Was passiert wenn Griechenland pleite gehen würde?

[Fightmeyer]

Hallo Leute,

vielleicht kann mir einer von euch BWL-Experten erklären, was so dramatisch wäre, wenn Griechenland pleite gehen würde.
Bloß weil die Merkel gebetsmühlenartig ständig wiederholt, dass dann der Euro geschwächt würde und weitere Staaten umfallen würden, ist mir die Kausalität immer noch nicht verständlich.

Ich hab das damals bei der Bankenpleite schon nicht nachvollziehen können und letztendlich wurde das Dominoumfallen weiterer Banken auch mehr oder weniger in den Medien einfach nur als "das ist dann so" verkauft, ohne wirklich zu eklären, warum.

[Beowulf]

Das Problem ist, dass Deutschland wohl jetzt schon einige Kredite in Griechenland laufen hat. Geht dieses Land aber Pleite, kann man sich von diesem Geld verabschieden. Ziel ist es wohl, dem Land für kurze Zeit über eine gewisse "Unpässlichkeit" hinwegzuhelfen, damit das Land langfristig gesehen auch wirklich alle Schulden zurückbezahlen kann. Und dieses Sparprogramm ist einfach Pflicht, sonst wird es nie mehr was. Darüber, wer denn jetzt nun dafür zur Kasse gebeten werden soll, kann man sich natürlich streiten.

[realchris]

Deutschland direkt hätte da keine existenziellen Probleme. Einige Industriezweige werden natürlich im Export große Einbußen haben bzw. pleite gehen. Allerdings wissen wir nicht wie eng die grieschische Wirtschaft mit den umgebenden Ländern verknüpft ist. Eine Pleite könnte eine Kettenreaktion auslösen. Es geht auch darum, dass dann die Gefahr groß wäre, dass die EU zerfällt. Ich bin trotzdem der Meinung, dass wir Griechenland aus der Union schmeissen sollten. Als Exempel für andere Länder die so dreist lügen. Sollen sie eine Währungsreform machen und wenn sie mal ihre Korruption und ihren Haushalt sauber im Griff haben dürfen sie in 100 Jahren wieder rein

[Supernova]

@realchris: bin ich ganz deiner Meinung. Griechenland ist bereits mit einer Lüge in die EU eingetreten, was die finanzielle Lage betrifft. Und ich glaube einfach nicht daran, dass die Kredite auch nur ansatzweise zurückgezahlt werden; dafür müssten die Griechen erstmal anfangen, Steuern zu zahlen und nicht hauptsächlich in die eigene Tasche zu wirtschaften. Nur sieht es - den Protesten und Krawallen nach zu urteilen - bei weitem nicht danach aus.

Ein Kollege von mir ist Grieche...die arme Wurst kann sich bald nur noch blöde Sprüche anhören....

[elevar]

@Fightmeyer Du sprichst einen interessanten Punkt an. Die Finanz- und Wirtschaftskrise funktioniert außerhalb unserer Erfahrungswelt, und nur wenige verstehen die Zusammenhänge. Diese Situation stärkt die Banken, da ihre Aktionen nicht der öffentlichen Kontrolle unterliegen. Die Öffentlichkeit und auch der Journalismus sind schlicht nicht im Thema.

Ich habe selber keinen umfassenden Überblick. Trotzdem zu deiner Frage: Eine Insolvenz von Staaten ist juristisch nicht vorgesehen. Eine größere Abschreibung würde ausländische Investoren treffen, auch und insbesondere deutsche Banken, die dann möglicherweise auch schnell ihr Geld aus anderen klammen Staaten abziehen würden, sicher aber würden die Zinssätze, zu denen diese Staaten Kredite aufnehmen könnten, dramatisch steigen. Eben diese hohen Zinsen waren für Griechenland fatal. Ich denke, genau das soll also verhindert werden.

@realchris Letztlich hatte Griechenland zwei Optionen: Inflation, die Drachme dafür vorausgesetzt, oder Steuererhöhungen sowie Lohnsenkungen und Sozialabbau zur Verbesserung des Standorts. Das kommt der Reduzierung des Wohlstands in dem Land gleich. Die Griechen haben sich selbst für letzteres entschieden. Dadurch steht dem Land eine harte Zeit bevor.
Was würde ein Rausschmiss deiner Meinung nach bringen, außer einen Betrug zu rächen?

@Kezia Ich habe gelesen, dass die Mehrheit der Griechen die Maßnahmen akzeptiert. Das ist eigentlich erstaunlich, denn die Bevölkerung muss nun richtig bluten. In den Medien werden aber natürlich hauptsächlich Streiks und Randale transportiert, dieses Bild ist nicht unbedingt richtig.

[Möwe]

Am Donnerstag in quer hat ein Fachmann zum Thema gesagt, dass in Griechenland vor allem die Reichen sehr wenig Steuern bezahlen, während der "kleine Mann" ordentlich latzen muss. er kreidete das ungerechte Steuersystem an und meinte in etwa, dass man die Problem durch eine ordentliche Besteuerung der Reichen in Griff kriegen könnte (aber ich habe nur halb zugehört und gebe keine Garantie für den Inhalt).

[Supernova]

Naja, wenn ich das höre von wegen 13. und 14. Gehalt, dann wird mir schon leicht übel. I bin schon froh, wenn's 50 Tacken Urlaubsgeld gibt. Es leuchtet doch ein, dass es über kurz oder lang unangenehme Konsequenzen nach sich zieht, wenn der Staat bei diesen Ausgaben keine entsprechenden Steuereinnahmen einfährt.

Peter Zwegat würde weinen.

[Fightmeyer]

Das Problem ist, dass Deutschland wohl jetzt schon einige Kredite in Griechenland laufen hat. Geht dieses Land aber Pleite, kann man sich von diesem Geld verabschieden. Ziel ist es wohl, dem Land für kurze Zeit über eine gewisse "Unpässlichkeit" hinwegzuhelfen, damit das Land langfristig gesehen auch wirklich alle Schulden zurückbezahlen kann.

Mal ganz ehrlich. Wer jetzt schon keine Kredite mehr bedienen kann, der wird auch langfristig nicht 100 Mrd. weitere Kredite zurückzahlen können.

Das klingt für mich wie:
Ich habe einen Kredit für mein Haus, Auto und meine Heimkinoanlage und da ich jeden Monat 1000 Euro Miese mache, kann ich das nicht abbezahlen. Nun nehm ich einen neuen Kredit auf, der alle anderen Kredite ablöst und zahle eine höhere Rate zurück und schränke mich auch sonst etwas ein, so dass ich monatlich nur noch 800 Euro Miese mache.
Im Endeffekt klappt das doch auch nicht.

[realchris]

"Was würde ein Rausschmiss deiner Meinung nach bringen, außer einen Betrug zu rächen?"

Es würde die Welt nicht besser machen. Wir hätten aber dann diesen Bittsteller vom Arsch.

[Beowulf]

Mal ganz ehrlich. Wer jetzt schon keine Kredite mehr bedienen kann, der wird auch langfristig nicht 100 Mrd. weitere Kredite zurückzahlen können.

So meinte ich das nicht. Das Geld gibts nicht umsonst, das ist der Punkt! Bei der Privatinsolvenz ists ja ähnlich, einfach mal Peter Zwegat einschalten! Da hilft nur extremes Sparen und eventuell kleine anfängliche Finanzspritzen, sonst sehen die Gläubiger ihr Geld nie wieder.

Was die Strafen angeht, würde ich einfach diejenigen, die diese manipulierten Bilanzen angefertigt haben, in den Knast stecken. Ich finde nicht, dass ein ganzes Volk unter einer kleinen Verbrecherbande leiden sollte.

[Fightmeyer]

Mal ganz ehrlich. Wer jetzt schon keine Kredite mehr bedienen kann, der wird auch langfristig nicht 100 Mrd. weitere Kredite zurückzahlen können.

So meinte ich das nicht. Das Geld gibts nicht umsonst, das ist der Punkt! Bei der Privatinsolvenz ists ja ähnlich, einfach mal Peter Zwegat einschalten! Da hilft nur extremes Sparen und eventuell kleine anfängliche Finanzspritzen, sonst sehen die Gläubiger ihr Geld nie wieder.

Ja aber sehen wir es doch mal realistisch. Die Gläubiger WERDEN ihr Geld nie wieder sehen. Wo soll es herkommen?

[elevar]

Ja aber sehen wir es doch mal realistisch. Die Gläubiger WERDEN ihr Geld nie wieder sehen. Wo soll es herkommen?

Nun, einerseits durch wirtschaftlichen Aufschwung. Und der kann eben generiert werden, wenn man die Modalitäten entsprechend anpasst, d.h. Sozialleistungen kürzt. Andererseits, indem man die Staatseinnahmen erhöht, d.h. die Steuern anhebt.

[Fightmeyer]

Ja aber sehen wir es doch mal realistisch. Die Gläubiger WERDEN ihr Geld nie wieder sehen. Wo soll es herkommen?

Nun, einerseits durch wirtschaftlichen Aufschwung. Und der kann eben generiert werden, wenn man die Modalitäten entsprechend anpasst, d.h. Sozialleistungen kürzt. Andererseits, indem man die Staatseinnahmen erhöht, d.h. die Steuern anhebt.

Das ist doch unrealistisch.

Um mal bei meinem Beispiel von oben zu bleiben. Das monatliche Minus wird von X auf Y reduziert. Es bleibt aber ein Minus. Da bleibt nichts über, zum zurückzahlen.

[Beowulf]

Na, jetzt mach mal halblang Fightmeyer. Warum ist das bitteschön unrealistisch? Sind die Griechen etwa ein faules, unproduktives Pack, die nicht in der Lage sind ein Plus zu erwirtschaften? Ich denke nicht, daher wäre etwas mehr Optimismus angebracht.

[Fightmeyer]

Das hat nichts mit Faulheit oder dergleichen zu tun.

Griechenland hatte im letzten Jahr ca. 40 Mrd. als Haushaltsdefizit.
Was für krasse Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen soll man denn da einführen, damit das noch was wird?
Okay. Wenn alle Griechen mal für das nächste Jahr aufhöhren zu essen und Auto zu fahren klappts vielleicht...

Ich gehe jedenfalls schonmal jetzt davon aus, dass der deutsche Steuerzahler in seiner Funktion als Bürge für die Griechenlandkredite zur Kasse gebeten wird.