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Test

von  Benjamin "Grappa11" Braun
08.11.2010
CSI: Tödliche Verschwörung (Xbox 360)
Getestet auf Xbox 360, Sprache Englisch

Ziemlich genau ein Jahr nach dem letzten Ableger zur CBS-Erfolgsserie CSI: Crime Scene Investigation erschien Ende Oktober 2010 die sechste Versoftung der in Las Vegas angesiedelten Krimi-Reihe, die seit jeher vom kalifornischen Spielestudio Telltale Games entwickelt wird. Mit dem letzten Teil tat der Tales-of-Monkey-Island-Entwickler einige Schritte nach vorne und stellte den bis dato besten Teil der Reihe auf die Beine. Ob man mit dem aktuellen Erzeugnis den Weg konsequent weitergegangen ist, haben wir für Euch herausgefunden.

Die Drogenkönigin und ihr Hofstaat

Beatriz Salazar ist eine mexikanische Drogenbaronin, die nicht zuletzt im Spielerparadies Las Vegas Kokain und anderes Dope unters Volk bringt und ihr Imperium notfalls mit Gewalt verteidigt. Bislang konnte man ihr keines ihrer Vergehen nachweisen, denn ihr Hofstaat ist loyal bis in den Tod - auch aus Angst vor den Restriktionen ihrer ""Bienenkönigin"". Als Neuer im Crime Lab sollen wir uns aber eher mit den 'kleinen' Mordfällen beschäftigen, die - wie sich überraschenderweise herausstellt - fast alle in Verbindung mit dem Verbrechersyndikat Salazars stehen. Sabotierte Ermittlungen und vermeintliche Maulwürfe beim FBI machen uns die Überführung der Täter nicht leichter und doch soll am Ende der Fall ihrer skrupellosen Übermutter und deren Drogenkartells stehen...

Aller guten Dinge sind 5

Wie üblich teilt sich auch der neueste CSI-Teil in fünf Fälle auf, bei denen uns einer der aus der Serie bekannten Charaktere zur Seite steht. Die einzelnen Krimigeschichten würden auch unabhängig voneinander funktionieren, müssen jedoch nicht zuletzt aufgrund der übergeordneten Geschichte in chronologischer Reihenfolge angegangen werden. Einzig der dritte Fall, in dem wir den Mord an einer pflegebedürftigen reichen Erbin unter die Lupe nehmen, steht in keinem direkten Zusammenhang mit der mexikanischen Drogenkönigin und hebt sich nicht nur deshalb von den übrigen Mordfällen etwas ab.

Während der Versuch, die fünf Fälle inhaltlich stärker miteinander zu verknüpfen, im 4. Teil, CSI: Eindeutige Beweise, nicht so gut gelungen war, fügt sich die Jagd nach der großen Drogenbossin deutlich besser ein. Allerdings wirkt die Verknüpfung hier und dort ein wenig zu aufgesetzt, um mit vierten Fall immer stärker den Fokus in diese Richtung zu lenken und dann im abschließenden Finale holterdiepolter den Bogen zu schließen.

Während des deutlich besser geglückten Versuchs, den Fällen eine übergeordnete Handlung zu verpassen, sind die 5 Spielabschnitte für sich genommen nicht so gut geworden wie die des letzten Teils. Die Geschichten sind - mit Ausnahme der dritten Episode - schlichtweg eine ganze Ecke schwächer, dafür wiederum versprüht der neueste Ableger in den Dialogen mit Brass sowie den übrigen Kollegen vielleicht einen Hauch mehr Esprit der Serie und streut auch gerne mal etwas Humorvolles ein.

In Las Vegas nichts Neues

Im Vergleich mit dem letzten Teil, hat sich in Bezug auf Grafik und Sound quasi nichts getan. Immer noch erklingen dieselben Musikstücke, die man bei Bedarf mit eigener Musik austauschen kann, immer noch lassen die Schauplätze und Charaktere aufwändige Details und hochauflösende Texturen vermissen - und auch das Labor hätte längst eine kleine Frischzellenkur nötig. Deutlich häufiger weisen die ohnehin eher spärlichen Charakteranimationen ein paar Fehler auf, von den durchaus vorhandenen Möglichkeiten im Bereich von Mimik und Gestik macht man noch seltener Gebrauch als zuletzt. In Las Vegas gibt es jedenfalls nichts wirklich Neues, höchstens ein weiteres Casino.

Benutze Sprühflasche mit getrocknetem Blutfleck

Am Gameplay hat sich zum letzten Teil ebenfalls wenig verändert. Auffällig ist, dass es wieder häufiger zu Problemen beim Absuchen der Tatorte sowie der übrigen Schauplätze und der näheren Untersuchung der Beweismittel kommen kann. Das liegt konkret in der von uns gespielten Xbox-360-Version jedoch nicht zuletzt am weiterhin etwas widerspenstigen Cursor, der sich nur mühsam und relativ ungenau über den Bildschirm manövrieren lässt. An Fingerabdrücken oder DNA-Spuren kann man also leicht mit dem Cursor vorbeirutschen.

Die leicht anspruchsvolleren Tätigkeiten, wie etwa die DNA-Analysen, hat man insgesamt etwas zurückgefahren, darüber hinaus sind sie allerdings relativ schlecht verteilt. So muss man diese Aufgaben in den ersten drei Fällen fast gar nicht angehen, um dann im vierten und fünften Fall plötzlich andauernd damit konfrontiert zu werden. Wesentlich häufiger müssen Chemikalien analysiert oder Fingerabdrücke miteinander verglichen werden, was zwischenzeitlich für Ermüdungserscheinungen sorgen kann, da die Abwechslung zu sehr auf der Strecke bleibt. Die zahlreichen Verhöre, in denen wir öfters Gebrauch von den im letzten Teil eingeführten Beweiswiderlegungen machen müssen, sind erneut gut gelungen. Hierbei gilt es den Zeugen einer Lüge zu überführen oder ihn zumindest etwas unter Druck zu setzen, seine Aussage zu präzisieren.

Manche der mit dem letzten Teil eingeführten oder erweiterten Ermittlungsmethoden wie beispielsweise die Audio- oder Videoanalyse, nutzt man kaum noch, und wenn doch, dann muss man fast immer lediglich einen automatischen Vorgang einleiten, der uns das gewünschte Ergebnis bringt. Die etwas kniffligere, aber auch etwas schwierig mit dem Gamepad bedienbare Textanalyse hat man diesmal nur an einer Stelle eingebaut, Puzzleaufgaben gibt es ebenfalls eher selten.

Von den optional eingestreuten Zusatzaufgaben, die mit dem aktuellen Fall eigentlich nichts zu tun hatten, hat man ebenfalls Abstand genommen - nun ist wieder beinahe jede Untersuchung Pflicht. Absolut alles ermitteln, um den Fall erfolgreich abschließen zu können, muss man aber weiterhin nicht. Schade - und manchmal auch ein bisschen ärgerlich - sind ein paar Skripting- und damit verknüpfte Logikfehler. Um eine Vorladung oder ähnliches erwirken zu können, sind manchmal mehrere Ermittlungsergebnisse notwendig. Es passiert aber immer wieder, dass man fälschlicherweise vom Spiel darüber informiert wird, dass man die Vorladung bereits erwirken kann, obwohl man noch nicht alle benötigten Beweise erbracht hat. Umgekehrt ist nicht in allen Fällen eine umfassende Beweislast erforderlich, damit Captain Brass jemanden zum Verhör vorlädt oder gar verhaften lässt. Holen wir den Beschluss ein, wenn wir zum Beispiel nur einen wichtigen Beweis haben, kann es passieren, dass Brass oder einer der anderen Kollegen im Verhör gerne mal von eindeutig erbrachten Beweisen sprechen, die wir noch gar nicht erbracht haben.

Ganz so sorgfältig wie bei CSI - Tödliche Absichten, ist Telltale diesmal scheinbar nicht vorgegangen.

Fazit

Wer die CSI-Spiele schon immer mochte, der kann bei CSI - Tödliche Verschwörung bedenkenlos zuschlagen, denn auch der neueste Teil bietet sehr zugängliche, solide Krimiunterhaltung für den Feierabend. Die verschiedenen Aufgabentypen sind insgesamt nicht besonders gut verteilt und man muss wieder wesentlich häufiger damit rechnen, dass man mit dem Cursor irgendeine Stofffaser, DNA-Spur oder ähnliches an einem Beweisstück oder am Tatort übersieht - zumindest in der Konsolenversion, die sich speziell in diesem Bereich weiterhin nicht besonders genau steuern lässt.

Die einzelnen Fälle sind überwiegend in Ordnung, von der übergeordneten Handlung profitiert der Spieler nach Eindeutige Beweise leider zum wiederholten Mal nicht.

thumb
CSI - Tödliche Verschwörung erscheint für PC, Xbox 360, Nintendo Wii und erstmals auch für Sonys PlayStation 3. Die PC-Version muss (offline) per CD-Key freigeschaltet werden.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Vielleicht habe ich Telltale beim letzten Mal ein bisschen zu sehr gelobt, aber der vorherige Teil der Reihe war tatsächlich sowas wie ein Quantensprung unter den CSI-Spielen, die ich gespielt habe. Dass man nicht gleich wieder diverse neue bzw. neu gestaltete Ermittlungsmethoden einbaut ist verständlich, man sollte auch nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein Lizenzspiel handelt, dessen Budget zum größten Teil eben für diese Lizenz und die Original-Sprecher der Serie draufgehen dürfte. Aber für ein klein wenig mehr Abwechslung hätte man mit den bereits vorhandenen Möglichkeiten schon sorgen können.
Seis drum. Der neueste Teil ist jedenfalls wieder ein gutes Stück schwächer als der letzte, er hat mich aber dennoch etwa 8-10 Stunden überwiegend gut unterhalten. Von daher freue ich mich auf den nächsten Teil, für den ich mir allgemein wieder etwas mehr Sorgfalt, mehr Abwechslung und vielleicht auch wieder 5 vollkommen vorneinander unabhängige Fälle wünsche - denn auch die waren im letzten Teil von Telltale einfach besser.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Gute (englische) Sprachausgabe
  • Fünf unterschiedliche Fälle
  • CSI-Flair inkl. Originalsprecher
  • Sehr leicht
  • Ungenaue Steuerung erschwert Spurensuche
  • Nichts wirklich neues