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Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 08:53
von Ninas Ex
Mir stösst es seit geraumer Zeit sauer auf, dass Adventures in Medien und Werbung weitgehend ausgegrenzt werden und ein Schattendasein fristen. Ich weiss nicht, wie es bei den Spielemagazinen ausschaut, da ich so etwas nicht lese, aber ich beziehe mich konkret zB auf die Sparte "Computergames" in Tageszeitungen. Was wird dort thematisiert? Ich lese regelmäßig auf derstandard.at und finde dort fast ausschliesslich Berichte über Ballerorgien, Rollenspiele und Strategiespiele. Scheinbar sind Spiele, die Gewalt verherrlichen, voll im Trend und werden auch entsprechend gesponsert bzw. gepusht. Aber muss das so sein?
Warum nicht eine Initiative starten, die Kritik an dieser strukturellen Ausgrenzung von Spielen übt, deren einziger "Fehler" ist, dass sie nicht vom Mainstream-Markt gespielt werden, wie eben Adventures. Warum nicht öffentlich fordern, dass auch Adventures einen Platz in Medien und Werbung haben sollten, weil sie genauso ein Recht auf Öffentlichkeit haben wie andere Genres? Was sagt eigentlich die Piratenpartei zu diesem Thema?
Eine solche Initiative könnte die Stärken des Adventures hervorheben - natürlich müsste man darüber vorher breit debattieren: Was sind überhaupt die Stärken von Adventures? Ich meine zum Beispiel: Adventures regen das logische Denken durch Rätsel an; sie lassen den Spieler Konflikte und Probleme auf die etwas andere Art lösen (zB durch Kommunikation); sie sind nicht immer politisch korrekt, aber dafür manchmal sehr kreativ und unterhaltsam, was das gewünschte Verhalten des Spielers angeht (der typische Adventureheld ist zB ein chronischer Kleptomame, dennoch kann man sich meistens mit ihm oder ihr identifizieren); ausserdem kann auch die totale Verweigerung gegenüber der politischen Korrektheit viel Spass machen, siehe Sam & Max

; sie haben das Potential, gute Geschichten zu erzählen; sie bieten diverse Spielewelten für verschiedene Geschmäcker, egal ob Fantasy, Karibik, "normale" Umgebungen oder auch total abgefahrene Welten wie in Day of the Tentacle. Das sind die positiven Seiten von Adventures, die mir jetzt ad hoc einfallen, wahrscheinlich gibt es noch mehr Aspekte und habt ihr auch andere Meinungen dazu.
Also, ich würde eine solche Initiative gut finden und zB durch Petitionen oder was auch immer unterstützen. Was meint ihr dazu?
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 09:51
von Grappa11
Ich kann Dir da nicht wirklich zustimmen. Sicherlich steht in "den Medien" sehr oft das Thema Gewalt und Computerspiele sehr stark im Fokus, aber bei dieser Art von Berichterstattung werden schließlich nicht nur Adventures, sondern schätzungsweise 98% aller Spiele ausgespart.
Gemessen daran, dass das Adventure-Genre im Vergleich mit anderen Spielegattungen nun nicht gerade über eine besonders große Spielergemeinde verfügt, ist es in der medialen Berichterstattung meinem Eindruck nach sogar überrepräsentiert. Das gilt nicht zuletzt für die Fachpresse aber durchaus auch für die Medien im Allgemeinen - zumindest in Deutschland. Overclocked, Heavy Rain und sowas wird gerne mal im Feuilleton besprochen. In den Prinzmagazinen, die sich quasi ausschließlich mit dem Thema beschäftigen, sind mehrseitige Vorschauberichte und Tests zu Titeln wie AVS, TWW, Jack Keane usw. zudem alles andere als selten anzutreffen. Und selbst die reinen Online-Magazine räumen den Adventures verhältnismäßig viel Raum ein, was sicherlich auch zum Teil daran liegt, dass die Redakteure selbst mit dieser Art von Spielen aufgewachsen sind.
Davon abgesehen sehe ich aber auch keinen zwingenden Grund, weshalb die sonstigen Medien über BoUT, Runaway 3, AVS oder Sam-and-Max-Episoden von Telltale berichten müssten. Deren Inhalt gibt das imho auch nicht her. Bei Heavy Rain oder Overclocked, bei den Gabriel-Knight-Spielen oder Machinarium und eventuell auch bei den beiden Syberia-Teilen sieht das unter bestimmten Gesichtspunkten schon etwas anders aus.
Was die direkte Werbung betrifft, auch wenn Du das wahrscheinlich nicht meintest, ist klar, dass da nicht ständig ganze Seiten gebucht werden. Es gibt zwar hin und wieder Adventure-Werbung aber meistens nehmen die eher ein Drittel einer Seite oder so im (vermutlich) günstigsten Heftteil ein. Einerseits ist das wahrscheinlich einfach zu teuer und andererseits erreicht man mit gezielter Werbung im Netz wohl eher sein Publikum. Aber das ist ein anderes Thema.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 10:03
von Ninas Ex
Lieber Grappa11, ich wollte eigentlich mehr ein grundsätzliches Problem ansprechen: Vielleicht ist ja gerade die Tatsache, dass ausserhalb der Spielezeitschriften im engeren Sinne wenig bis gar nicht über Adventures berichtet wird, ein wesentlicher Grund dafür, dass Adventures nur wenige Fans haben. Vielleicht würden Adventures sich sogar besser verkaufen, wenn die Zeitungen auch über die Neuerscheinungen bei Adventures mehr berichten würden. Wenn überhaupt, dann schaffen es gerade mal die "Highlights" in die Tagespresse, daher befassen sich auch viel weniger Menschen mit dem Genre an sich, logisch, oder? Umgekehrt liegt die Popularität von Gewaltspielen meiner Meinung nach nicht an deren besonderer Qualität sondern u.a. auch daran, dass sie medial gepusht werden.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 10:04
von Cohen
Also wenn ich mal auf die genannte Seite in den
Games-Bereich schaue, sehe ich nicht "fast ausschliesslich Berichte über Ballerorgien, Rollenspiele und Strategiespiele".
Little BigPlanet 2 (kreativer Spielebaukasten), Wii-Party, Super Mario Galaxy 2, Rekord bei einem Baseball-Spiel, Neuerungen bei einem Fußballspiel, Indie-Spiel "The Misadventures of P.B. Winterbottom", Dienst von InstantAction startet mit
The Secret of Monkey Island: Special Edition,...
Es wird nunmal darüber berichtet, was so erscheint und vermutlich die Leser interessiert. Und da die Adventures nunmal nur einen Bruchteil des Spielemarktes ausmachen, sind sie eben nur selten in den News vertreten... besonders in den letzten Monaten ist es ja recht ruhig geworden. Warum jetzt ausgerechnet Adventures in den Medien besonders hervorgehoben werden sollten, ist mir nicht klar. Als nächstes kommen die Simulations-Fans und fordern Minderheitenschutz.
Und genau dafür sind doch Spezialseiten wie der Adventuretreff da.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 10:30
von Ninas Ex
Okay, dann formuliere ich es anders: Adventures brauchen gar nicht unter "Artenschutz" gestellt oder besonders hervorgehoben werden. Es geht mir eher darum, dass ich mir wünsche, dass die Popularität von Adventures wieder wächst, weil dann erstens das Überleben des Genres gesichert ist und zweitens auch wieder echte Knaller wie in den 1990er Jahren wahrscheinlicher werden. Daher überlege ich mir natürlich, wie man die Beliebtheit von Adventures steigern könnte bzw. ich suche zuerst mal nach den Gründen, warum sie nicht so beliebt sind. Das Thema Medien scheint mir einer der Gründe zu sein. Aber es ist auch viel allgemeiner so, dass Adventures einfach kein Thema sind. Es gibt unzählige Studien über die Auswirkungen von Gewalt in Computerspielen auf die Menschen und es gibt regelmäßig eine politische Debatte über Killerspiele, aber wieviele Studien haben im Verhältnis dazu schon das Thema Adventures und ihr Potential untersucht? Es geht dabei auch um die eigenen Handlungsspielräume: Entweder ich ärgere mich nur über die Krise des Adventures und akzeptiere, dass "die Dinge nun mal so sind wie sie sind", oder ich frage mich, was kann ich selbst daran ändern?
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 10:48
von Mister L
Ich denke, das Effektivste was jeder von uns für das Genre machen kann ist - Adventures kaufen!
Im Fall von Sam&Max und den neuesten Monkey Island Inkarnationen scheint das ja passiert zu sein. Wenn die Spieleschmieden erkennen, dass mit guten Adventurekonzepten gutes Geld zu verdienen ist, dann wird auch mehr investiert. Dann gibt es evtl. auch mehr Webung, dadurch mehr Öffentlichkeit und dann auch mehr Berichterstattungen.

Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 11:03
von Cohen
In meinem anderen Stammforum (Spielegrotte, sehr konsolen- und actionlastig) starte ich regelmäßig Thread zu interessanten Adventureankündigungen, -veröffentlichungen, -demos und -schnäppchen. Während anfangs die Reaktion gleich Null war, scheint das Interesse dort mittlerweile doch schon etwas gestiegen zu sein.
Fernseh-Berichte über "empfehlenswerte und gewaltfreie Spiele" wird es wohl nie geben, denn denen kommt die Verteufelung der Videospiele gerade recht... die Leute sollen gefälligst in ihrer Freizeit vor der Glotze hocken, statt an PC oder Konsole zu spielen.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 11:18
von realchris
Ich bin generell gegen Subvention von zum Sterben verurteilten Branchen. Entweder ein Akteur wird am Markt nachgefragt oder nicht. Ich kauf nur Adventures, die das Potential haben mich zu interessieren bzw. mir zu gefallen. Wenn solche Spiele nicht mehr geliefert werden, kauf ich keine Adventures mehr. Das Genre muss nicht aus Prinzip weiterleben, sondern wenn, dann in guter Qualität.
Um em Genre eine Chance zu geben, kann man nur...
...Adventures, die man gerne haben will, kaufen.
...Adventures, die man scheiße bzw. uninteressant findet, ignorieren.
...Adventures, die man gut findet seinen Freunden, empfehlen.
...von Adventures, die man qualitativ oder generell scheiße findet, abraten.
Mehr kann man von einem Konsumenten nicht erwarten. Der Produzent orientiert sich, wenn er klug ist, am Markt bzw. an der Nachfrage des Vebrauchers. Wenn die Spiele also besser werden sollen, muss man die besten Titel kaufen, da diese die Messelatte am Markt immer höher stellen und schlechtere Titel damit bestraft werden, dass sie im Regal versauern.
Z.B. diesen Titel finde ich immer interessanter :
http://lost-horizon.deepsilver.com/index.php?id=31
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 11:52
von Grappa11
Ninas Ex hat geschrieben:Lieber Grappa11, ich wollte eigentlich mehr ein grundsätzliches Problem ansprechen: Vielleicht ist ja gerade die Tatsache, dass ausserhalb der Spielezeitschriften im engeren Sinne wenig bis gar nicht über Adventures berichtet wird, ein wesentlicher Grund dafür, dass Adventures nur wenige Fans haben. Vielleicht würden Adventures sich sogar besser verkaufen, wenn die Zeitungen auch über die Neuerscheinungen bei Adventures mehr berichten würden.
Wie ich oben schon schrieb, ist das meiner Meinung nach ein falscher Eindruck. Es wird berichtet und das verhältnismäßig viel - zudem eben nicht nur auf spezialisierten Seiten wie der unseren. Schau Dir mal die Newsmeldungen bei Gamestar.de oder so an. Gemessen an der Masse an Spielen, die so erscheint, kommt da ziemlich viel zum Thema Adventures. Interessant ist dabei, dass die Adventure-Meldungen so ziemlich zu den am wenigsten Kommentierten gehören. (ich habe nicht nachgezählt

) Und wie Cohen schon sagte, muss sich eine Zeitung natürlich auch ein bisschen nach ihrer Leserschaft richten. Die müssen schon über das berichten, was sie für richtig halten, damit ihnen die zahlende Kundschaft nicht wegrennt (auch wenn das bei Tageszeitungen wohl zuletzt an der "Computerecke" liegt

).
Wenn überhaupt, dann schaffen es gerade mal die "Highlights" in die Tagespresse, daher befassen sich auch viel weniger Menschen mit dem Genre an sich, logisch, oder?
Wenn es so wäre, dass wenn überhaupt nur darüber brichtet wird, mit was könnte man denn Deiner Meinung nach die Leute besser "anfixen" als mit den "Highlights" des Genres?

Wenn Adventures erwähnt werden, dann sind es gerne Spiele von deutschen Entwicklern, was eben nicht selten Adventures sind, Spiele wie Overclocked, die im Gegensatz zu den meisten anderen Adventures auch Qualitäten weit über das Spielerische hinaus mitbringen, oder eben andere Titel, die irgendetwas Besonderes auszeichnet. Heavy Rain in seiner gesamten Art, Uncharted 2 in seiner technischen Brillanz, Global Conflicts aufgrund seines spielerisch verpackten Lehrreichtums usw. Und ja, manchmal ist es auch nur der Aspekt, dass das Spiel ein Millionen-Dollar-Budget hat und innerhalb von 2 Tagen 4 Millionen mal über den Ladentisch geht, der Publisher extravagante Werbemaßnahmen fährt wie z.B. bei GTA IV oder augrund seines unsäglichen Gewaltgrads (Manhunt und Co.) die Gemüter erhitzt.
Den Werbeeffekt durch Erwähnungen in Tageszeitungen würde ich außerdem als eher gering einschätzen. Der Anteil an (potentiellen) Gamern unter den Lesern ist da doch eher klein bzw. informieren sich die Gamer dann doch eher woanders. Und falls es doch größeren Einfluss hat, berichtet wird ja. Wenn ich im Fernsehen Berichte über Computer- und Videospiele sehe, dann ist es entweder Frontal21 oder so mit irgendwelcher mies recherchierter und reißerisch aufbereiteter Hetze auf die bösen "Killerspiele" oder es ist Neues oder ähnliches mit einem Bericht über Daedalic und A New Beginning, Deck13, Piranha Bytes, Related Designs oder ausnahmsweise auch mal über Crytek.
Umgekehrt liegt die Popularität von Gewaltspielen meiner Meinung nach nicht an deren besonderer Qualität sondern u.a. auch daran, dass sie medial gepusht werden.
Natürlich liegt das auch daran. Und? Adventures sind nunmal nicht oder nur bedingt Mainstream-geeignet. Daran lässt sich nichts ändern. Es wird immer mehr Leute geben, die seichte Unterhaltung bevorzugen, die sich lieber Transformers auf Blu-Ray kaufen als Das Weiße Band, die vielleicht wissen, wer Michael Bay ist, aber noch nie was von Werner Herzog oder Rainer Werner Fassbinder gehört haben.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 12:02
von realchris
Beim Corner steht wieder ein insolventer Akteur. Radon Labs.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 13.05.2010, 12:14
von JoeX
Ninas Ex hat geschrieben: Umgekehrt liegt die Popularität von Gewaltspielen meiner Meinung nach nicht an deren besonderer Qualität sondern u.a. auch daran, dass sie medial gepusht werden.
Aber wieviele Spiele schaffen das denn in die TV-Werbung, das ist sehr wenig. Sportspiele werden ebenfalls stark beworben, also nur daran kann es nich liegen. Und im Internet sucht sich eh jeder das was er will. Ich glaube ein großer Vorteil von anderen Genres ist der Multiplayer-Part und das man viele selber Maps und Mods erstellen kann (wenn man es denn kann

). Ich zocke auch oft 3d-shooter und spiele dort zb den Singleplayer fast gar nicht und den Multiplayer-Part fast nur. Bei Bekannten und Kumpels ist es genauso.
Ausserdem ist es auch übertrieben wenn man sagt das diese Spiele nur Gewalt bieten, das ist nen großes Vorurteil.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 14.05.2010, 13:34
von Ninas Ex
Gemessen an der Masse an Spielen, die so erscheint, kommt da ziemlich viel zum Thema Adventures. Interessant ist dabei, dass die Adventure-Meldungen so ziemlich zu den am wenigsten Kommentierten gehören.
Aber ist das nicht ein Widerspruch? Ich gehe mal davon aus, dass je höher der Bekanntheitsgrad eines Spieles oder Genres ist, desto wahrscheinlicher, dass es sich auch halbwegs gut verkauft, okay? In dem Fall ist es ja ambivalent, dass die Spielezeitschriften zwar relativ viel über Adventures schreiben und damit den Bekanntheitsgrad erhöhen, aber das Genre sich trotzdem in einer Dauerkrise befindet. Die Frage ist auch, wieviele Adventurefans bzw. potentielle Fans überhaupt solche Spielezeitschriften lesen? Ich zB lese so etwas nie. Ich beziehe meine Infos im wesentlichen über spezialisierte Websites wie eben diese Seite hier. Aber mich braucht man ja auch nicht mehr davon überzeugen, dass Adventures cool sind.
Wenn es so wäre, dass wenn überhaupt nur darüber brichtet wird, mit was könnte man denn Deiner Meinung nach die Leute besser "anfixen" als mit den "Highlights" des Genres?
Das stimmt natürlich. Aber es ging mir vor allem um das Verhältnis, in dem Adventures zu anderen Genres in der Berichterstattung stehen: Wenn derstandard.at über Adventures schreibt, dann höchstens über die echten Knaller wie Monkey Island oder - man höre und staune - es gab damals sogar einen ganzen Artikel über A Vampyre Story in der Printausgabe. Andererseits werden viel öfter Artikel über Shooter, Sportspiele, Jump n' Runs, Rollenspiele etc. veröffentlicht, da ist man dann immer auf dem neuesten Stand.
Adventures sind nunmal nicht oder nur bedingt Mainstream-geeignet.
Das würde ich so keinesfalls unterschreiben. Ich brauche dabei nur an die Zeit denken, als Lucasarts noch Massen von Adventures auf den Markt geworfen hat. Damals waren Adventures durchaus auch vom Mainstream gewünscht. Und Adventures waren damals noch dazu viel anspruchsvoller als die meisten es heute sind, wenn man bedenkt wie lange viele Menschen an den Rätseln von Zak Mc Kracken oder ähnlichem geknabbert haben. Also waren Adventures sogar noch komplexer und anspruchsvoller als heute und dennoch für den Mainstream geeignet.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 14.05.2010, 14:13
von DocX
Ninas Ex hat geschrieben:Gemessen an der Masse an Spielen, die so erscheint, kommt da ziemlich viel zum Thema Adventures. Interessant ist dabei, dass die Adventure-Meldungen so ziemlich zu den am wenigsten Kommentierten gehören.
Aber ist das nicht ein Widerspruch? Ich gehe mal davon aus, dass je höher der Bekanntheitsgrad eines Spieles oder Genres ist, desto wahrscheinlicher, dass es sich auch halbwegs gut verkauft, okay? In dem Fall ist es ja ambivalent, dass die Spielezeitschriften zwar relativ viel über Adventures schreiben und damit den Bekanntheitsgrad erhöhen, aber das Genre sich trotzdem in einer Dauerkrise befindet. Die Frage ist auch, wieviele Adventurefans bzw. potentielle Fans überhaupt solche Spielezeitschriften lesen? Ich zB lese so etwas nie. Ich beziehe meine Infos im wesentlichen über spezialisierte Websites wie eben diese Seite hier. Aber mich braucht man ja auch nicht mehr davon überzeugen, dass Adventures cool sind.
Dem kann ich nicht zustimmen. Ich bin der Meinung, dass Adventures, durch z.B. die Art und Weise der Steuerung grundsätzlich einen kleineren Käuferkreis haben als z.B. Shooter oder Rollenspiele. Auch wenn ein Adventure die gleiche mediale Präsenz wie ein Modern Warfare erhält, bezweifle ich, dass die Verkaufszahlen genauso hoch sein würden.
Ninas Ex hat geschrieben:
Wenn es so wäre, dass wenn überhaupt nur darüber brichtet wird, mit was könnte man denn Deiner Meinung nach die Leute besser "anfixen" als mit den "Highlights" des Genres?
Das stimmt natürlich. Aber es ging mir vor allem um das Verhältnis, in dem Adventures zu anderen Genres in der Berichterstattung stehen: Wenn derstandard.at über Adventures schreibt, dann höchstens über die echten Knaller wie Monkey Island oder - man höre und staune - es gab damals sogar einen ganzen Artikel über A Vampyre Story in der Printausgabe. Andererseits werden viel öfter Artikel über Shooter, Sportspiele, Jump n' Runs, Rollenspiele etc. veröffentlicht, da ist man dann immer auf dem neuesten Stand.
Beziehst du dich eigentlich nur auf diese eine Website? Beispiel: Meine Tageszeitung hat 1-2 mal die Woche eine Seite über PC- und Videospiele und es werden aus meiner Sicht auch nur die Highlights präsentiert, aus allen Genres.
Ninas Ex hat geschrieben:
Adventures sind nunmal nicht oder nur bedingt Mainstream-geeignet.
Das würde ich so keinesfalls unterschreiben. Ich brauche dabei nur an die Zeit denken, als Lucasarts noch Massen von Adventures auf den Markt geworfen hat. Damals waren Adventures durchaus auch vom Mainstream gewünscht. Und Adventures waren damals noch dazu viel anspruchsvoller als die meisten es heute sind, wenn man bedenkt wie lange viele Menschen an den Rätseln von Zak Mc Kracken oder ähnlichem geknabbert haben. Also waren Adventures sogar noch komplexer und anspruchsvoller als heute und dennoch für den Mainstream geeignet.
Die Zeit von "damals" kann man aber nur bedingt mit der von heute vergleichen. Zu der Zeit der großen Lucasarts Adventures steckte die 3D-Technik in Spielen noch sehr in den Kinderschuhen und sah einfach grausam aus. Dadurch bedingt, waren natürlich Adventures sehr gefragt, da manche Genres noch keinen nennenswerten Marktanteil hatten. Die 3D-Technik hat sich aber bis heute zu einer Annäherung an Fotorealismus weiterentwickelt und viele legen denke ich auch Wert auf eine gute Grafik bzw. 3D-Effekte.
Ninas Ex hat geschrieben:
Umgekehrt liegt die Popularität von Gewaltspielen meiner Meinung nach nicht an deren besonderer Qualität sondern u.a. auch daran, dass sie medial gepusht werden.
Darf ich fragen, wieviele dieser Spiele du schon gespielt hast und welche? Ich bin sehr vielfältig in den Genres, die ich spiele und kann deiner Meinung überhaupt nicht zustimmen. Ich mag einige Genre auch nicht, den Spielen aber die Qualität abzusprechen, nur weil es nicht mein Geschmack ist, würde ich jedoch nicht machen. Außerdem finde ich den Begriff Gewaltspiele fragwürdig. Ich nenne Adventure ja auch nicht Wimmelbildspiel.
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 14.05.2010, 14:47
von mmge71
Ninas Ex hat geschrieben:
Warum nicht eine Initiative starten, die Kritik an dieser strukturellen Ausgrenzung von Spielen übt, deren einziger "Fehler" ist, dass sie nicht vom Mainstream-Markt gespielt werden, wie eben Adventures. Warum nicht öffentlich fordern, dass auch Adventures einen Platz in Medien und Werbung haben sollten, weil sie genauso ein Recht auf Öffentlichkeit haben wie andere Genres? Was sagt eigentlich die Piratenpartei zu diesem Thema?
Die Piratenpartei hat wohl andere
Programminhalte, als Adventures zu fördern.
Ninas Ex hat geschrieben:
Eine solche Initiative könnte die Stärken des Adventures hervorheben - natürlich müsste man darüber vorher breit debattieren: Was sind überhaupt die Stärken von Adventures? Ich meine zum Beispiel: Adventures regen das logische Denken durch Rätsel an; sie lassen den Spieler Konflikte und Probleme auf die etwas andere Art lösen (zB durch Kommunikation); sie sind nicht immer politisch korrekt, aber dafür manchmal sehr kreativ und unterhaltsam, was das gewünschte Verhalten des Spielers angeht (der typische Adventureheld ist zB ein chronischer Kleptomame, dennoch kann man sich meistens mit ihm oder ihr identifizieren); ausserdem kann auch die totale Verweigerung gegenüber der politischen Korrektheit viel Spass machen, siehe Sam & Max

; sie haben das Potential, gute Geschichten zu erzählen; sie bieten diverse Spielewelten für verschiedene Geschmäcker, egal ob Fantasy, Karibik, "normale" Umgebungen oder auch total abgefahrene Welten wie in Day of the Tentacle. Das sind die positiven Seiten von Adventures, die mir jetzt ad hoc einfallen, wahrscheinlich gibt es noch mehr Aspekte und habt ihr auch andere Meinungen dazu.
Diese Auflistung von "positiven" Eigenschaft kannst Du für jedes Genre anwenden. Der typische Adventureheld läuft hölzern durch die Gegend (Lost Crown), ist Bauchredner (Alter Ego) und hat Harpunen, Anker, Tonnen an Seilen und noch mehr in der Handtasche (Black Sails). Die Qualität macht die Musik. Und gute Geschichten erzählen schon lange viele anderes Games (z.B. Mass Effect 1 + 2, Dead Space, The Lost City, usw.) um einiges dichter als klassische Adventures. Ist aber alles eine subjektive Ansichtssache. Ich werde auch weiterhin den Adventures treu bleiben.
Ninas Ex hat geschrieben:
Also, ich würde eine solche Initiative gut finden und zB durch Petitionen oder was auch immer unterstützen. Was meint ihr dazu?
standard.at goes Adventure, los gehts ...
Re: Initiative "Power to Adventure"
Verfasst: 14.05.2010, 14:48
von Svenc
Ninas Ex hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, dass je höher der Bekanntheitsgrad eines Spieles oder Genres ist, desto wahrscheinlicher, dass es sich auch halbwegs gut verkauft, okay? In dem Fall ist es ja ambivalent, dass die Spielezeitschriften zwar relativ viel über Adventures schreiben und damit den Bekanntheitsgrad erhöhen, aber das Genre sich trotzdem in einer Dauerkrise befindet.
Es gibt eine Menge Spiele mit hervorragender Presse, die trotzdem keine Riesenhits bis Flops waren. Beyond Good&Evil, Tron 2.0, Okami, ICO - allesamt aufwändiger und origineller als die meisten Spiele, aus der z.B. Adventuretreff seine Geschichten melken muss.
Teilweise mit Liebesbekundungen, die noch im Feuilleton nachhallten. Trotzdem eben keine Kassenschlager im klassischen Sinne. Vielleicht sind es am Ende gar nicht immer bloß Presse und Werbung, sondern ein bisschen auch die Spiele selbst. Ein Egypt XII von Kheops oder ein Baum des Lebens von City Interactive kann man aber wahrscheinlich zur Schau stellen wie Lena Mayer Landrut, sexier wirds trotzdem nicht.
Es wird immer mehr Leute geben, die seichte Unterhaltung bevorzugen
Man kann das auch wunderbar kombinieren, und seicht ist nicht gleich schlecht. Aber ja, mag sein. Adventures sind übrigens nicht mehr und nicht weniger seicht als andere Videospiele auch. Zur Sache mit der vermeintlichen
Gewalt-Kultur in Mono-3D fällt mir aktuell diese Geschichte ein. Ohne Worte. Scheint mir in diesem Thread leider etwas pauschal, wie ein Politiker, der alles, was er nicht versteht, kennt oder zum Feindbild hochstilisieren will, mit einem Stichwort a la Killerspiel belegt, das auf das nächste Wahlplakat passt. Passen muss. Ja, Spieleentwickler sind bisweilen tatsächlich naiv, verantwortungslos und kindisch - das gilt aber nicht bloß für Autoren von Ballerdungeons, GTA-Klonen und Weltkriegsspielen, sondern auch für Autoren von Adventurespielen. Auf ein Overclocked kommt zehn Mal Rosamunde Pilcher.
Oder schlimmer. 