So oder so ähnlich könnte man sich die Planung bei der Firma LucasArts vorstellen.
Bei "Full Throttle" (deutscher Titel "Vollgas") spielt man den Biker Ben, seines Zeichens Anführer der Motorradgang "Polecats". Der Gründer und Präsidenten der Motorrad-Fabrik "Corley Motors" (eine Harley Davidson Lizenz war wohl zu teuer
versucht, die Polecats zu überreden, ihn zur Aktionärsversammlung des Corley-Unternehmens zu eskortieren. Grundsätzlich wären diese nicht abgeneigt, da Corley nicht nur der letzten Motorrad-Hersteller sondern zudem auch recht sympathisch ist und früher ebenfalls ein begeisterter Biker war. Aber der Anführer Ben bleibt seinen Prinzipien treu, und nach diesen sind die Polecats nicht käuflich. Der skrupellose Vize-Präsident Ripburger hat allerdings eigene Pläne: Er lässt Ben daher vorübergehend ausschalten und erzählt den Polecats, dass ihr Anführer es sich anders überlegt hat und schon vorausgefahren ist.Kurz nachdem die Polecats und die Limousine weggefahren sind, erwacht Ben aus seiner Bewusstlosigkeit und findet sich in einem Müllcontainer wieder. Ab diesem Moment kann der Spieler in das Geschehen eingreifen. Um die Verfolgung aufzunehmen muss er erst seine Zündschlüssel finden und kurze Zeit später einen Weg zur Reparatur seines Feuerstuhls finden. Ben erfährt, dass Corley um die Ecke gebracht werden soll, und dass die Polecats als Sündenböcke herhalten sollen. Als Ben die Polecats erreicht, wird ihm der Mord an Corley angehängt. Also muss er den Fall klären, um seine Unschuld zu beweisen.
Nachdem LucasArts für "Sam & Max" einfach die Steuerung der Sierra-Adventures geklaut hatte, wurde diesmal wieder etwas Eigenes erfunden: Klickt man die linke Maustaste, bewegt sich Ben in die Richtung des Mauscursors, bei Rechtsklick öffnet sich das Inventar und wenn man die linke Taste gedrückt hält, erscheint eine Totenkopf-Tätowierung, bei der man die Augen (Ansehen), die Zähne (Reden), die Faust (Nehmen/Benutzen) und den Stiefel (Treten) anklicken kann, um eine entsprechende Aktion auszulösen. Diese Steuerung wurde auch für die Spiele "The Dig" und "Monkey Island 3" übernommen.
Auch bei "Full Throttle" wurden wieder einige Action-Sequenzen (Mini-Spiele) eingebaut, allerdings müssen diese im Gegensatz zu "Sam & Max hit the Road" auch alle bestanden werden. Unter anderem muss man während der Fahrt andere Biker mit Waffengewalt von ihrem Motorrad holen, um an bessere Waffen zu kommen; später steht der Sieg eines Destruction Derbys auf dem Programm.
Die Grafik des Spiels ist zwar noch in VGA, obwohl die Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt schon fleißig SVGA-Spiele herausbrachte, aber der Comicstil dieses interaktiven Roadmovies ist einzigartig gut geworden. Besonders die minutenlangen Videosequenzen mit den perfekten Kameraeinstellungen sind das Beste, was man auf VGA-Screens je gesehen hat. Die Animationen der Figuren sind sehr detailliert und liebevoll gezeichnet; wenn Ben mit seinem gerenderten Motorrad unterwegs ist, bewegt er sich auf vorgegebenen Bahnen.
Der Sound ist ebenfalls optimal, die tollen Heavy-Metal-Klänge passen perfekt zu diesem Biker-Epos. Und die tiefe Stimme von Ben ist so rauh, dass man sich daran ein Streichholz anzünden könnte. "Full Throttle" strahlt eine Atmosphäre aus, wie ich sie bis dahin noch bei keinem anderen Spiel erlebt hatte. Durch Story, Grafik und Sound wird man so sehr in das Spielgeschehen hineingezogen, dass einem nach dem Spiel die nächsten 3 Tage keiner blöd kommen sollte (besonders Leute mit Nasenring
Doch dies alles bügelt nicht die Schwäche des Spieles aus, welches sonst immer die große Stärke der LucasArts-Adventures ist: die Rätsel. Der Schwierigkeitsgrad ist so einfach ist, dass Profis das Spiel in zwei Stunden durchspielen. Das Spiel verläuft völlig linear, man muss fast nie Gegenstände kombinieren, bei den meisten Rätseln ist die Lösung offensichtlich, und fast alle Gegenstände, die man findet, braucht man spätestens im nächsten Raum.
