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Test

von  Michael Stein
30.05.2011
City of Secrets
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Manchmal kommen Indie-Adventures ohne große vorherige Ankündigung plötzlich auf den Markt und überraschen damit noch so aufmerksame Spieleredaktionen. So geschah es auch mit 'City of Secrets' von aideMMedia, welches plötzlich im Appstore für iPhone/iPod Touch und in einer HD-Version für iPad verfügbar war. Nur kurze Zeit später rückten dann auch noch Versionen für Windows und Mac nach. Wir haben uns die Windows-Version gründlich angesehen.

Von trotteligen Maulwürfen und verhafteten Hunden

Moles the Mole ist ein nicht ganz heller, sondern eher ziemlich naiver Maulwurf mit einer zweifelhaften Vergangenheit. Nun hat er sich zur Ruhe gesetzt und verbringt seine Zeit mit diversen Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel dem Eis-Angeln. Als er eines Tages so am Eisloch sitzt, reißt ihm die Angelschnur und so wird sein treuer Hund Rex losgeschickt, im Keller einen neuen Haken zu suchen. Dabei fällt dieser aber unerwartet in ein Loch, von dem Moles zwar wusste, das er vor Jahren aber dekorativ mit einem Teppich abgedeckt hatte. Was Moles nicht weiß: Unter seinem Keller befindet sich eine ganze Stadt und als er dort eintrifft, um Rex zu suchen, muss er feststellen, dass dieser wegen unerlaubten Eindringens und mutmaßlicher Spionage verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde. Nun liegt es an Moles, seinen Kumpanen zu befreien, doch das ist erst der Anfang seiner Probleme.

Nicht einfach nur kopiert, oder doch?

Direkt beim Starten des Spiels fällt auf, dass in die PC-Portierung offensichtlich zusätzlicher Aufwand gesteckt wurde. Das Spiel bietet Auflösungen in verschiedenen Seitenverhältnissen von 1024x768 bis 1920x1200 Bildpunkten an. Es muss allerdings dazu gesagt werden, dass die Hintergrundgrafiken bei höheren Auflösungen verschwimmen, sodass davon ausgegangen werden muss, dass hier die iPad-Grafiken einfach umskaliert wurden. Die Figuren hingegen wirken sehr scharf, wodurch sich ein Stilbruch ergibt. Besonders auffällig sind die stark verschwommen wirkenden Zwischensequenzen, hier ist nochmal ein deutlicher Unterschied zu den Spielhintergründen sichtbar.

Insgesamt ist die Grafik des Spiels aber dennoch hübsch. Die schön gezeichneten Hintergründe mit ihrem runden, stimmigen Stil und den knalligen Farben verleihen dem Spiel einen angenehmen und sogar recht ungewöhnliches Comic-Flair. Dazu kommen die größtenteils hübschen und gut animierten Figuren. Die Laufanimationen, insbesondere die von Moles, können sich sehen lassen, auch wenn sie an manchen Stellen etwas unsauber platziert sind. Vor allem beim Begehen von Treppen oder beim Laufen in den Raum fällt auf, dass die Figur beim Aufsetzen der Füße ein wenig zu schweben scheint. Auch Rex mit seinen steifen Beinen könnte eine etwas grazilere Figur machen. Das ist allerdings eine Frage kleiner Details, denn im Großen und Ganzen erfüllen sowohl die Figuren als auch ihre Animationen voll und ganz ihren Zweck.

Buntes Klangwerk und tierische Stimmen

Die Musik geht angenehm ins Ohr. Der abwechslungsreiche Soundtrack kennt peppige Jazz-Tunes, leicht in den Ska-Bereich abdriftende Reggae-Rhythmen oder auch auch bedrohlich wirkende Stücke mit klassischem Einfluss. Dass die Stücke sich immer mal wiederholen, liegt daran, dass sie direkt mit den jeweiligen Szenen verknüpft sind, es davon aber nicht ganz so viele gibt. Dennoch bleibt der Soundtrack bis zum Schluss angenehm zu hören. Auch die Sprachvertonung macht von Beginn an einen guten Eindruck. Allen voran fällt die Stimme von Protagonist Mole mit ihrer rauchig-schleppenden und langsamen Art sehr positiv auf und auch andere Figuren werden sehr schön, teils auch mit Sprachfehler oder Dialekt gesprochen. Leider können nicht alle Sprecher diesen Qualitätsstandard halten, so dass hier einige Ausfälle zu vermelden sind. Glücklicherweise handelt es sich hierbei nur um Nebenrollen mit vergleichsweise wenig Text.

Keep it simple

Die Steuerung des Spiels geht leicht von der Hand. Die rechte und linke Maustaste sind mit den gleichen Funktionen belegt, wobei zum Laufen einfach auf eine freie Fläche geklickt wird. Das Inventar ist horizontal am oberen Bildschirmrand positioniert und kann über eine Schaltfläche ein- oder ausgeblendet werden. Etwas verwirrend ist manchmal, dass beim Blick auf das Inventar nicht immer ersichtlich ist, ob ein Gegenstand gerade angewählt ist oder nicht. Dieser leuchtet beim Anklicken auf, bewegt man jedoch die Maus wieder in die Szene, geht dieser Fokus verloren. Hier hilft ein Blick auf den Cursor, der die Form des aktiven Gegenstands annimmt. Nicht mehr benötigte Gegenstände verschwinden wieder aus dem Inventar, so dass die Anzahl übersichtlich bleibt und im Inventar nicht gescrollt werden muss. Am unteren Bildschirmrand gibt es Schaltflächen für eine Karte, über die Orte direkt angewählt werden können, das Optionsmenü und eine Hilfe-Funktion, mit der gleichzeitig auch die Hotspots eingeblendet werden. Letzere stößt den Spieler leider mit der Nase auf die nächste Problemlösung, eine mehrstufige Hilfe wäre praktisch gewesen. Insgesamt spielt sich City of Secrets sehr flüssig. Da die meisten Hintergründe nicht über Hotspots für Ausgänge verfügen, sondern der Szenenwechsel hauptsächlich über die Karte erfolgt, fallen lange Laufwege weg.

Ein Spiel für Kinder, oder doch nicht?

Auf den ersten Blick wirkt City of Secrets wie ein Spiel für Kinder. Sprechende Tiere, einfache Dialoge und ein zumindest anfangs sehr moderates Rätseldesign mit ausführlichem Tutorial vermitteln den Eindruck, das Spiel einer jungen Zielgruppe nahe bringen zu wollen. Doch spätestens nach der Ankunft in der Stadt offenbart dieses Adventure sein wahres Gesicht, denn die vielen kleinen Spitzen auf gesellschaftliche Gegebenheiten, Seitenhiebe auf Bürokratie und revolutionäre Bewegungen, bei denen selbst die Revolutionäre nicht so recht wissen, warum sie eigentlich revoltieren, oder auch Anspielungen auf das Adventure-Genre selbst dürften von Kindern nicht immer verstanden werden. Die Dialoge sind im Großen und Ganzen witzig geschrieben und auch die Story entwickelt sich auf eine sehr humorvolle Art und Weise. Letzere ist im Übrigen recht gut durchdacht und trägt dazu bei, den Spieler zum Weiterspielen zu motivieren.

Verteilte Aufgaben

Während des Spiels dient nicht nur Moles als spielbare Figur, auch in die Haut von Rex dürfen wir in zwei der fünf Kapitel schlüpfen. Dabei haben die beiden die unterschiedlichsten Aufgaben zu bewältigen, worin auch einer der größten Pluspunkte des Spiels zu finden ist. Die Rätsel sind nicht nur gut in die Story eingeflochten, sie sind auch sehr abwechslungsreich und teilweise erfrischend pfiffig. Zwar hat es anfangs den Anschein, als würde das Spiel daraus bestehen, zwischen den immer gleichen Orten hin- und hergeschickt zu werden, um verschiedene Dinge zu erledigen oder zu besorgen, im späteren Verlauf kommt aber auch ein Minispiel hinzu, in dem Müll in Container sortiert werden muss, Bildsuchspiele, in denen Hinweise entdeckt werden müssen oder auch mal ein Schalterrätsel. Allerdings verteilen sich die verschiedenen Typen von Rätseln gut auf das Spiel, so dass es fast nicht zu Wiederholungen kommt. Immer wieder wird der Spieler vor neue Aufgaben gestellt, was dazu führt, dass das Spiel bis zum Ende hin nicht langweilig wird.

Fazit

City of Secrets ist ein nettes, humorvolles und buntes Comic-Adventure mit einem guten Motivationsfaktor. Ein bisschen mehr Sorgfalt bei der Portierung wäre wünschenswert gewesen, am Spielspaß ändert das aber nur wenig. Die Spielzeit liegt bei 4-5 Stunden, was beim Preis von 7,99 Euro für die PC-Version absolut in Ordnung geht. Freunde von Comic-Adventures sollten sich diesen Titel auf jeden Fall ansehen. Lediglich die Schluss-Sequenz ist etwas lieblos umgesetzt und bleibt auch technisch hinter dem Rest des Spiels zurück. Dafür gibt es im Abspann noch einige nette Schmunzler, wenn sämtliche Figuren noch einmal vor die Kamera treten und sich über die Mankos des gerade Gezeigten auslassen. Bisher liegt das Spiel nur in englischer Sprache als Download-Version vor.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich empfand City of Secrets als sehr unterhaltsames und erfrischendes Adventure, obwohl ich im Vorfeld nicht viel erwartet hatte. Deshalb war ich auch ein wenig überrascht, wie gut dieses Spiel letztendlich funktioniert. Es bedarf zwar keiner großartigen Denkarbeit, da die Schwierigkeit der Aufgaben insgesamt auf einem recht niedrigen Niveau angesiedelt ist, andererseits dient das dann wieder dem Spielfluß, den das Spiel durchgehend aufrecht erhalten kann. Für mich ist City of Secrets bisher eine der Überraschungen des Jahres und ich freue mich schon auf den zweiten Teil, der bereits in Arbeit ist.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schön gezeichnete Welt
  • Interessante Charaktere
  • Einprägsame Musik
  • Gelungenes Rätseldesign
  • Etwas lieblose Portierung
  • Missglücktes Ende
  • Teilweise ungelungene Sprachausgabe