Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Hier könnt ihr nach Herzenslust plaudern.
Antworten
Werner1612
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3619
Registriert: 24.02.2017, 19:25
Wohnort: Die südlichste Großstadt Deutschlands

Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Werner1612 »

Vom Prinzip steht die Frage oben. Da mich Film auch als Medium fasziniert, stellt sich für mich die Frage, ab etwa wann die Filmindustrie vom klassischen Filmmaterial wegging, und nur noch digaital produzierte. Wurde z. B. Titanic noch auf 35mm gedreht?
Auch wenn es heute (ausserhalb Corona) möglich ist einen alten Film im Kino zu sehen, so scheint es doch so zu sein, dass dieser Film auf Festplatte vorliegen muss, da die ganzen Kinos keine 35mm Projektoren mehr besitzen. Eigentlich sehr schade. Echtes Kinofeeling habe ich eingentlich nur bei "Film". Da ich leider seit gut 2 Jahren in keinem Kino mehr war, kann ich auch nicht die Frage beantworten, ob kleine Arthouse-Kinos noch echte "Rollenware" projezieren. Schön wäre es ja immerhin. Auch fände ich es sehr schön, wenn Kinos, die auf ein gewisses Niveau bei der Filmauswahl achten, die Möglichkeit eines "Retro-Tages" einführen würden. Ob von Rolle oder digital, aber einmal die Woche einen guten alten Klassiker der 50er/60er/70er und 80er. Ich denke, dass da sicher ein gewisses Interesse vorhanden wäre. :wink: Da unsere Stadt die "Kinohauptstadt Deutschlands" ist, oder war, werde ich unsere beiden Arthouskinos zu dem Thema, mit meinen besten Wünschen zur baldmöglischten Wiedereröffnung, anschreiben.
LG Werner
1992: mein erster PC: 386dx40, DOS 5.0 und Win 3.1, gigantische 4MB Ram, 1MB GraKa, 3,5 und 5 1/4" Floppy, unendliche 105MB HD, und ein großer 14" Monitor plus Tastatur - für schlappe :wink: 2.500 DM.

OS seit 1992: DOS 5.0, DOS 6.0, DOS 6.1, Win 3.1, Win 3.11, Win95, Win98, Win XP, Win 7 (Final)
Benutzeravatar
Joey
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 9743
Registriert: 20.04.2010, 14:40

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Joey »

Ich bin nur Laie, aber ich könnte raten, warum der Film-Film irgendwie ausstirbt.
Zum einen sind viele der heutzutage möglichen und gewünschten Special Effects mit altem Film gar nicht möglich.
Zum anderen hat man wohl auch von analogem Filmmaterial bisweilen abgeschworen, weil das früher sehr leicht entzündlich war. Sehr alte Filme sind noch auf diesem Feuerdings... äh... Zellulose? gedreht. Habe gerade nachgelesen, daß die ab den 50ern in Deutschland verboten war. Aber keine Ahnung, wie das in anderen Ländern war. Und viele Filme kommen ja auch aus anderen Ländern.
Wahrscheinlich ist heutzutage Grund eins bedeutender. :)
Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)
Benutzeravatar
Uncoolman
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 10240
Registriert: 08.04.2007, 21:50

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Uncoolman »

Ein Problem ist unter anderem der Ton. Filme hatten sogenannte Tonspuren, die in etwa so aussahen wie die grafische Darstellung einer Wellenform-Tonaufnahme (Lichttonverfahren). Fast könnte man es mit den Rillen einer Schallplatte vergleichen, nur dass der Ton hier optisch abgelesen wurde. Dadurch war zwar der Ton immer synchron, aber so richtig 5-Kanal-Dolby - und Surround erst recht nicht - war damit kaum zu machen. Also gab es Ton und Bild auf zwei Trägern... und die Synchro bis zum Ende ist dabei knifflig. Und mehrere Tonspuren für mehrere Sprachen? Tja...

Beim digitalen Film gibt es zwar auch die Synchronisation von Ton- und Bildspur - aber um wie vieles einfacher ist es doch!

Die Mobilität wurde durch digitale Kameras enorm verbessert und Dinge wie Nachtfilter und analoge Rauschunterdrückung brauchte man bald nicht mehr. Nebenbei macht eine analoge Kamera mehr Lärm, der gekapselt werden muss, und analoge Kameras arbeiten mechanisch, was sie anfällig macht. Der Film wird schrittweise transportiert - sowohl bei der Aufnahme als auch beim Abspielen, so dass der Verschleiß der Perforation enorm ist. Wer kennt nicht gerissene Filme im Kino..? Dadurch ist auch die Bildzahl pro Sekunde begrenzt, weil das Material das nicht hergibt (Es gibt zwar Superkameras für wissenschaftlichen Gebrauch, aber wer soll das bezahlen?).

Nicht zu vergessen die Alterungserscheinungen und die mechanischen Beschädigungen eines Films. Der Transport erzeugt immer Kratzer! Und die Filme und Farbpigmente zerfallen heute so schnell, dass man kaum mit der Restauration nachkommt, da helfen auch Tresor und Klimakammer nur begrenzt.

Nebenbei erlauben digitale Medien größere Lichtstärke und man muss nicht Objekte mit irrer Lichtleistung verwenden. Als die Auflösung für die Leinwand reichte (die Chips waren anfangs auch noch nicht dolle), begann der Siegeszug eigentlich sofort. Analoge Fotoapparate und Tonbänder sind ebenfalls verschwunden...

Natürlich kaufte sich nicht jedes Studio sofort Digitalkameras, die hatten anfangs auch Macken und waren UNVERSCHÄMT teuer. Dagegen ist eine Arriflex aus der Kaffeekasse zu bezahlen. Nicht zu vergessen: die Kinos mussten das ja auch können! Aufnehmen ist das eine... aber Projektoren und Abspielgeräte mussten auch vorhanden sein... Wenn zehn Studios sich auf Digital umstellen, ist das schön und gut... aber gleichzeitig mussten auch 100000 Kinos umstellen...

Deshalb dauerte die Umstellung schon ihre >10 Jahre. Welcher Film zuerst komplett digital abgedreht wurde und wann, lässt sich sicher aus Wikipedia rauskriegen.

Und nicht zuletzt: Filmmaterial kostet Geld. Wer 1000 m versemmelt, muss 1000 m Film in die Tonne kloppen... Eine Festplatte lässt sich formatieren. Man kann nicht sofort das Ergebnis prüfen, denn Filme müssen entwickelt werden. Die Länge eines Takes ist nur maximal so lang wie eine Filmrolle reicht...

Anekdote: ich habe gelesen, dass es deshalb einige frühen Doctor-Who-Folgen nicht mehr gibt, weil man Videobänder überspielt hatte, um Material zu sparen... Ob's stimmt, weiß ich nicht.
Mathilda: "Ich bin schon längst erwachsen. Ich werde nur noch älter."
Léon: "Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug, doch ich muss noch erwachsen werden."

Léon - der Profi


Filmrateliste auf https://www.adventure-treff.de/forum/to ... 73#p753573
Werner1612
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3619
Registriert: 24.02.2017, 19:25
Wohnort: Die südlichste Großstadt Deutschlands

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Werner1612 »

Die Königsklasse: Imax 15/70

https://www.youtube.com/watch?v=Oi08Ov07GoU

LG Werner
1992: mein erster PC: 386dx40, DOS 5.0 und Win 3.1, gigantische 4MB Ram, 1MB GraKa, 3,5 und 5 1/4" Floppy, unendliche 105MB HD, und ein großer 14" Monitor plus Tastatur - für schlappe :wink: 2.500 DM.

OS seit 1992: DOS 5.0, DOS 6.0, DOS 6.1, Win 3.1, Win 3.11, Win95, Win98, Win XP, Win 7 (Final)
Benutzeravatar
Fightmeyer
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7306
Registriert: 16.12.2004, 22:51
Wohnort: Potsdam
Kontaktdaten:

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Fightmeyer »

Werner1612 hat geschrieben: 17.04.2021, 00:35 Echtes Kinofeeling habe ich eingentlich nur bei "Film".
Da drängt sich mir die Frage auf: "Warum?"
Ich meine welche Vorteile bietet ein solcher Film? Klingt für mich eher nach "ein Hauch von Nostalgie", denn nach einem Sachgrund.
Benutzeravatar
Uncoolman
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 10240
Registriert: 08.04.2007, 21:50

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Uncoolman »

Vielleicht vermisst er das Knattern des Projektors. In der Schule war das normal. Aber ein "Gefühl" ist eben ein "Gefühl". Man braucht keinen Grund, - die Befindlichkeit reicht.

PS Was aber spürbar ist, ist die zunehmende Ausnutzung des "Blue Screens". Der Charakter der Filme ändert sich. Natürlich gibt es auch noch ganz normale Ausstattungsfilme, aber die großen Abräumer spielen mit allen digitalen Tricks. Das heißt, heute ist es die Regel, dass Schauspieler vor einer grünen Wand agieren. Das verändert natürlich auch das Empfinden, so gut Schauspieler auch sein mögen. Außerdem begannen Filme, die auch in 3D gedreht werden, wie auf dem Jahrmarkt damit Effekte zu erheischen. Fast in jedem der früheren Filme musste irgendwas auf den Zuschauer zufliegen oder man stürzte in unendliche Abgründe. Das legte sich nach und nach, aber mehr Effekte fordern immer mehr neue Effekte. Hach, was haben wir uns über Matrix und die Spezialeffekte beömmelt. Hach, was war Jurassic Park doch grandios! Man lässt Tote wiederbeleben, Affen Hochhäuser einreißen und in Ex Machina Schauspieler zu Robotern werden. Wie kompliziert war das doch zu Gummigodzillazeiten..!

Moderne Filme sind gierig auf Trick-Superlative. Natürlich ist Digital auch teuer... aber man spürt doch die Beliebigkeit und in gewisser Weise die Wertminderung von Sets. Hauptsache, bunt, schnell und laut.
Mathilda: "Ich bin schon längst erwachsen. Ich werde nur noch älter."
Léon: "Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug, doch ich muss noch erwachsen werden."

Léon - der Profi


Filmrateliste auf https://www.adventure-treff.de/forum/to ... 73#p753573
Werner1612
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3619
Registriert: 24.02.2017, 19:25
Wohnort: Die südlichste Großstadt Deutschlands

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Werner1612 »

Fightmeyer hat geschrieben: 17.04.2021, 17:37
Werner1612 hat geschrieben: 17.04.2021, 00:35 Echtes Kinofeeling habe ich eingentlich nur bei "Film".
Da drängt sich mir die Frage auf: "Warum?"
Ich meine welche Vorteile bietet ein solcher Film? Klingt für mich eher nach "ein Hauch von Nostalgie", denn nach einem Sachgrund.
Genau, das kann man schlecht beschreiben. Wie es Liebhaber von Schallplatten gibt, so gibt es auch Liebhaber des klassischen Kinos, weil es ein Stück Technikgeschichte ist. Es ist halt keine perfekte Technik, so wie digital, und hat irgendwie noch was mit Handwerk zu tun. :wink:
LG Werner
1992: mein erster PC: 386dx40, DOS 5.0 und Win 3.1, gigantische 4MB Ram, 1MB GraKa, 3,5 und 5 1/4" Floppy, unendliche 105MB HD, und ein großer 14" Monitor plus Tastatur - für schlappe :wink: 2.500 DM.

OS seit 1992: DOS 5.0, DOS 6.0, DOS 6.1, Win 3.1, Win 3.11, Win95, Win98, Win XP, Win 7 (Final)
Werner1612
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3619
Registriert: 24.02.2017, 19:25
Wohnort: Die südlichste Großstadt Deutschlands

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Werner1612 »

Uncoolman hat geschrieben: 17.04.2021, 06:19 Ein Problem ist unter anderem der Ton. Filme hatten sogenannte Tonspuren, die in etwa so aussahen wie die grafische Darstellung einer Wellenform-Tonaufnahme (Lichttonverfahren). Fast könnte man es mit den Rillen einer Schallplatte vergleichen, nur dass der Ton hier optisch abgelesen wurde. Dadurch war zwar der Ton immer synchron, aber so richtig 5-Kanal-Dolby - und Surround erst recht nicht - war damit kaum zu machen. Also gab es Ton und Bild auf zwei Trägern... und die Synchro bis zum Ende ist dabei knifflig. Und mehrere Tonspuren für mehrere Sprachen? Tja...

Beim digitalen Film gibt es zwar auch die Synchronisation von Ton- und Bildspur - aber um wie vieles einfacher ist es doch!
[.........]
Soweit mir bekannt ist, wurde auch das Magnettonverfahren bei Kinofilm eingesetzt, war wegen Kratzer nicht so störanfällig. Ebenfalls gab es ein digitales Tonverfahren, das ebenfalls neben der Perforation saß.
Ansonsten gebe ich Dir zu den ganzen anderen von Dir angesprochenen Punkten natürlich Recht. Aus heutiger Sicht spricht alles für eine rein digitale Produktion, und irgendwann brauchen sie auch keine Schauspieler mehr, die kommen dann teuschend echt als CGI.
LG Werner
1992: mein erster PC: 386dx40, DOS 5.0 und Win 3.1, gigantische 4MB Ram, 1MB GraKa, 3,5 und 5 1/4" Floppy, unendliche 105MB HD, und ein großer 14" Monitor plus Tastatur - für schlappe :wink: 2.500 DM.

OS seit 1992: DOS 5.0, DOS 6.0, DOS 6.1, Win 3.1, Win 3.11, Win95, Win98, Win XP, Win 7 (Final)
Benutzeravatar
Joey
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 9743
Registriert: 20.04.2010, 14:40

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Joey »

Fightmeyer hat geschrieben: 17.04.2021, 17:37 Da drängt sich mir die Frage auf: "Warum?"
Ich meine welche Vorteile bietet ein solcher Film? Klingt für mich eher nach "ein Hauch von Nostalgie", denn nach einem Sachgrund.

Wäre Nostalgie denn was Schlechtes?
Ich unterscheide persönlich da nun nicht, ob Filme neu oder alt sind oder noch auf Film aufgenommen oder digital. Ich mag, was ich mag.
Aber ich kann nicht verstehen, wie Leute Bücher auf Tablets lesen können. So ganz ohne Papier!
Einen wirklichen Sachgrund dafür kann ich nun auch nicht nennen, aber ich mag einfach Bücher nur auf Papier. :D

Uncoolman hat geschrieben: 17.04.2021, 17:41 Vielleicht vermisst er das Knattern des Projektors. In der Schule war das normal. Aber ein "Gefühl" ist eben ein "Gefühl". Man braucht keinen Grund, - die Befindlichkeit reicht.

Oh, da erinnerst du mich an etwas, das ich eigentlich in einem anderen Thread posten wollte. :shock:
Aber glaube, das schreibe ich wohl eher nicht mehr. Ist sozusagen verjährt. :?

Moderne Filme sind gierig auf Trick-Superlative. Natürlich ist Digital auch teuer... aber man spürt doch die Beliebigkeit und in gewisser Weise die Wertminderung von Sets. Hauptsache, bunt, schnell und laut.

Also, nach meiner Erfahrung sind die ganzen Special Effects am allerbesten, wenn sie sehr dezent eingesetzt werden, so daß man beim spontanen Schauen nicht mal mitbekommt, daß sie da sind. Bei guten Filmen/Serien wird gerade dafür sehr viel Geld eingesetzt. Um Effekte zu bezahlen, die man dann als Zuschauer meist nicht mal wahrnimmt. Aber wären sie nicht da, wäre es weniger schön. Und wenn es nur ein Hintergrund ist, den es IRL gar nicht (mehr) gibt. Das gerade sind die Guten. Die man nicht mal als solche wahrnimmt.
Werner1612 hat geschrieben: 18.04.2021, 00:13 [...] und irgendwann brauchen sie auch keine Schauspieler mehr, die kommen dann teuschend echt als CGI.
LG Werner

Gab es sowas nicht sogar schon? Ein Film oder eine Serie, bei der die Schauspieler gar nicht mehr echt sind, sondern nur noch digital kreiert?
Hab es nicht gesehen, aber glaube irgendwo gelesen.
Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)
Benutzeravatar
Uncoolman
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 10240
Registriert: 08.04.2007, 21:50

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Uncoolman »

Ja, es gab einige Szenen, in denen Schauspieler ersetzt wurden, ich glaube, in „Tron 2“ kam das u.a. vor.

Dennoch behaupte ich, dass die Filme heute sich hauptsächlich um Effekte ranken. Man will zeigen, was man kann, und das Publikum will immer mehr. Man kann z.B. von „Avatar“ nicht behaupten, dass die Geschichte sehr tiefsinnig war.

Digitale Effekte sind auch heute noch verhältnismäßig gut zu erkennen, aber bei SF und Fantasy und Horror setzt man das ohnehin voraus. Effekte, die man nicht wahrnimmt? Tja, man muss schon seinen gesunden Menschenverstand einschalten, um eine Szene zu analysieren.

Das Problem, das ich ansprach, ist eher dergestalt, dass gar nicht gewollt ist, dass man Effekte nicht sieht. In Superheldenfilmen oder SF oder Fantasy wird geklotzt und nicht gekleckert. Es soll „echt“ wirken, aber jeder weiß, dass es nicht echt ist. Es ist wie Puppentheater, das Kinder fesseln kann, obwohl die Figuren doch gar nicht leben. Das gilt in extremen Maße für alle Trickfilme.

Die Frage ist, ob „normale“ Filme überhaupt (viele) Effekte brauchen. Bei einer Jane-Austen-Verfilmung z.B. könnten diese tatsächlich „nur“ darin bestehen, dass ein altes London oder ein Schloss digital rekonstruiert wird. Oder 5000 Menschen digital hinzugefügt werden, wo es doch nur 100 Statisten sind.

„Leider“ bin ich grafisch dermaßen vorgeschult, dass ich die meisten Tricks schnell entlarven kann, weil ich weiß, wie's geht und was real überhaupt möglich ist. Oder es ist wie ein Zauberkunststück, von dem man weiß, dass es keine echte Magie sein kann, aber das geheime Rätsel, wie es gemacht wurde, bleibt ungelöst.

Das hat nichts mit digital oder nicht digital zu tun, aber die Möglichkeiten werden immer umfangreicher, je besser die Technik wird. Man reizt immer bis zur Grenze des Machbaren aus. Es muss also kein kleinwüchsiger Schauspieler mehr in einem Roboter sitzen - heute wird das in 3D modelliert...

Im Grunde verrät bereits der Satz „es sieht aus wie echt“, dass es nicht echt ist. Im Gegensatz dazu könnte die Detailverliebtheit in „Herr der Ringe“ stehen, in dem echte Kettenhemden, echte Hobbit-Wohnungen und echte Burgen vorkommen. Ich meine, das sieht man der Trilogie auch an. Obwohl die hinzugefügten digitalen Effekte trotzdem enorm sind. Man erkennt aber die „guten echten“ und die „getricksten digitalen“ Sequenzen sehr gut.
Mathilda: "Ich bin schon längst erwachsen. Ich werde nur noch älter."
Léon: "Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug, doch ich muss noch erwachsen werden."

Léon - der Profi


Filmrateliste auf https://www.adventure-treff.de/forum/to ... 73#p753573
Werner1612
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3619
Registriert: 24.02.2017, 19:25
Wohnort: Die südlichste Großstadt Deutschlands

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Werner1612 »

@uncoolman: Ich stimme Dir in dem Gesagten zu, nur wohin geht da die Reise der Filmbranche? Um immer mehr eine breite Masse mit immer weniger wedendem IQ anzusprechen, darf es nur noch "Knall-Bumm" sein?
Wie gesagt: Ich war schon gut zwei Jahre nicht mehr im Kino, der letzte war ein Eberhofer-Krimi. Daher kenne ich mich mit den neuesten Projekten der Filmbranche nicht gut aus, aber ich werde halt das Gefühl nicht los, dass nur noch auf "Action" gesetzt wird. Schaue ich auch mal, aber nicht vorrangig.
LG Werner
1992: mein erster PC: 386dx40, DOS 5.0 und Win 3.1, gigantische 4MB Ram, 1MB GraKa, 3,5 und 5 1/4" Floppy, unendliche 105MB HD, und ein großer 14" Monitor plus Tastatur - für schlappe :wink: 2.500 DM.

OS seit 1992: DOS 5.0, DOS 6.0, DOS 6.1, Win 3.1, Win 3.11, Win95, Win98, Win XP, Win 7 (Final)
Benutzeravatar
Uncoolman
Zombiepirat
Zombiepirat
Beiträge: 10240
Registriert: 08.04.2007, 21:50

Re: Ab wann wurden große Filmproduktionen auf Digtal umgestellt?

Beitrag von Uncoolman »

Es ginge auch anders. "The King's Speech" hat mich echt umgehauen. Da passiert eigentlich nichts weiter, als dass ein Arzt ohne Legitimation (aber mit Erfahrung) dem englischen König das Stottern abtrainiert. Die Schauspieler sind grandios. Sowas braucht kaum Effekte, außer vielleicht getrickste Montagen in echte historische Fotos.

Aber das sind immer nur Filme für Randgruppen, auch wenn sie Oscars abräumen. Ein erfolgreicher Film sollte für die ganze Familie sein, im günstigen Fall U6, und da bleibt eigentlich nur Show. Für jede Altersstufe aufwärts gibt es dann diese "Unterhaltung", jeweils darauf zugeschnitten (hihi, Wortspiel), in der nicht nachgedacht werden muss.
Das war aber schon zu Mélières Zeiten so, der quasi der Erfinder des Fantasy-Genrefilms war.
Es ist nicht die Sparte Film, die solche Auswüchse erzeugt, sondern die gesellschaftliche Grundstimmung.
Jahrmarktsensationen werden immer gefragt sein, denn so tickt unser Gehirn.
Mathilda: "Ich bin schon längst erwachsen. Ich werde nur noch älter."
Léon: "Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug, doch ich muss noch erwachsen werden."

Léon - der Profi


Filmrateliste auf https://www.adventure-treff.de/forum/to ... 73#p753573
Antworten