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Test

von  Hans Pieper
21.06.2017
Conarium
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Was passiert, wenn im Hirn die Grenzen zwischen Realität und Einbildung zu verschwimmen beginnen? Was wäre, wenn es außerhalb unserer Welt weitere gäbe, zu denen Verbindungen bestehen? Und wie soll ein Mensch unter diesen Bedingungen feststellen, ob es die Realität jenseits der eigenen wirklich gibt?

Für den Geist ist alles real

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht, bringt Conarium einen beträchtlichen philosophischen Unterbau mit. Doch zu Beginn hat der Hauptcharakter Frank ganz andere Sorgen: Höllische Kopfschmerzen. Nachdem er direkt neben einem merkwürdig leuchtenden Gerät erwacht, plagen ihn zusätzlich Sehstörungen und Visionen. Schnell wird klar, dass irgendeine Art Experiment schief gelaufen sein muss. Die zu diesen Geschichten standardmäßig gehörenden Erinnerungslücken sorgen dafür, dass die eigene Forschungsbasis in der Antarktis neu erkundet werden muss. Und natürlich ist auch von den übrigen Teammitgliedern keine Spur zu finden. Dafür jedoch eine Menge von ihren Arbeiten und Aufzeichnungen. Nach kurzer Zeit stößt der Spieler ein Tor in eine andere Welt auf und begibt sich auf die Suche nach Antworten und den Kollegen.

Zwar ist das Setup von Conarium denkbar klassisch, drei Elemente machen sie aber dennoch sehr spannend: Die Wendungen durch Erkundungen und Ereignisse, die nicht chronologische Erzählweise und die Tatsache, dass jeder Spieler selbst für sich entscheiden muss, was er als real akzeptiert und was nicht. So überzeugt Conarium mit seiner ebenso spannenden wie ansprechend erzählten Geschichte.

Dieses Gerät zu benutzen, hat Folgen ...

Grafische Wucht

Zweifellos einer der größten Pluspunkte des Spiels ist seine detailreiche und sehr gute grafische Darstellung. Besonders die Erkundung eines fremdartigen Höhlensystems mit merkwürdigen Wesen überzeugt. Auch die realistische Darstellung eines sprechenden Roboterkopfes ist so gelungen, dass kalte Schauer über den Rücken im Gespräch mit dazu gehören können. Da stören Kleinigkeiten wie nicht besonders realistisches Wasser und kleinere Texturenfehler am Rande der Szenerie nicht. Ein großer Teil der guten Atmosphäre kommt so zustande, zusätzlich sorgen häufige Ortswechsel für einen gelungenen Spannungsbogen.

Conarium überzeugt durch abwechslungsreiche Schauplätze mit vielen Details

Rätsel to go

Neben einem manuellen Inventar, von dem aus sich Gegenstände in die rechte Hand ausrüsten lassen können, verwendet der Hauptcharakter passende Gegenstände auch automatisch an den richtigen Orten. Kombinationen im Inventar gibt es nicht. Neben notwendigen Aktionen wurden auch auch optionale Aufgaben eingebaut, wie etwa das Einschlagen versteckter Wände, um an Bonusinhalte zu gelangen. Hinzu kommen mehrere Symbolrätsel, für die sich Stift und Zettel auf dem Schreibtisch empfehlen. Der Schwierigkeitsgrad liegt dabei über das gesamte Spiel hinweg auf niedrigem Niveau. Meist gilt es, in begrenzten Gebieten Gegenstände zu finden und diese korrekt zu verwenden oder einen Hinweis auf Kombinationen zu erspähen. Besonders für geübte Rätsler ist das keine Herausforderung, hält aber das Spieltempo hoch. Leider sind die Knobelaufgaben nicht wirklich in der Geschichte verankert. Sie passen zwar immer in die Umgebung, haben häufig aber keine Rückbindung auf die Geschehnisse. Bis auf ein Element, das nach einer sehr kurzen Spielzeit nahezu vollständig wiederholt wird, sind die Aufgaben aber abwechslungsreich.

Ein etwas umständlich zu erreichendes Inventar beherbergt verschiedene nützliche Objekte

Wohldosierter Horror

Auch wenn ein Großteil des Horrors in Conarium auf Jumpscares basiert, erzeugt allein die Umgebung häufig ein sehr mulmiges Gefühl. Geräusche und Musik sind sehr gut gesetzt und verleihen der Umgebung den nötigen Gruselschliff. Da die überraschenden Schocker gut über den Spielverlauf verteilt sind, nutzen sie sich nicht ab und halten die Spannung hoch. Auf Splatter-Elemente wird vollständig verzichtet, allerdings gibt es mehrere Leichenfunde. Das Spiel hält eine gute Balance zwischen Horror und Adventure, sodass auch nicht ganz so hart gesottene Spieler Freude haben dürften.

Was sie zu sagen hat, ist ebenso gruselig wie die Büste selbst

Endlose, begrenzte Weiten

Auf den ersten Blick wirken alle Schauplätze sehr groß und frei begehbar. Doch das ist nur eine Illusion: Schon nach kurzer Erkundung wird klar, dass Conarium stark linear und ohne große Umwege verläuft. Den Spieler erwarten daher etwa fünf Stunden, bis eines der beiden Enden über den Bildschirm flimmert. Gesteuert wird aus der Egoperspektive mit Maus und WASD-Tastenkombination. Die rechte Maustaste öffnet ein Tagebuch mit allen wichtigen Informationen, mit der Leertaste gelangt der Spieler ins Inventar. Hier können wiederum Objekte mit der C-Taste in die rechte Hand des Hauptcharakters ausgerüstet werden. Befehlstasten zum Ducken und Rennen vervollständigen die Steuerung.

In der fremdartigen Welt gibt es viel zu sehen und zu tun

Gute Sprecher, passable Übersetzung

Die wenigen Sprechrollen sind sehr gut besetzt und verstärken die Atmosphäre. Für deutsche Spieler bleiben unterdessen nur Untertitel - und die sind zum Teil recht frei oder unglücklich übersetzt. So wird beispielsweise eine Abschlussarbeit ("thesis") zur These und der Sinn einiger Nebensätze verschiebt sich leicht durch die Wortwahl und Satzstellung im Deutschen. Es handelt sich hier aber nur um Kleinigkeiten, die verschmerzbar sind.

Realität oder Einbildung? Conarium spielt geschickt mit der Grenze des Erklärbaren

Fazit

Conarium überzeugt durch seine sehr gute Atmosphäre, eine spannende Geschichte und wohl dosierten Horror. Die wenigen Rätsel sind recht einfach, dafür ist das Spieltempo hoch und die Schauplätze sind abwechslungsreich. Die Grafik kann zum größten Teil überzeugen. Insgesamt handelt es sich um eine sehr gute Ausführung eines an sich bekannten Standardrezeptes mit ein paar netten Details.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Horroradventure: Oft verbirgen sich weniger gute Titel hinter diesem Genre. Conarium macht dagegen vieles richtig und bietet eine runde Erfahrung. Als der Abspann das erste Mal über den Bildschirm lief, war ich erstaunt: Nur drei Menschen haben an diesem Spiel gearbeitet? Das macht die Leistung noch einmal beeindruckender. 

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Spannende Geschichte
  • Sehr gute Grafik
  • Philosophischer Hintergrund
  • Wohldosierter Horror
  • Gute Audioqualität
  • Recht einfache Rätsel
  • Sehr linear
  • Leichte Übersetzungsschwächen