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Mord im Orientexpress

Verfasst: 12.12.2006, 19:34
von Adven
Nanu, noch kein Thread dazu? Na denn:

Mord im Orientexpress ist für mich die Enttäuschung des Jahres.

So gut wie alles daran ist schlecht. Die Charaktere sehen zwar ein bisschen besser aus als noch in "Und dann gab's...", aber immer noch schlecht.

Technisch ist "Mord im ..." schon mal kein großer Wurf, aber das könnte man noch verkraften. Warum die schwachsinnige Inventarhandhabung aus "Und dann gab's..." übernommen wurde, bleibt ein Rätsel, aber dann hat das Spiel wenigstens eines.

Dann ist das Spiel schonmal von erschreckend unverschämter Kürze, und selbst das bisschen besteht aus ewig dem gleichen Abgerenne des Zuges. Dann dieser nervige Poirot. Warum überhaupt diese neue Ursel da, wo doch ein Detektiv im Zug ist? Hätte man nicht einfach Poirot steuern können? Dann hätte es weinigstens Sinn gemacht, ständig seine Stimme zu hören.

Rätsel ... naja, weiter. Ich glaub', ich hab' ganze zwei bemerkt.

Was aber wirklich gestört hat, waren die Unsinnigkeiten am laufenden Band. "Bei dem Wetter wäre ich am liebsten drin." Sagt sie und IST drin. Hier noch drei Beispiele.

1) Nachdem die Räumlok angekommen war, sagt Antoinette über den Schneehaufen auf den Gleisen:"Selbst wenn der Räumungszug kommen sollte, könnten wir noch eine Weile hier feststecken." Äh ...ja.

2) Gegen Ende führt man jede Menge aufklärende Gespräche. Danach klärt man per Funk eine ganze Menge Fragen, die aber größtenteils genau das ergeben, was einem die Charaktere bereits gestanden hatten. Danach muss man sie mit diesen Ergebnissen konfrontieren und alle tun so, als wären das neue Erkenntnisse, obwohl man gerade erst bereits darüber gesprochen hatte. ...okay...

3) Antoinettes Entführung. Sie wird kurz verschleppt, kommt zum Zug zurück und macht weder Anstalten, irgendwem davon zu erzählen, noch hat irgendwer bemerkt, dass sie weg war. Ich wunderte mich noch, was das dann überhaupt sollte, aber dann wussten in der Endsequenz plötzlich alle davon. Nanu?

Und mit solchen Sachen lief das die ganze Zeit. Die letzten beiden Kapitel waren einfach nur ein Witz. Tausend Fragen per Funk stellen, tausend Antworten bekommen, Endsequenz. Das sind dann schon die zwei Kapitel.

Schade, schade, "Mord im ..." hätte echt klasse werden können, zumal man den "Zugreise"-Bonus hatte. Statt dessen ein absolutes Gähnspiel. Wenigstens die Musik ab und an war hübsch.

Was haltet Ihr von dem Spiel?

Verfasst: 12.12.2006, 22:19
von jutse
Eigenartig ist das mit den unterschiedlichen Geschmäckern. :wink:

Mir gefällt es sehr gut und viel besser als Teil 1. Das Rumgerenne, das Befragen im Zug gefällt mir. Hat für mich ganz was Atmosphärisches. Und daß Poirot da rumliegt, ist für mich eine schräge, aber gute Idee. Irgendwie kommt natürlich die Assoziation zu Last Express, von dem ich auch sehr angetan war. Wie gesagt, mir gefällt es sehr gut. Ich finde auch die Handhabung - auch die des Inventars - gut.

Für mich ist es eines der schönen Spiele.

Verfasst: 13.12.2006, 00:38
von b.erry
Hallo zusammen,

mich würde interessieren wie die Atmosphäre allgemein in dem Spiel ist. Kommt ebenso diese klassische Krimistimmung auf wie ich sie auch bei "Und dann gab's..." empfunden habe? Das Spiel liebe ich irgendwie und konnte gar nicht mehr aufhören, aber ich bin auch begeisterter Fan von solch klassischen Krimis und gerade diese beiden Geschichten gehören zu meinen absoluten Lieblingen. Von daher interessiert es mich natürlich brennend, ob ich in der Richtung ähnlich gut bedient werde wie beim ersten Spiel.

Und ja, Geschmäcker sind verschieden, wie man ja an den beiden ersten Posts erkennen kann *g*

edit: Sollte vielleicht noch dazu schreiben, dass es mir gerade bei solchen Geschichten nicht so ganz auf die Rätsel ankommt.

Verfasst: 13.12.2006, 10:58
von Adven
Nein, die Atmosphäre ist nicht wie in "Und dann gab's...". Das meine ich nicht qualitativ, es ist nur eben schon vom Setting her ganz anders. Sie wäre nicht schlecht, wenn man nicht ständig durch Patzer in den Dialogen und der Handlung (s.o.) herausgerissen würde. Aber so vom Stil und von der Musik her ist das Spiel schon in Ordnung.

Edit: Schade, dass der Roman dem Spiel nicht beiliegt, bei der US-Version ist das nämlich so. Auch schon bei "Und dann gab's ..."

Ich weiß auch nicht, nach welchem Prinzip das Poirot-Hilfesystem bewertet wird. Zum Beispiel stand bei mir, Poirot habe geholfen, die Heizung zu reparieren, dabei hatte ich noch nicht mal mit ihm über die Heizung gesprochen. Dann waren noch zwei Punkte, bei denen er mir angeblich geholfen haben soll, aber ich wüsste nicht, von ihm auch nur einen Hinweis bekommen oder überhaupt danach gefragt zu haben, .

Verfasst: 23.12.2006, 19:20
von MK666
Seltsamerweise wurde auf Adventure-Treff.de gar nicht erwähnt, dass es eine engl. Demo zu "Murder on the Orient Express" gibt: Link zur News auf gamestar.de

Die Demo ist von der Atmosphäre her sehr gut gelungen, und macht auch sonst einen sehr guten Eindruck, nur ist die Spielzeit so kurz, dass zumindest ich mir nicht sicher bin, ob das Spiel auf Dauer nicht vielleicht doch ein bisschen zäh wird...

Die von Adven genannten Nervigkeiten in den Dialogen sind mir zumindest in der Demo nicht aufgefallen, bzw. sind in der engl. Fassung auch nicht vorhanden, so ist z.B. der Spruch mit dem Wetter (zumindest in der Demo) durchaus passend. Könnte also an der Übersetzung liegen...

Die anderen Kritikpunkte stimmen mich da schon eher nachdenklich... leider war davon zumindest in der PCPP nichts zu lesen, da wurde das Spiel ja fast ausschließlich gelobt. Die GS geht schon mehr in die Richtung der von Adven geäußerten Kritik, dort ist man aber wohl der Meinung, dass die positiven Aspekte des Spiels eindeutig überwiegen.

Weiß jemand, ob CDV auch die engl. Sprachfassung auf die Datenträger gebannt hat?
Obwohl: Wenn der US-Fassung noch der Roman beiliegt, lohnt sich der Import ja gleich zweimal...

Verfasst: 24.12.2006, 05:40
von Möwe
Mein Gott, was für ein unsinniges Ende!
Der ehemalige Entführer wird mit offenen Armen in die Familie Armstrong und Anhang aufgenommen! :shock:
Hey, dass ist der Typ, der verschwiegen hat, dass Daisy noch lebt, weshalb deren Mutter samt Baby inside gestorben ist, deren Vater nachgefolgt ist, Susanne sich aus dem Fenster gestürzt hat und im allgemeinen bei einigen Leute starke Hassgefühle und Rachegelüste ausgelöst wurden, die ihnen bestimmt die letzten 10 Jahre ihres Lebens versaut haben.
Aber er ist auch Opfer, seine kleine Tochter ist gestorben, da hat er sich mal ein neues Kind genommen- bloß nicht hinterfragen. 8)
Wer denkt sich so ein unsinniges und unlogisches Ende aus? Ich könnte brüllen. :evil:

Mal abgesehen davon, dass ich die Idee, Rache zu nehmen und jemanden zu ermorden, im allgemeinen für keinen guten Plott halte. Das Leid wird dadurch nicht ungeschehen gemacht, der erste Mord nicht zurückgenommen. Aber die "Gerechtigkeitsmörder" haben einen seelischen Schaden genommen. Warum den Typen nicht verpfeifen und vor Gericht stellen lassen?? Warum Schuld auf sich laden und sich auf sein Niveau begeben?
Dafür schlage ich mir eine Nacht um die Ohren!

Verfasst: 24.12.2006, 13:27
von MK666
Möwe hat geschrieben:Dafür schlage ich mir eine Nacht um die Ohren!
Ist es wirklich soo kurz?

Verfasst: 24.12.2006, 13:46
von GötterGast
@Möwe

Warum gibt es bei 98% aller Hollywoodfilme ein meist völlig unlogisches Happy End?

Es ist eine erzählte Geschichte, dabei ist alles erlaubt.

Wenn ich Realität möchte gehe ich vor die Türe. Aber auch dort gibt es so viel unsinniges und unlogisches dass es manchmal besser wäre die Türe ganz schnell wieder zu schließen.

Frohe Weihnachten

Verfasst: 24.12.2006, 14:46
von Möwe
Mk666:
Ist es wirklich soo kurz?
Kurz schon (so 10 h Spielspaß), aber ich spreche vo allem von der zweiten Hälfte des Spiels, die ich in einem Rutsch durchgezockt habe.
@ Götttergast:
Heißt dass, ich darf nie nie wieder über eine miese Story meckern, weil Hollywood es noch schlechter könnte und die Realität grausam ist??? :wink:
Hier wurde eine gute Story von Agatha Christie verhunzt und unglaubwürdig gemacht. Hat mich schon geärgert.

[/quote]

Verfasst: 25.12.2006, 09:29
von GötterGast
Möwe hat geschrieben: @ Götttergast:
Heißt dass, ich darf nie nie wieder über eine miese Story meckern, weil Hollywood es noch schlechter könnte und die Realität grausam ist??? :wink:
Hier wurde eine gute Story von Agatha Christie verhunzt und unglaubwürdig gemacht. Hat mich schon geärgert.
Natürlich darfst du, wollte nur meine Sicht der Dinge kundtun :wink:

Verfasst: 27.12.2006, 19:22
von Furymars
Also ich habe den 2. Teil von Agatha Christie nie gespielt.
Auf jedenfall kommt ich mit dem Inventar des 1. Teil nicht klar. :(
Hat es sich im 2. Teil kein bisschen verändert?

Verfasst: 27.12.2006, 19:57
von Möwe
Nee, eigentlich nicht. :roll: Hat manchmal ziemlich genervt.
Das Spiel hat aber auch seine schönen Momente.
Man darf es halt nicht eilige haben, aber das sollte man bei Agatha-Christie-Krimis nie. :D
Und wie gesagt: das Ende ist nicht mein Fall.
Oh, und der Anfang ist auch etwas komisch, aber sobald man im Zug ist, wirds besser.
Insgesamt ein schönes, etwas kurzes und sehr ruhiges Spiel.

Verfasst: 14.01.2007, 23:16
von Adven
Naja, so rein logisch betrachtet hat Möwe schon recht, was das Ende angeht, aber dennoch hat es mich ein bisschen bewegt. Und das, obwohl ich das Spiel ansonsten grottig fand. :wink:

Verfasst: 15.01.2007, 16:45
von galador1
ich bin auch grad durch und im gegensatz zu Möwe, hat es bei mir das ende echt rausgerissen. vorher fand ich es recht langweilig. mein größter kritikpunkt ist das es nicht ein einziges mal spannend war. der erste teil hat mir besser gefallen.