Seite 1 von 2

Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 00:32
von elevar
ACHTUNG SPOILER-ALARM!! BRINGT EUCH ALLE IN SICHERHEIT!! FRAUEN UND KINDER ZUERST!!
Ich erzähle entscheidende Details, die man später im Spiel erfährt. Wer nicht durch ist, lieber nicht weiterlesen!!

Hallo Forum!

Es war eines dieser Wochenenden, an denen man schon am Freitag wusste, dass man seiner wieder abartig langen Todo-Liste eh nicht gerecht wird. Begonnen hatte das Elend mit dem Erhalt einer wundersamen Postzustellung. Ihr Inhalt: Das viel gerühmte Spiel "Edna bricht aus". Das tat sie auch sofort, zunächst aus der Verpackung, dann aus der Irrenanstalt. Die Todo-Liste war da schon in Form eines Papierfliegers in Richtung Vladvakistan.

Es ist gerade der darauffolgende Sonntag Abend. Dem aufmerksamen Leser wird jetzt auffallen, dass mich das Spiel ziemlich in seinen beachtlichen Bann gezogen haben muss.

Und jetzt, da ich es durchgespielt habe, fühle ich mich auf eine Weise verschaukelt, wie schon lange nicht mehr.

Da beginnt man mit einer quietschfidelen Edna den Ausbruch. Man lernt lustige Gestalten kennen, und freut sich an der innigen Liebe zwischen Edna und Harvey, wobei Harvey ja wohl mal ein astreiner Charakter ist. Irgendwie ist klar, das der Charakter, den man spielend ins Herz einschließt, verrückt ist. Aber irgendwie ist das nicht das Thema. Edna selbst behauptet das Gegenteil, und erstickt damit weitere Fragen.

Am Ende holt einen die Realität ein. Was man im Spiel getan hat, ausbrechen nämlich, hat tödliche Folgen für einen Pastor. Ja, man selbst ist eine Mörderin. Harvey, der liebenswerteste Charakter seit, äh..., seit >verdammt langer Zeit<, ist Quell allen Übels? Man muss erkennen: Edna ist(!) verrückt, unzurechnungsfähig. Und diese späte Erkenntnis ist das geniale am Plot. Nicht in "A Beautiful Mind", nicht andersowo konnte ich so gut mit einem schlussendlich geisteskranken mitfühlen.

Ich habe mich bei der Auswahl des Endes sicherlich sehr schwer getan...

Das mich ein PC-Spiel zum nachdenken anregt ist mehr, als ich erwartet habe. Mit dem Nachdenken ist das in letzter Zeit sonst so eine Sache... Schließlich war Fussball. Aber es liegt mir auch daran zu erwähnen, dass das Spiel definitiv erhöhtes Lachanfall-potential intus hat. Und das sieht wohl selbst Guybrush persönlich so!

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 19:41
von stans_gebrauchtwaren
Interessant, dass Dir (und wohl vielen anderen auch) das Ende sehr gut gefällt - mich hat das ganze auch zum Nachdenken gebracht, aber darüber, warum das Spiel so einen blöden Schluss hat...
Ich konnte und kann mich irgendwie nicht mit dem Gedanken anfreunden, dazu "verleitet" worden zu sein, zwei Morde zu begehen (naja, mindestens einen). Klar, es hat irgendwie schon die Konsequenz, dass man sein Handeln im Nachhinein überdenkt, aber ich finde es unfair, einem Spieler, der ja keine Wahl hat, als das Spiel so zu vervollkommnen, wie es vom Designer gedacht ist (zumindest in diesem Fall), Gewissensbisse zu bescheren, und seien sie nur virtuell.
Jedenfalls passen für mich der "locker-flockige Humor" und das "melancholische Ende" einfach nicht zusammen. Geht es eigentlich noch irgend jemandem so?

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 20:26
von elevar
Geht es eigentlich noch irgend jemandem so?
Ja, mir ging es die ersten 2 Minuten nach dem Ende so. Ich glaube, es ist die Beziehung, die man zu Edna zwangsläufig aufbaut (übrigens ein Qualitätsmerkmal, mit dem sich nicht jedes aktuelle Produkt im Genre rühmen kann).
Allerdings frage ich mich, wie ein zweites mal durchspielen ist, wenn man dieses "dunkle Geheimnis" schon kennt. An sich müsste man Harvey gleich entsorgen ;-)

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 20:45
von Kleener_Apfel
Wenn ich ehrlich sein soll, kam mir so ziemlich am Anfang des Spiels diese Intension mit Harvey. Mag daran liegen, dass ich dieses "Phänomen" schon in Filmen und Büchern gesehen/gelesen hab.

Und irgendwie war mir das Ende gerade sympatisch. Es mag sehr tief blicken, jedoch machte dieses Ende bzw. beide Enden die Charaktere für mich erst recht sympatisch (naja mit Ausnahme von Alfred, wa). Es ist nicht dieses locker, lustige Friede-Freude-Eierkuchen-Ende wie ich es die letzten 2 Jahren mit wenigen Ausnahmen bei fast jedem gespielten Spiel gesehen hab, sondern auch Dank der Grafik ein für manche groteskes bzw. für mich ein Ende voll von schwarzem Humor, Mord und Tiefenpsychologie. Gerade so etwas hat mir auf diese Art und Weise die letzte Zeit doch schon in der Spielwelt gefehlt

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 21:34
von locke
Ich fand das Ende zuerst auch seltsam. Mittlerweile finde ich es aber mega klasse da es echt gelungen ist und interessant wie mit der Erwartungshaltung des Spielers gespielt wird. Man hofft ja die ganze Zeit das man rausfindet das ein anderer Charakter an dem Tod schuld ist und zum Schluss stellt man fest hei das war ja "ich".
Ich würde die Story in zwei Akte einteilen der erste Teil ist die Komödie der verdrehten Welt im Irrenhaus und so in etwa bei dem Mord am Pfarrer ist es eine Tragödie und man wird mit der Realität (in der Spielwelt) konfrontiert.
Alles in allem ein mega gelungenes Spiel und das beste das ich seit langem gespielt habe.
Es steht bei meiner Liste mit ganz oben bei MI und Sam`n`Max und so Sachen. Ich würde sogar Sagen es ist mein derzeitiges Lieblingsspiel da es einen sehr eigenen Stil sowohl von der Grafik als halt auch schon wie oben beschrieben von der Story hat.

Zum Schluss möchte ich euch noch fragen welches Ende ihr bevorzugt? Das in dem Edna sich von Dr. Marcel "heilen" lässt oder in dem sie Marcel ebenfalls umbringt und für immer verschwindet?

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 22:19
von elevar
Wie gesagt, schwierig. Pest oder Cholera? Ich fand beides enorm fies...
Wieso wird zu allem Überfluss auch noch Moti erschossen? Zu dem Zeitpunkt war ich schon von dem Heile-Welt-Blick kuriert. Und Moti nach dem Unfall ja auch... Der Author hätte da seine Mordphantasien wegen mir auch unterdrücken können.
Aber ist kommerziell wohl ein Erfolg, wie kriegt man da wohl einen flüssigen Übergang zum obligatorischen Teil 2 hin? :-P

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 07.07.2008, 23:00
von Kleener_Apfel
Gerade wie das "weitere Leben" von Hoti und Moti in beiden Enden geschildert wurde, fand ich sehr gelungen \:D/ Sieht man nur ein Ende für sich, registriert man diese Ironie des Schicksals logischerweise nicht. Erst wenn man beide Enden gesehen hat, weiß man ja, dass sich ihr Schicksal in der besagten Bank wieder kurz zusammenfügt.

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 08.07.2008, 09:25
von elevar
wow, war mir garnicht aufgefallen^^

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 08.07.2008, 20:32
von Zyklon
So bin grade eben auch mit dem Spiel fertig geworden. Habe mir dank eines gut plazierten Saves auch beide Enden schnell angucken können.
Überrascht hat mich das Ende in keiner Weise, habe ich eigentlich so schon sehr früh im Spiel erwartet. Ab dem Zeitpunkt wo man erfährt das Alfred tot ist und der eigene Vater der Mörder sein soll , also schon der 2 Raum im Spiel Marcels Büro. Ich dachte mir sofort der Vater hat sich für Edna verhaften lassen , irgend ein Unfall Tod durch Edna verursacht hat Alfred das Leben gekostet. Was mich wirklich noch etwas zweifeln lies und auch am Ende wirklich störte war die Tatsache das es für mich schwer vorstellbar war das man eine 8 Jährige wegen Mordes überhaupt verurteilt hätte.

Wirklich gut wäre ein Ende gewessen wo Dr. Marcel , Edna hilt mit ihrer Schuld umzugehen lernt. Najo kann man aber von dem Vater des Opfers woll auch nicht wirklich erwarten. Dann wäre ihr Vater woll auch garnicht erst zum Tode verurteilt worden. Wie oben schon gesagt ist für micht die Tatsache irgendwie gaga.
So hatte die Wahl am Ende für mich keine wirkliche Chance auf ein gutes Ende.
Für mich stellte sich eigentlich nur die Frage ist man bereit diesmal einen kaltblütigen Mord zubegehen oder nicht, den das wäre es diesmal gewessen.
Der Gag das man dann an den anderen Charaktere eben nochmal gezeigt bekommt wie das Leben eben abläufen kann fand ich dagegen wieder klasse.

Die Emotionale Bindung die man durch die vielen vielen Gespräche/Erlebnisse mit Edna aufgebaut war eine der stärksten die ich je in einem Adventure erlebt habe, ganz großes Lob an die Entwickler.
Grafik hat mich in keiner weise gestört , oder abgeschreckt. In 10 Jahren kann man das Spiel mit genau dem gleichen Spass spielen , die Grafik ist einfach passend und altert duch ihren Comic Stil nicht wirklich. Das gleich gilt z.b auch für Day of the Tentakel.
Musik war ok die duddelte eben immer passend im Hintergrund hat nicht wirklich gestört , trug unbewusste aber sehr gut zur Stimmung der jeweiligen Situation bei. Eben so wie es sein soll.
Die Sprachausgabe ist für mich ganz klar das beste was ich je in einem Adventure erlebt habe , wenn man die Menge an gesprochenem nimmt vielleicht sogar in allen Spielen. Das man aber auch wirklich zu jedem Ding/Sache oder Kombination eine Individuelle Reaktion bekommt einfach klasse!!! Viele Spiele schaffen das ja nichtmal als Text geschweige den an Spracheausgabe.
Für mich ganz klar das Adventure der vergangenen Jahre.


mfg Zyklon

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 08.07.2008, 21:22
von leviathan
Zyklon hat geschrieben: Die Emotionale Bindung die man durch die vielen vielen Gespräche/Erlebnisse mit Edna aufgebaut war eine der stärksten die ich je in einem Adventure erlebt habe, ganz großes Lob an die Entwickler.

Die Sprachausgabe ist für mich ganz klar das beste was ich je in einem Adventure erlebt habe , wenn man die Menge an gesprochenem nimmt vielleicht sogar in allen Spielen. Das man aber auch wirklich zu jedem Ding/Sache oder Kombination eine Individuelle Reaktion bekommt einfach klasse!!! Viele Spiele schaffen das ja nichtmal als Text geschweige den an Spracheausgabe.
Da kann ich Zyklon nur zustimmen [-( [-(

Was wieder beweist, dass bei einem guten Adventure die Grafik eine der gößten Nebensächlichkeiten der Welt sein kann :D. Denn wenn die Sprachausgabe, Rätsel und die Story stimmen kann ich getrost auf tolle Renderhintergründe, Animationen und aufwendig produzierte Filmsequenzen verzichten.

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 09.07.2008, 22:19
von deny
Dank mancher Spoiler war ich darauf vorbereitet das Enda eine Mörderin ist.
Aber doch nicht so!
Das was locke geschriben hat
locke hat geschrieben:Ich würde die Story in zwei Akte einteilen der erste Teil ist die Komödie der verdrehten Welt im Irrenhaus und so in etwa bei dem Mord am Pfarrer ist es eine Tragödie und man wird mit der Realität (in der Spielwelt) konfrontiert.
entsrpcht dem was ich gefühlt hab.
Wer rechnet denn DAMIT? Wer rechnet mit dem Tod des Pfarrers? Dass musste doch echt nicht sein!
:shock:
Das ist ist Abstand das schreklcihste was in einem Adventure ür mich passiert ist. Du wirst für ein Handeln verantwortlich gemacht, für das du nichts kannst. Denn anders kommst du nicht aus der Anstalt herraus. Mir war (und ist immer noch) richtig schlecht.

und Wo bleibt denn bitte das Ende "Enda und Harvey versuchten gemeinsam mit ihrer Vergangenheit klarzukommen"
Jedes ende war negativ... In dem einem wird Edna zu Alfrida und sortiert Akten
und in dem anderen verschwindet sie spurlos?

war Enda wirklich verrückt?! Ahh ich habe kein Bock mehr! :lol:
aber eins Naoch: HArveys horror vorstellungen? Wieso waren die denn da?
Ein Spiel das mich gegen Ende hin so fertig gemacht hat und in keinster weise wieder aufgestellt hat.

Eidt: und der Geheime leopardenmodus? gibt es den Wirklich, ich hilt den nur für ein doofen Witz!

Edit2: Also mir hat das tempomorphen(die ersten beiden) am meisten Spass gemacht, da hätte man doch ruhig noch nen drittes(viertes) Einbauen können!

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 09.07.2008, 22:44
von elevar
Das mit Harvey Phantasieren hab ich auch nicht ganz verstanden, aber ich denke mir, dass das die Reaktion von Ednas Unterbewusstsein darauf ist, dass sie der Wahrheit näher, ja gefährlich nahe kommt, welche doch recht unschön ist... (Schließlich ist Harvey eine Projektion der Gutesten)

EDIT: Leopardenmodus? Ab unter den Schreibtisch mit dir :-P

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 09.07.2008, 22:50
von deny
Gutesten?

Seit wann ist Harvey gut? er will doch immer alles zerstören und vollschmieren :lol: :)

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 10.07.2008, 00:22
von Zyklon
Ja den Mord am Pfarrer fand ich auch nicht wirklich passend im Spiel. Der Mord war wirklich sowas wie ein Einschnitt der das Spiel in 2 hälften teilt.
Die Erkentniss über Alfreds UnfallTod (eh erwartet) war nicht so schockierend auch wenn Edna ihn eigenhändig herbei geführt hat , wie der Mord an dem Pfarrer den sie durch ihre Flucht indirekt herbei geführt hat.
Das entwertet in meinen Augen das Finale.
Das problem ist das man einfach mit einer solchen Wendung nach dem bunten , lustig , durchgeknallten Teil davor nicht rechnet.
Nichts desto trotz bleibt für mich Edna das beste Adventure seit vielen vielen Jahren.

Re: Edna denkt nach

Verfasst: 10.07.2008, 00:31
von Malachit
Also gerade diese Wende im Spiel finde ich absolut genial. Erinnert mich (sehr entfernt) an den Film Million Dollar Baby. Da hatte ich auch im Vorfeld keine Ahnung des Filmverlaufs und wurde vom radikalen Genrewechsel sehr überrascht. Ich finde dieses Stilmittel sehr wirkungsvoll und halte es für einen der Gründe, warum sich Edna von vielen anderen Adventures positiv absetzt.

Es gibt übrigens auch schon im ersten Teil des Spiels hinweise darauf, dass die Befreiung des Schlüsselmeisters keine gute Idee gewesen sein könnte. (z.B. wenn man Harvey mit dem Schlüsselmeister im Wagen verwendet)