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Test

von  Michael Stein
08.03.2012
The Cross Formula
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

KatGames, die mit ihrer Dream-Chronicles-Reihe eher hochwertige Wimmelbildspiele produzieren, brachten Anfang des Jahres ihr First-Person-Adventure The Cross Formula über Big Fish Games heraus. Ob der Titel ein weiterer Wimmelbild-Aufguss oder für Adventure-Spieler interessant ist, haben wir uns für euch angesehen.

Ich erwache in einem Hotelzimmer und weiß nicht wer und wo ich bin

Schon von Beginn an macht die Story von The Cross Formula keinen besonders innovativen Eindruck. Amnesie-Szenarien bilden schon fast einen Standard-Ausgangspunkt bei einfallslosen Autoren. Es ist natürlich einfach, nichts erklären zu müssen, damit erübrigt sich auch ein aufwändiges Intro. So ist der Spieler von Beginn an auf sich allein gestellt und muss sich seine Informationen erarbeiten. Wohin die Reise führt, erklärt sich dann im Laufe des Spiels... vielleicht.

War das so geplant?

Die Hintergrundgrundgrafiken des Spiels sind dabei gar nicht mal schlecht anzusehen. Der Stil ist einheitlich und grundsätzlich recht hübsch. Sieht man sich die Szenen genauer an, so entsteht jedoch das Gefühl, dass The Cross Formula ursprünglich als Third-Person-Adventure konzipiert war, die Implementation einer Spielfigur es jedoch letztlich aus Kosten- oder Zeitgründen nicht ins Spiel geschafft hat. Die Perspektive und die Anordnung würde Raum für Laufflächen lassen, auch einige der Animationen, wie sich öffnende Schiebetüren, würden das Herumlaufen des Protagonisten ermöglichen, er fehlt aber schlicht. Das fällt besonders an einer Stelle auf, an der der Spieler mit einem Zug in eine Szene einfährt, die Tür sich öffnet und schließt, aber niemand zu sehen ist. So wird die Identifikation mit der Spielfigur erschwert, denn man fühlt sich immer als außenstehender Beobachter, der die Erlebnisse einer unsichtbaren anderen Person gezeigt bekommt. Dass das Budget sehr klein war, zeigen auch die nicht gerade flüssigen Animationen, die aus nur wenigen Einzelbildern bestehen und dadurch unnatürlich wirken.

Die Grafik bietet Raum für eine Spielfigur,<br /><br />die sucht man aber vergeblich.

Peppige Tunes und witzige Effekte

Der Bereich, in dem das Spiel ein paar Punkte sammeln kann, ist die Vertonung. Zwar gibt es durchgängig keine Sprachausgabe, die Szenen jedoch werden durch angenehme und eingängige Musikfetzen sowie ansprechenden Soundeffekte aufgelockert. Gerade die Effekte sind sehr gelungen. Je nach Material des zu untersuchenden Gegenstandes erklingt ein passendes Geräusch. Hier raschelt es beim Untersuchen eines Blumenstraußes, dort erklingt ein Klopfen auf Glas, wenn eine Deckenlampe untersucht wird. Auch die spärlich animierten Zwischensequenzen sind ansprechend untermalt. Zudem wird das Lösen von Rätseln mit einem peppigen Jingle belohnt. Obwohl sich einige Teile der Sounduntermalung immer wiederholen, nutzen sie sich nicht ab, da sie geschickt eingestreut werden, wodurch eher ein angenehmer Wiedererkennungseffekt entsteht.

Leicht, leicht oder leicht?

Dem Spieler werden drei verschiedene Schwierigkeitsgrade geboten, Casual, Advanced und Expert. Diese unterscheiden sich jedoch nur in der Art der Hilfestellung, die das Spiel anbietet. Ob überhaupt Hilfe benötigt wird, ist fraglich, denn das Spiel ist so oder so für erfahrene Abenteurer viel zu leicht ausgefallen. Die meisten Aufgaben sind Standard-Aktionen, wie sie einem täglich im echten Leben begegnen. Hier wird ein Schlüssel in ein Schlüsselloch gesteckt, dort ein Navigationssystem in seine Halterung gesetzt und anschließend mit einem Kabel angeschlossen. Einige Minispiele sind etwas anspruchsvoller, aber auch nicht wirklich eine Herausforderung. Lediglich ein einziges Minispiel, bei dem eine Stromverbindung neu aufgebaut werden muss, hat das Potential, den Spieler wenigstens ein bisschen zu fordern. Ein anderes nervt schlichtweg. Hier müssen Formen so gedreht und platziert werden, dass sie in einen vorgegebenen Rahmen passen, ohne sich zu berühren. Ausgerechnet dieses Minispiel kommt immer wieder in verschiedenen Variationen vor und passt dabei nicht einmal wirklich zur Geschichte.

Dieses Minispiel zieht sich vom Anfang bis<br /><br />zum Ende durch und nervt auf Dauer.

Und das große Geheimnis ist...

Die erzählerische Qualität von The Cross Formula ist dann gleich der nächste Kritikpunkt, denn wirklich kreativ war man bei KatGames auch hier nicht. Zwar wird das große Mysterium letztendlich aufgedeckt, aber nicht wirklich zur Zufriedenheit des Spielers. Zu platt ist das Ganze inszeniert und zu einfallslos der Hintergrund der Geschichte. Das liegt vor allem daran, dass nicht genug Zeit bleibt, einen vernünftigen Spannungsbogen aufzubauen, weil die Gesamtspielzeit unter zwei Stunden liegt. Kaum fängt es an, interessant zu werden, schon ist das Spiel vorbei. Dazu gesellen sich noch Logik-Löcher, die auch nach dem Spielen und gründlicher Überlegung nicht erklärbar sind.

Fazit

Bedenkt man, dass man Spiele bei Big Fish Games eine Stunde lang probespielen kann und The Cross Formula gerade mal 90-120 Minuten lang ist, sieht es selbst bei einem Kaufpreis von etwa 9 Euro für das Preis-/Leistungsverhältnis nicht so gut aus. Dazu kommen die viel zu einfache, teilweise sogar anstrengende Rätselkost, billige Animationen, nicht existente Sprachausgabe und eine flache Story. Einzig die Hintergrundgrafiken und der Sound können zumindest halbwegs überzeugen. Eine deutsche Version ist bisher nicht erschienen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Man kann dieses Spiel spielen, muss es aber nicht. Wer noch ein paar BigFish-Codes aus seiner Gameclub-Mitgliedschaft herumliegen hat und sich arg langweilt, könnte es sich eventuell ansehen, für alle anderen gibt es sicher bessere und vor allem interessantere Titel, selbst bei BigFish. Schade, denn grafisch präsentiert sich das Spiel nicht schlecht. Auch die Vertonung ist nicht übel. Der Rest ist aber leider sein Geld nicht wert. Dann gehe ich doch lieber ins Kino, da bekomme ich für die gleiche Summe mehr geboten.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Akustisch gut
  • Rätsel zu leicht
  • Story zu flach
  • Animationen zu billig
  • Insgesamt zu kurz