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Test

von  zeebee
24.04.2007
Simon the Sorcerer 4
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Kurz zur Person

Da der letzte erfolgreiche Simon-the-Sorcerer-Teil schon eine Weile zurückliegt, sind vielleicht nicht alle mit einem der größten Adventure-Helden schlechthin vertraut: Simon. Simon ist ein frecher Teenager mit einer zu großen Klappe, der zu allem und jedem einen sarkastischen Kommentar übrig hat. Dabei liegt der Humor nicht auf Disney-Ebene, sondern zwei Schubladen darunter. Simon macht anzügliche Witze über Frauen, pauschalisiert wie es ihm passt und kümmert sich nur um sich selbst. Zwar sind die Witze nie niveaulos, aber oft rabenschwarz und hintergründig. Doch genau diese Art hebt Simon von den durchschnittlichen Anti-Helden der meisten Adventures ab und erklärt seine Popularität bei so vielen Spielern. Simon ist nicht der schüchterne, aber im Herzen gute Guybrush Threepwood – er ist aus härterem Holz geschnitzt.

Bisher in der Zauberwelt...

Simon ist ein Held. Er bezwang Dämonen, böse Zauberer und die Sumpfsuppe des Sumpflings. Und zum Dank hat er nicht einmal die hübsche Enkelin des guten Zauberers bekommen. Doch wenigstens wird er noch gebraucht, denn Alix, die erwähnte hübsche Enkelin, erscheint Simon in einem Traum und fordert ihn auf, die Zauberwelt zu retten. Kurz darauf befindet sich Simon in der Zauberwelt und begegnet auch Alix, doch sie will nichts von einem Hilferuf wissen. Als wäre dies nicht schon merkwürdig genug, beendet sie sogar ihre Beziehung zu Simon – obwohl Simon keine Beziehung mit ihr hatte. Nachdem Simon die Zauberwelt etwas erkundet hat, wird klar: Simon hat einen Doppelgänger und man muss aufklären, was es mit ihm auf sich hat.

Einfach magisch?

Vergleicht man Simon 4 mit seinen Vorgängern, fällt zuerst die viel bessere Grafik auf. Besonders die sehr detaillierten und mit Liebe zum Detail gerenderten Hintergründe machen dem Auge Spaß. Leider ist auf den Bildschirmen wenig Animiertes zu sehen, ein vorbeifliegender Vogel oder ein kriechendes Insekt müssen meistens reichen. Die Charaktere im Spiel sehen sehr gut aus, auch wenn ihre Bewegungen, für ein Spiel aus dem Jahr 2007, zu hölzern sind. Von Lippensynchronität ist leider auch nicht viel zu sehen und die Charaktere übertreiben ihre Kopfbewegungen bei den Dialogen, was die Szene teilweise ungewollt komisch erscheinen lässt. Vor allem: es gibt viel zu wenige Charaktere. In der gesamten Spielwelt gibt es nicht einen „Statisten“, der einfach nur dazu dient, die Zauberwelt lebendiger zu gestalten. In der Tat fehlt sogar ein Charakter: an einer Stelle gibt es eine Person hinter einer Tür, die sicherstellt dass kein Unbefugter eintritt. Ist man jedoch drin, ist von der Person keine Spur vorhanden, auch wenn sie beim nächsten Einlass wieder den Ausweis sehen will. Sicherlich ist es aufwändiger, 3D-Charaktere zu modellieren, als 80x20-Pixelhaufen wie in den ersten beiden Teilen zu erstellen, aber ein wenig mehr Leben auf dem Bildschirm hätte für mehr Atmosphäre gesorgt.

Die Sprachausgabe ist wie in den vorherigen Teilen sehr gut gelungen. Besonders die Rückkehr vom originalen Simon-Sprecher sorgt für einen großen Nostalgiebonus. Andere Charaktere wie der Sumpfling haben zwar neue Sprecher bekommen, meistern ihre Arbeit aber größtenteils sehr gut. Grafik gut, Sprachausgabe gut, was fehlt noch? Richtig: die Musik. Die größte Schwäche in der Präsentation des Spieles. Im Großen und Ganzen dudelt die Musik während des Spieles nur vor sich hin, nicht mal das Simon-Thema kommt vor. Erinnerungen an Midi-Stücke aus der DOS-Ära werden dabei wach.

Keine Zauberei

Das Spiel gibt sich im modernen SVGA-Gewand heutiger Adventures: 1024x768 Pixel wollen von euch mit einer einfachen Maussteuerung durchsucht und angeklickt werden. Das Inventar blendet sich automatisch ein, wenn man den Mauszeiger an den unteren Bildschirm bewegt. Hier können die eingesammelten Gegenstände untereinander und mit der Umwelt per linke Maustaste kombiniert werden. Ein Rechtsklick auf einen Gegenstand bringt, neben Simons sarkastischen Kommentaren, eine genauere Beschreibung, die oft sehr nützlich ist und nicht vergessen werden sollte. Simon nimmt normalerweise alles mit, was halbwegs sinnvoll erscheint. Unser Held weiß eben, dass z.B. eine Ölkanne irgendwann sinnvoll eingesetzt werden kann, ohne dass der Spieler erst darüber belehrt werden muss. Kurz nach dem Spielstart findet Simon eine Übersichtskarte der Zauberwelt, dies reduziert nicht nur den Verschleiß von Simons Turnschuhen, sondern schont auch die Nerven des Spielers, denn Simon muss sehr häufig kreuz und quer durch die Zauberwelt marschieren. Ebenfalls schön und leider immer noch keine Selbstverständlichkeit in Adventures: per Doppelklick gelangt man direkt zum nächsten Bildschirm. Mit Hilfe der Tastatur kann man, wie bereits in Geheimakte Tunguska und Simon the Sorcerer 2, sämtliche „Hotspots“ des aktuellen Bildschirms anzeigen lassen - eine große Hilfe, wenn man mal nicht weiterkommt oder einfach zu bequem zum Absuchen des Bildschirmes ist.

Auf der technischen Seite ist damit eigentlich alles in Ordnung. Es gibt zwar einige Schnitzer, z.B. laufen die Charaktere teilweise durch andere hindurch, diese sind aber sehr selten und stören auch nicht den Spielspaß.

Rätsel und Spielablauf

Auch hier präsentiert das Spiel ein bewährtes Konzept: Simon muss während des gesamten Spieles klassische Inventarrätsel lösen. In guter Tradition zu seinen Vorgängern gibt es ein breites Spektrum an Aufgaben. Es gibt die Standardrätsel wie Botengänge, aber auch abgedrehte wie die Durchführung des Rotkäppchen-Märchens. Inklusive des Rotkäppchens, der Oma, dem Jäger und dem bösen Wolf, auch wenn die Charaktere nicht ganz dem Ideal aus dem grimmschen Märchen entsprechen, sondern, für Simons Zauberwelt typisch, entweder Alkoholiker oder rotzfreche Weiber sind.

Die Rätsel bleiben dabei immer auf moderatem Niveau, echte Kopfnüsse gibt es kaum. Dies liegt auch am jederzeit benutzbaren Journal. Hier schreibt Simon immer seine aktuellen Erkenntnisse und bevorstehenden Aufgaben auf. Ihr wisst also immer, was zu tun ist, es gibt keine Ratlosigkeit wie z.B. in Tony Tough 2. Erfahrene Spieler sollten das Journal nur nutzen, wenn sie absolut nicht weiterkommen, sonst wird es einfach zu leicht.

Zwar gibt es ein breites Rätselspektrum, doch viele Rätsel erwecken den Eindruck, nur da zu sein um das Spiel länger zu machen. Sie sind oft nicht originell und man fragt sich, warum man sich als Adventure-Mega-Held überhaupt mit sowas abgeben muss. Aber auch viele leichte Rätsel ergeben eine lange Spielzeit, wem aktuelle Spiele bisher zu kurz waren, wird sich freuen.

Die Entwicklung der Geschichte beginnt spannend: die Zauberwelt soll in Gefahr sein und es gibt einen Doppelgänger von Simon. Ein durchaus guter Ausgangspunkt für ein originelles Adventure. Einen Großteil des Spieles rätselt man aber einfach nur vor sich hin, ohne zu wissen, was für eine Gefahr der Zauberwelt eigentlich droht. Stattdessen rennt man über die komplette Zauberwelt und muss Alix beweisen, dass der andere Simon, warum auch immer, böse ist. Erst sehr spät im Spiel entdeckt man die wirkliche Gefahr für die Zauberwelt. Da im Spiel selbst so viele Klischees parodiert werden, wirkt es sehr befremdlich, dass für das Finale auf eines der ältesten Klischees zurückgegriffen wird.

Fazit

Der neue Simon spielt sich von vorne bis hinten wie ein normales Adventure, es gibt viele Rätsel, viele Kommentare und viel zu lachen – wenn man sich auf Simons Humor einstellen kann. Jedoch ist die Entwicklung der Geschichte zu vorhersehbar und bietet kaum Überraschungen. Dem Spiel fehlen die Inspiration und die wirklich guten Ideen, die aus einem normalen Spiel ein Erlebnis machen und den Spieler bei der Stange halten. Vorwissen aus vorherigen Teilen ist für „Chaos ist das halbe Leben“ übrigens nicht von Nöten, schadet aber nicht für die vielen kleinen Anspielungen aus den älteren Teilen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Simon ist zurück! Und von Altersschwäche gibt es bei ihm keine Spur: immer noch beleidigt er jeden und weiß immer alles besser. Es gibt gekonnte Parodien unserer realen Welt und so manch ein Märchen wird durch den Kakao gezogen - von vorne bis hinten und, weil es so schön war, noch mal von hinten bis vorne. Doch die Zauberwelt ist nicht mehr die gleiche. Im Vergleich zu Simon wirkt diese zu blass und zu wenig ereignisreich. Auch von der anfangs interessanten Geschichte über Simons Doppelgänger bleibt am Ende leider nicht mehr viel übrig, in der Tat wird sie gar nicht richtig aufgelöst. Während des gesamten Spieles bleibt der Eindruck: da wäre mehr drin gewesen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Tolle Hintergründe
  • originaler Simon-Sprecher
  • lange Spielzeit
  • wenige und hözerne Animationen
  • zu leichte Rätsel
  • eintönige Zauberwelt