Neofeud 1 & 2

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k0SH
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Neofeud 1 & 2

Beitrag von k0SH »

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LittleRose
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Re: Neofeud 1 & 2

Beitrag von LittleRose »

Ich buddele diesen Thread einfach mal eben aus, um meine Meinung zum Spiel kundzutun.

Eines vorweg: Neofeud ist nichts für SJW. Der Roboter, den man im Spiel steuert, benutzt sehr gern das N-Wort. Allerdings soll er so einen Möchtegern-Gangsta(-Rapper) darstellen und gehört zur unterdrückten Minderheit der Spielwelt. Jeder muss selbst entscheiden, ob er damit ein Problem hat.

Ich muss sagen, das Spiel hat mich stellenweise umgehauen und mir eine der emotionalsten Szenen des ganzen Genres beschert. Ich möchte nicht näher darauf eingehen, um nichts zu spoilern, aber ich kann euch sagen, dass ich wütend und erschüttert zugleich war. Allein für diese Szene kann ich das Spiel nur weiterempfehlen.

Die faszinierende Welt von Neofeud
Gleich am Anfang werden wir ins Leben von Carl Carbon eingeführt und lernen die Welt um uns herum kennen. Carl ist Sozialarbeiter und für Halbmenschen und Roboter samt Familien zuständig. Ja, ganz recht, Roboter können in dieser Welt Familien gründen. Wie das mit der Schwangerschaft funktioniert, wird im Spiel ganz gut erklärt. In der Mutter wächst ein Stück Wetware, das die Persönlichkeit der Kleinen enthält. Ist es fertig, wird es aus der Mutter herausgenommen und bekommt sein erstes eigenes kleines Chassis. Voilá, ein Roboterbaby wurde geboren.
Ein glückliches Leben wird dieses Baby aber wahrscheinlich nicht haben, denn Roboter sind die unterste Schicht der Gesellschaft. Ihr Leben ist der Obrigkeit nichts wert, denn diese benutzt die Erde, auf der die Halbmenschen und Roboter leben, höchstens als Müllkippe. Diese Obrigkeit, Neofeud (für Neo-Feudalismus) genannt, sind die reichen 1%, die die Welt regieren. Sie leben auf künstlichen Inseln, die über der Erde schweben, in unvorstellbarem Luxus und interessieren sich nur für sich selbst. Wenn einer ihrer Roboter-Diener nicht das tut, was er soll, wird er ausgetauscht. Das alte Modell landet dann auf der Müllkippe. Noch voll funktionsfähig und sich seiner selbst bewusst. Schöne neue Welt.
Die Halbmenschen sind in zwei Arten unterteilt. Einerseits gibt es Cyborgs wie Carl, andererseits gibt es auch Kreuzungen aus Menschen und Tieren. Letztere sind die Ergebnisse der Versuche, die dazu geführt haben, dass die Elite lange jung und gesund bleibt. Sie sind die Nachfahren normaler Menschen, die Versuchskaninchen für die Reichen spielen durften. Nur hat für sie niemand Verwendung, weshalb sie kaum mehr wert sind als die "kaputten" Roboter.
Reine Menschen haben es, sofern sie nicht zur Elite oder deren obersten Angestellten gehören, nur wenig besser. Immerhin finden sie deutlich leichter Arbeit und können sich eine richtige Wohnung und vielleicht sogar einfach medizinische Versorgung leisten.

Die Geschichte
Die Story dreht sich ganz klassisch um Verschwörungen gegen die Regierung, aber auch gegen die Bevölkerung. Man hat das Gefühl, das alles schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Trotzdem ist sie solide erzählt und hält ein paar gute Wendungen bereit. Jeder der drei Steuerbaren Charaktere trägt zur Geschichte bei.

Die Kritikpunkte
Die erste schlechte Nachricht: Man kann im Spiel sterben und es gibt ein paar Action-Einlagen. Glücklicherweise gibt es fair gesetzte Autosaves, man kann aber auch selbst jederzeit speichern und die eigenen Spielstände manuell laden. So kann man sich die Sequenzen selbst in Schritte einteilen, was ich sehr fair finde.
Die zweite schlechte Nachricht: An einer Stelle dachte ich, die Handlung würde sich etwas öffnen. Leider war dem nicht so. Man gibt mir eine Zeitmaschine, aber ich darf nicht frei reisen und muss weiter streng der Story folgen. Hier wurde eindeutig sehr viel Potenzial verschenkt. Zum Glück ist die Story so erzählt, dass sie nicht langweilig wird. Trotzdem hätte etwas weniger Linearität dem Spiel nicht geschadet.


Alles in Allem kann ich sagen, dass ich mit Neofeud meinen Spaß hatte. Die Welt ist gnadenlos und trist, aber gleichzeitig interessant aufgebaut. Die Story ist zwar nichts Neues, hat aber einige interessante Wendungen zu bieten. Zumindest im Sale sollte man dem ersten Teil eine Chance geben.
Ich jedenfalls bin gespannt auf Teil 2.
"She's doing the baby equivalent of adventurers using everything in your inventory." (Aus dem Textadventure Child's Play von Stephen Granade)

"A book is a device to ignite imagination" (Aus der Satire "The Uncommon Reader" von Alan Bennett)
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