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Vorschau

von  Hans Pieper
04.09.2017
Sonder

Auf dem Raumschiff gibt es gleich mehrere Probleme

Dass eine Reise durch das All gefährlich ist, daran erinnern einen fast alle Filme, Bücher und Spiele zu diesem Thema. Besonders bei Problemen mit dem Raumschiff geht es häufig um Minuten, um den Tod aller Mitreisenden zu verhindern. Genau an dieser Grundkonzeption setzt auch Sonder an. Der Spieler hat die Möglichkeit, einen von zwei Charakteren aus dem Cryoschlaf zu wecken, um mit ihm das drohende Versagen der Schiffssysteme zu verhindern. Wie er dabei vorgeht, ob er sich Unterstützung sucht und wie viel Zeit auf das Untersuchen von Merkwürdigkeiten an Bord verwendet wird, bestimmt der Spieler. Doch die Zeit ist begrenzt: Wird das Systemversagen nicht verhindert, gibt es für alle Mitreisenden keine Zukunft – und den Abspann auf dem Bildschirm des Spielers. Hierbei hilft die Zeitmanipulation: An jeder Stelle kann zu einem früheren Zeitpunkt zurückgesprungen werden. Diese interessante Spielmechanik bietet eine ganze Reihe von Lösungsstrategien für die Probleme an Bord. Denn schon nach einem Durchlauf oder Zeitzurückspulen weiß der Spieler mehr als die Charaktere in der Geschichte und kann sie direkt auf Dinge aufmerksam machen, sodass sie schneller oder anders handeln.

Unheil angerichtet? Einfach Zeit zurückdrehen.

Was bereits an dem Titel gefällt

Die 3D-Grafik liegt im guten Mittelfeld und reicht zur Präsentation der Geschichte vollkommen aus. Für reine Adventure-Spieler etwas ungewohnt dürfte die Kameraposition hinter der Schulter der Charaktere sein, wie sie vor allem in Rollenspielen zum Einsatz kommt. Diese erfüllt jedoch genau ihren Zweck und sorgt stets für die nötige Übersicht. Die Spielmechanik geht bereits auf und die Zeit stetig zurückzudrehen, um andere und neue Handlungen auszuprobieren, ist spannend. So kann der Spieler auch beim zehnten Durchlauf etwas vollkommen Neues entdecken, das ihn eine ganze Weile beschäftigt. Auch wenn der Schauplatz stark reduziert ist, bietet er doch überraschend viele Möglichkeiten.

Einige Dinge sind noch etwas unkomfortabel gelöst

Was noch ausbaufähig ist

Gerade weil der Spieler durch den Notstand sehr unter Zeitdruck steht, ist die enorm langsame Fortbewegungsgeschwindigkeit der Charaktere unnötig quälend. Hier wäre wünschenswert, dass die Durchquerung des ohnehin nicht großen Schiffes auf Wunsch viel schneller absolviert werden kann. Hinzu kommt eine in Teilen unnötig umständliche Steuerung. Das Zurückspulen funktioniert nur nach der Einblendung des Hauptmenüs. Bei nahe beieinanderliegenden Hotspots hat man sich schnell verklickt und zeitfressende Dialoge lassen sich erst nach einem Drehen des Mausrades überspringen.
Sound und Musik haben noch Luft nach oben, ebenso wäre eine Sprachausgabe der englischen Texte wünschenswert. Denn in der Eile geht schnell mal ein Satz verloren, besonders wenn es parallel mehrere Dinge zu lesen gibt.
Noch nicht absehbar ist, wie weitreichend sich bestimmte Handlungen auf den Rest des Spiels auswirken. Sollte man beispielsweise erst in einem späteren Kapitel feststellen, dass ein Ablauf im ersten Teil optimiert werden muss, um mehr Zeit zu haben, kann das ein enormes Frustrationspotential mit sich bringen. Denn das hieße, dass alle vorherigen Teile noch einmal gespielt werden müssten. Die größte Innovation könnte sich also auch zum größten Kritikpunkt entwickeln. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwickler hier reagieren.

Galerie
Fazit:
Für den sehr spannenden Grundansatz wäre es äußerst wünschenswert, dass an den Kritikpunkten von Sonder noch gearbeitet wird. Denn dann steht uns hier ein ebenso ungewöhnlicher wie erfrischend anderer Titel bevor, der dem Spieler tatsächlich die Freiheiten lässt, die ihm Telltale nur suggeriert. 
Wird vielleicht was