Anzeige
  • Tests
  • Schatten im Vatikan - Akt 1: Gier

Test

von  Hans Pieper
21.06.2014
Schatten im Vatikan - Akt 1: Gier
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Die katholische Kirche, ein abtrünniger Priester, dubiose Geschäfte und ein mysteriöser Todesfall - Das Episodenadventure Schatten im Vatikan fährt alles auf, was in einen klassischen Dan Brown-Roman gehören würde. Wie gut der erste Teil Akt I: Gier der italienischen Entwickler um 10th Art diese Geschichte umsetzt, haben wir uns näher angesehen.

Rom, Stadt der dunklen Geheimnisse

James Murphy ist Arzt und war einmal Priester. Er verließ die katholische Kirche unter anderem, weil er sich nicht mit all ihren Dogmen und allen Teilen ihrer Weltanschauung anfreunden konnte. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte dabei auch der Tod seines Mentors, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist. Eines Tages erhält James in Rom einen Anruf seines Freundes Cristoforo. Der hat irgendetwas herausgefunden, was er nicht wissen sollte. Entsprechend hat er kurz darauf einen bedauerlichen Unfall. James begibt sich auf die Spuren von Cristoforos Recherche und ahnt schnell, dass es hier um etwas Großes geht, das bestimmte Leute mit allen Mitteln unter der Decke halten wollen. Ein Wettlauf beginnt.

Zwischensequenzen sind mit animierten Standbildern umgesetzt

Gemischte Gefühle bei gemischter Grafik

Das erste, was bei Schatten im Vatikan Akt I im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge sticht, ist die Grafik. Nach einem stimmungsvollen Intro mit handgezeichneten Einzelbildern präsentiert sich das Spiel nämlich zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig. Gut gelungen sind die Zwischensequenzen, die stets mit hübsch gezeichneten und arrangierten Bildern arbeiten. Die Hintergründe und Schauplätze sind an sich auch recht gut gelungen und nett anzusehen. Oftmals wurden Fototexturen verwendet, die jedoch gut in die Umgebung eingefügt wurden. Komplett wie Fremdkörper wirken hingegen die Charaktere darin, die mit ihrer detailarmen Darstellung und ihren ruckartigen, unbeholfenen Bewegungen keinen guten Eindruck hinterlassen. Dafür sind viele Bewegungen animiert und nur wenige Ereignisse werden per Schwarzblende übersprungen. Durch die Charaktere erhalten außerdem die zumeist eher steril und leblos wirkenden Schauplätze zumindest ein bisschen Bewegung. Das bedeutet allerdings auch, dass beispielsweise jedesmal eine Frau vom selben Startpunkt durch das Bild läuft, wenn der Spieler einen bestimmten Ort betritt. Optisch kann der erste Teil dieser Reihe also insgesamt nicht besonders groß punkten.

Während die Umgebung noch recht gut aussieht,<br /><br />sind die Charaktere keine Augenweide

Aha, und jetzt?

Die Rätsel des Spiels bewegen sich allesamt auf einem sehr leichten Niveau. Meist handelt es sich um einfache und naheliegende Kombinationen von Gegenständen im Inventar. Etwas schwieriger wird der Titel dadurch, dass der Spieler häufiger allein gelassen wird und nicht genau weiß, was er jetzt eigentlich tun soll. Da die Schauplätze allerdings überschaubar sind, geht es mit ein wenig Herumprobieren schnell wieder zurück in die Spur. Für Abwechslung im negativen Sinne sorgt eine ""Verfolgungsjagd"", die aus der Vogelperspektive gezeigt wird. Dabei muss der Spieler blind und ohne Hinweise mehrmals die richtige Abzweigung erraten. Liegt er falsch, geht das ganze wieder von vorne oder von einem der zwei Checkpunkte los. Eine unnötige und nervige Aufgabe. Letzlich fehlt dem ersten Teil der Reihe rätseltechnisch noch einiges an Biss. Kleinere Patzer bei der Logik (wer beschäftigt sich zum Beispiel minutenlang mit einem klingelnden Handy in einem Gebüsch?) mindern den Rätselspaß zusätzlich.

Die Rätsel fordern nicht wirklich

Klick, Klick, Doppelklick

Gespielt wird in klassicher Dritte-Person-Ansicht. Die Steuerung ist dabei stabil umgesetzt. Keine Überraschungen, kein besonderer Komfort. Per Linksklick werden Objekte mitgenommen (falls möglich) und Personen angesprochen, die rechte Maustaste bringt James dazu, ein Objekt oder eine Person zu kommentieren. Das Inventar wird automatisch eingeblendet, wenn der Mauszeiger in den obersten Bildschirmabschnitt kommt. Dort können auch direkt Dinge miteinander kombiniert werden. Kurz: Die Steuerung tut klaglos was sie soll.

Geräusch, Musik, Sprache und Text

Der Soundtrack zum ersten Teil von Schatten im Vatikan klingt ansprechend und ist meist passend zu den Szenen gesetzt. Die Geräusche gehen insgesamt in Ordnung und untermalen die Geschehnisse recht gut. Bis auf eine Ausnahme sind auch die englischen Sprecher recht gut besetzt und liefern ordentliche Arbeit ab. Ein paar Patzer leistet sich unterdessen die deutsche Übersetzung, die per Text eingeblendet wird. Ab und zu trifft sie das Original nicht ganz, enthält einige wenige Rechtschreibfehler oder wurde aus dem Kontext herausgerissen übertragen. Ein Beispiel: Will man einen Schauplatz verlassen, heißt es "Beenden" und nicht etwa "Verlassen".

Dass sich die Entwickler Mühe<br /><br />gegeben haben, merkt man durchaus

Adventure im Schnelldurchlauf

Besonders viel Zeit werden geübte Spieler mit Akt I von Schatten im Vatikan nicht verbringen: Nach etwa 3-4 Stunden ist das Ende mit einem Cliffhanger erreicht. Der zweite Teil ist bereits erschienen, allerdings bislang nur auf Englisch. Sicherlich ist das auch recht wenig Zeit, um die Geschichte richtig zu entwickeln, auch wenn die drei größeren Nebencharaktere dennoch eine leichte und recht unterhaltsame Tiefe bekommen.

Fazit

Mehr als ein Auftakt ist der erste Akt allerdings nicht. Daher ist es auch schwierig, die Hintergrundgeschichte abschließend zu bewerten. Aus dem ganzen könnte noch ein spannender Thriller werden. Wenn dazu noch anspruchsvollere Rätsel kommen, ist die Reihe sicherlich einen Blick wert. Der Auftakt kann jedoch nicht allzu sehr überzeugen. Wir bleiben für euch natürlich weiter am Ball und werden auch die weiteren Episoden für euch testen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich habe ein wenig geschluckt, als ich das erste Mal James in seinem Appartment gesehen habe. Die grafische Präsentation wirkt wie ein Zeitsprung von etwa 10 Jahren und so ganz stimmig will das ganze einfach nicht wirken - auch wenn die Einzelteile durchaus sehr gute Elemente haben. In wenigen Stunden hatte ich den ersten Akt dann durch. Eine Empfehlung oder eine Warnung kann ich aber noch nicht aussprechen, dazu weiß ich einfach noch zu wenig über den weiteren Verlauf. Damit steht fest: Ich werde James auch weiter begleiten.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Spannende Grundidee
  • Humorvolle Dialoge
  • Teilweise detailverliebte Umsetzung
  • Sehr kurz
  • Wenig fordernde Rätsel
  • Charaktere sind grafische Fremdkörper
  • Wenig belebte Umgebungen