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  • Law & Order 2 - Intrigen auf der Spur

Test

von  Hans Frank
10.08.2004
Law & Order 2 - Intrigen auf der Spur
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Law & Order - eine in den USA sehr erfolgreiche Krimiserie, die seit 1990 über die Bildschirme flimmert. In Deutschland läuft Law & Order unter dem Namen "Die Aufrechten - Aus den Akten der Straße" vorwiegend im Nachtprogramm verschiedener Privatsender. Jetzt erscheint bei The Adventure Company der zweite Teil des Adventures zur Serie. In Deutschland, wohlgemerkt. In den USA steht schon in wenigen Wochen der dritte Teil zum Verkauf bereit, der vierte Teil soll im ersten Quartal 2005 folgen.

Eine spannende Story...

...verspricht die Einleitung des Spiels. Ein Wissenschaftler wird erschossen in seinem Auto aufgefunden. Er war zuletzt für ein streng geheimes Projekt eines Biotechnologielabors zuständig. Ziel der ersten Hälfte des Spiels ist es jetzt, den Täter/Verdächtigen zu finden und auf die Anklagebank zu bringen. Irgendwann wird immer klarer, wer der Mörder sein muss und ein Haftbefehl wird erlassen.

An dieser Stelle wechselt das Geschehen zur Staatsanwaltschaft. Gerichtsverhandlungen in amerikanischer Art werden geführt, weitere Beweise gesammelt, Zeugen und Verdächtige befragt um letztendlich die Schuld des Angeklagten zu beweisen.

Das Spiel

Law & Order 2 orientiert sich im Spielverlauf stark an der Fernsehserie sowie vielen Kriminalserien. Eine Leiche wird gefunden und der Spieler muss den Mörder finden. Hier denken die Autoren der Serie allerdings noch einen Schritt weiter. Endet bei anderen Kriminalserien sowie -spielen die Handlung bei Ergreifung des Mörders, muss man hier den Verdächtigen auch anklagen und die Gerichtsverhandlung führen.

Zuerst steht man als Spieler Detective Lennie Briscoe zu Seite. Man hat die Aufgabe, Gespräche mit Zeugen und Verdächtigen zu führen, Indizien zu sortieren und entweder zur Untersuchung oder in das Labor bringen, Durchsuchungs-, Überwachungs- und Haftbefehle (mit Hilfe von Beweisen) zu beantragen sowie Wohnungsdurchsuchungen selbst durchzuführen.

Wenn man dann zur Staatsanwaltschaft wechselt muss man die Schuld des Angeklagten endgültig beweisen. Dazu führt man, neben den schon kennen gelernten Handlungen, auch die Gerichtsverhandlungen. Man benennt Zeugen und gibt Beweise an. Im Gerichtssaal kommt es dann ganz auf die richtige Zeugenbefragung an. Außerdem kann man gegen die Fragen der Verteidigung Einspruch einlegen, wenn diese beispielsweise suggestiv oder irrelevant sind.

Grafik

An einem der größten Minuspunkte des Vorgängers hat sich leider nichts geändert. Der Spieler klickt sich in der Egoperspektive durch vorgerenderte Areale, meistens in einer 360° Umgebung. Diese wirkt sehr steril, Animationen sind Mangelware. Zusätzlich ist die Grafik verschwommen und absolut nicht auf einem vertretbaren Stand der Technik. Alle Bewegung sind vorgerendet und sehr stark komprimiert. Sind Gegenstände im Hintergrund animiert (z. B. Ventilator), sieht man deutlich, dass diese Animation als einzelne Grafik über den eigentlichen Hintergrund gelegt wurde. Um den Gegenstand ist dann nämlich ein dünner schwarzer Rand zu sehen.

Beim Öffnen von Schubladen oder Ähnlichem wurde fast gänzlich auf Animationen verzichtet. Hier verschwimmen einfach fünf Standbilder ineinander, was sehr schlecht aussieht. Dasselbe Verfahren wird für Fußgänger angewendet. Sieht man eine Person an einem Fenster vorbeilaufen, gibt es dafür auch nur sehr wenige Animationsstufen. Daumenkino im digitalen Zeitalter.

Die Personen wirken alle etwas echter und sind besser animiert als im Vorgänger. Trotzdem wirken alle Köpfe etwas verzerrt und haben oft die falsche Größe, die Proportionen stimmen also nicht. Es reicht eben doch nicht, einfach nur Fotos über ein einfaches 3D Modell zu legen.

Leider tauchen auch an mehreren Stellen im Spiel (z. B. in Zwischensequenzen) Gegenstände auf, die der Spieler eigentlich schon mitgenommen hatte.

Beim Starten bietet das Spiel außerdem die Auswahlmöglichkeit an, im zentrierten oder im Vollbildmodus zu spielen. An der Grafikqualität ändert dies jedoch nichts. Wählt man "Zentriert" aus, startete das Spiel auf unseren Testsystemen aber leider nicht in einem Fenster sondern mit großen schwarzen Balken an den Rändern.

Was außerdem noch negativ ins Gewicht fällt sind die langen Ladezeiten, die bei einem Ortswechsel auftreten.

Sound und Musik

Hier enttäuscht Law & Order 2 zwar nicht, bietet aber auch keine großen Überraschungen. Die Hintergrundmusik ist langweilig und uninspiriert. Leider lässt sie sich nicht separat von den Hintergrundgeräuschen deaktivieren. Diese sind zwar etwas spärlich gesät aber durchaus gut der jeweiligen Situation angepasst.

Lokalisation und Synchronisation

Wer hier das Schlimmste befürchtet hat wird positiv überrascht. Die Sprecher sind gut gewählt, betonen überwiegend richtig und wirken so, als hätten sie wirklich verstanden, was sie da reden. Außerdem hat jetzt auch fast jeder Charakter seinen eigenen Sprecher bekommen, Stimmen wiederholen sich also so gut wie gar nicht. Leider sind die Lippenbewegungen nicht synchron zur deutschen Sprachausgabe. Manchmal brechen Sätze einfach ab und klingen abgehackt. Des Weiteren ist die Qualität der Sprachaufnahmen mangelhaft. Es knistert und knackt, manchmal klingen die Stimmen so dumpf als würde man von einer Stereo- zu einer Monoaufnahme wechseln. Das hätten manche wohl mit ihrem heimischen Headset besser hinbekommen.

Im zweiten Teil des Spiels fallen (besonders bei Gerichtsverhandlungen) Fehler bei der Sprachausgabe auf. Plötzlich fällt der Sound ganz aus, was gerade bei einer Gerichtsverhandlung fatale Folgen haben kann, wenn man keine Untertitel aktiviert hat. Hier hilft dann nur Abspeichern und neu starten.

In Dialogen fällt jedoch auf, dass es viele Standardantworten gibt, für die immer wieder die gleiche Aufnahme verwendet wurde. Hier hätte man durch wenig Mehrarbeit die Atmosphäre deutlich verbessern können.

Die Übersetzung ist mit einigen Ausnahmen auch gelungen. Das größte Problem ist, dass amerikanischer Humor 1:1 ins Deutsche übersetzt nicht mehr lustig ist und dass man bei einigen wenigen Sätzen schon zwei Mal überlegen muss, bevor man versteht, was gemeint ist. Leider sind in den Untertiteln auch zahlreiche Rechtschreibfehler vorhanden. Außerdem sind zahlreiche Schriftstücke einfach nicht übersetzt.

Rätsel

Es gibt verschiedene Arten von Rätseln. Meistens ist man damit beschäftigt, Gegenstände zu finden, die mit der Tat zu tun haben könnten und diese entweder zum Labor oder der Untersuchungsstelle zu bringen. Sind die Tests dann fertig, berichtet ein Mitarbeiter der jeweiligen Abteilung über die Ergebnisse. Wurde etwas Wichtiges herausgefunden, kann man dieses Indiz als Grundlage für einen Durchsuchungs- oder Haftbefehl verwenden. Erschwerend kommt hinzu, dass es viele sog. rote Heringe (also Gegenstände, die keinen Nutzen haben) gibt. Diese müssen dann aussortiert werden, um Platz im begrenzen Inventar zu schaffen, welches leider sehr unübersichtlich ist. Gegenstände, die man einmal entsorgt hat, kann man nicht mehr zurückholen. Diese Funktion ist also mit Vorsicht zu genießen.

Des Weiteren muss man Dialoge und Verhöre so führen, dass neue Fakten zum Vorschein kommen. Falls man in einem Gespräch nur die falschen Fragen gestellt hat, kann man es wiederholen. Man merkt den Fragen allerdings schon an, ob sie wichtig sind oder nicht. Verallgemeinert sind dies nämliche diejenigen, auf die man nicht mit "ja" oder "nein" antworten kann. In der Dialogfunktion hat sich Legacy Interactive aber einen großen Schnitzer geleistet. Manchmal kann schon nach Personen oder Indizien gefragt werden, bevor der Ermittler davon weiß. Dies verwirrt und bringt den Spielfluss durcheinander.

Selten gesellt sich zu den normalen Rätseln auch anspruchsvollere Rätselkost. Der Spieler muss dann zum Beispiel einen zerrissenen Brief wieder zusammenfügen oder eine verschlüsselte E-Mail entschlüsseln.

Alles in allem werden auch unerfahrene Spieler keine größeren Probleme mit den Rätseln haben.

Am Anfang kann der Spieler aus vier Fähigkeiten (Befragungen, Spurensicherung, Teamwork, Organisation) zwei auswählen, in denen sich der Ermittler gut auskennen soll. Diese Funktion ist insofern verwirrend, da man eigentlich auswählt, wo man unterstützt werden möchte (und nicht, wo man selbst seine Stärken sieht). Wählt man Teamwork aus, bekommt man hilfreiche Anrufe und nützliche Hinweise im Polizeirevier. Wählt man Spurensicherung nicht aus, verändert sich bei Gegenständen, mit denen man interagieren kann, der Cursor nicht - das Spiel wird also sehr erschwert.

Glücklicherweise hat man sich auch von der tickenden Uhr verabschiedet, die im Vorgänger oft für Verdruss gesorgt hat. Es gibt also die Möglichkeit, sich so lange man möchte für die Lösung der Rätsel Zeit zu lassen. Im Presseschreiben wird dies als "Garantie für längeres Gameplay" bezeichnet, was aber nur sehr bedingt zutrifft.

Steuerung

Zu Beginn des Spiels kann man ein Tutorial ansehen, in dem die verschiedenen Spielmöglichkeiten vermittelt werden. Doch auch wer dies vernachlässigt, wird sich schnell im Spiel zurechtfinden. Gesteuert wird überwiegend mit der Maus, indem man auf verschiedene Hotspots klickt. An wenigen Stellen kann man auch per Tastatur etwas eingeben (z. B. beim Entschlüsseln einer E-Mail). Auch die ersten Minuten im Spiel haben Tutorialcharakter. Neue Aktionen werden in auftauchenden Fenstern erklärt. Außerdem gibt es ein Logfile, in dem alle Handlungen der Spielfigur gespeichert werden.

Fazit

Law & Order - Intrigen auf der Spur bietet einerseits eine spannende Detektivgeschichte, verbesserte deutsche Sprachausgabe und viele Handlungsmöglichkeiten eines Detektivs in New York. Andererseits aber auch sehr schlechte Grafik, seichte Rätsel und ein undurchdachtes Dialogsystem. Fans der Serie kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten, wer den ersten Teil der Serie gemocht hat wird begeistert sein.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Meine Meinung zu Law & Order 2 ist gespalten. Ich mag zwar spannende Detektivgeschichten mit Zeugen, Verdächtigen, Indizien usw. Wenn mir das Ganze aber in einer so schlechten Verpackung (Grafik) geliefert wird, reduziert das meinen Spielspaß schon deutlich. Hinzu kommt, dass keines der Rätsel wirklich fordert, man auch durch reines Durchklicken aller Möglichkeiten ans Ziel kommt und die Fehler im Soundsystem nerven. Dies ist auch der Atmosphäre nicht gerade zuträglich, langweilig wird es aber nie. Auch unerfahrene Spieler sollten in zwei bis drei Abenden den Abspann erreichen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Verbesserte Sprachausgabe
  • Spannende Geschichte
  • Gerichtsverhandlungen
  • Schlechte Grafik
  • zu leichte Rätsel
  • "Pixelhunting"
  • Bugs