbeitet haben.
Ist euch auch aufgefallen, dass man verschiedene Gegenstände einfach nehmen konnte, ohne dass sie kommentiert wurden oder überhaupt im Inventar auftauchten? Mir ging es so, dass ich bei Gus in der Polizeiwache einen Zettel vom Brett genommen habe und dieser ohne ein Wort verschwand, es tauchte auch nichts darunter auf oder irgend etwas, das im Nachhinein darauf verwies. Ebenso ging es mir bei Victoria, die ich im Büro eine Akte (oder ein Papier) von ihrem Tisch nehmen ließ - eben diese verschwand auch spurlos und spielte in der Story keine weitere Rolle. Hat man vielleicht diese Gegenstände zu einem früheren Zeitpunkt eingeplant, die Rätsel, die damit verbunden waren später aber gestrichen und dann vergessen die Dinge zu entfernen?
Ähnlich scheint es sich mit dem Plot zu verhalten, gerade so als ob anfangs noch eine andere Auflösung geplant war, man dann aber in letzter Sekunde entschied das Ende offen zu lassen (für eine mögliche Fortsetzung eben).
Habt ihr das auch so gesehen oder bin ich der einzige, dem es so ging? Welche anderen logischen Mängel und Fehler sind euch noch bei Still Life aufgefallen?
Ich habe gestern Still Life durchgespielt und muss sagen, dass ich doch etwas enttäuscht bin. Die positiven Aspekte sind ja im Test von Jan bereits genannt worden aber über die groben logischen Fehler habe ich bisher nur ansatzweise etwas lesen können. Zum Plot:
Ich habe gegen Ende doch gehofft, dass das Geheimnis um den Mörder gelüftet wird, es schien ja beinahe unumgänglich. Das offene Ende ist doch eigentlich auch nur der vorsichtige Weg einer möglichen Fortsetzung nach dem Motto "schauen wir mal wie es sich verkauft", da ja dem Spieler völlig klar ist, dass der Mörder weder enttarnt wurde, noch dass er tot ist (nach dem Abspann wird ja explizit gesagt, dass seine Leiche nicht gefunden wurde).
Im Spiel hat mich rückblickend sehr gewundert weshalb Gus McPherson bei der Besichtigung der Tatorte exakte Einblicke in die Morde hat, also quasi Rückblenden sieht, die er nur hätte sehen können, wenn er der Mörder selbst gewesen wäre. Das lässt sich nun entweder mystisch deuten (was man durch die ansonsten weniger mystische Handlung eigentlich ausschließen kann) oder Gus McPherson ist wie gesagt selbst der "Ripper" und eventuell schizophren oder anderweitig psychisch gestört (was auch sehr gut an seinem Wutausbruch gegenüber dem Polizeipräsidenten zu sehen ist, da er im Rest des Spiels einen völlig konträren Charakter hat und sich auch bei der Begegnung mit dem Schläger nicht in einen Kampf verwickeln lässt). Da beißt sich aber die Katze in den Schwanz, denn später soll sich dann plötzlich herausstellen, dass der Maler Mark Ackermann der Täter sei. Diesen besucht Gus ganz unspektakulär in seinem Atelier und danach taucht Ackermann nicht mehr auf, wenn ich mich richtig erinnere. Wer aber sollte dann der alte Kutscher in der Kapelle sein? Das war doch nicht der Maler... Der alte Mann sagte selbst er käme ursprünglich aus London und was liegt da näher als dass Jack the Ripper (der nie gefasst wurde) nach Prag ausgewandert ist und nun weitere Morde begeht?
Die Auflösung im Spiel ist frustrierend und unlogisch, alle Fragen werden schlicht offen gelassen und die Logiklöcher werden nicht geschlossen. Der exzentrische Sohn eines reichen Amerikaners ahmt mit seinen Morden, die er vorher hübsch zeichnet, die Vorgehensweise von Jack the Ripper nach? Also wenn das mal nicht originell ist...
Und was soll nun der Polizeipräsident (bei Gus McPherson) damit zu tun haben? Das habe ich leider nicht so ganz verstanden.
Eben so unlogisch war die Überblendung (Fading Cut) in die Gegenwart zu Miller, der Victoria in ihrem Zimmer aufsucht. Ich dachte mir schon etwa bei der Hälfte des Spiels, dass Miller eigentlich der optimale (Nachahmungs-)täter wäre. Warum sonst ist er im Spiel als verweichlichter FBI-Agent dargestellt, dem allein beim Anschauen einer Leiche übel wird? Das wäre doch die perfekte Tarnung. Und Miller war auch desöfteren kurz nach dem Ripper am Tatort (man erinnere sich: er war schon beim ersten Tatort vor Victoria da). Am Ende des Spiels, also beim Finale, ist er plötzlich verschwunden, obwohl er als Partner von Victoria eigentlich sofort zur Stelle sein sollte. In einem Film muss man immer verstehen, dass - wenn er gut gemacht ist - jede Kleinigkeit Absicht ist. Bei Still Life, das in weiten Teilen eine filmische Story erzählen will, habe ich das Gefühl, dass hier oft die unterschiedlichen Stränge der Story nicht richtig überdacht wurden und dass dem Spieler zwar scheint, dass er absichtlich auf bestimmte Fährten geführt wird, die Hersteller des Spiels aber viele die Logik der Handlung betreffenden Dinge gar nicht in einem stimmigen Konzept ausgearbeitet haben.
Ist euch auch aufgefallen, dass man verschiedene Gegenstände einfach nehmen konnte, ohne dass sie kommentiert wurden oder überhaupt im Inventar auftauchten? Mir ging es so, dass ich bei Gus in der Polizeiwache einen Zettel vom Brett genommen habe und dieser ohne ein Wort verschwand, es tauchte auch nichts darunter auf oder irgend etwas, das im Nachhinein darauf verwies. Ebenso ging es mir bei Victoria, die ich im Büro eine Akte (oder ein Papier) von ihrem Tisch nehmen ließ - eben diese verschwand auch spurlos und spielte in der Story keine weitere Rolle. Hat man vielleicht diese Gegenstände zu einem früheren Zeitpunkt eingeplant, die Rätsel, die damit verbunden waren später aber gestrichen und dann vergessen die Dinge zu entfernen?
Ähnlich scheint es sich mit dem Plot zu verhalten, gerade so als ob anfangs noch eine andere Auflösung geplant war, man dann aber in letzter Sekunde entschied das Ende offen zu lassen (für eine mögliche Fortsetzung eben).
Habt ihr das auch so gesehen oder bin ich der einzige, dem es so ging? Welche anderen logischen Mängel und Fehler sind euch noch bei Still Life aufgefallen?