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Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
27.08.2014
The Book of Unwritten Tales 2
Ents sind majestätische, sprechende Baumwesen, die stolz in riesigen Wäldern umhermarschieren – das hat sich inzwischen wohl herumgesprochen. Doch wenn es Bäume auch in Form zwergenhafter Bonsais gibt, müsste es dann nicht auch Bosai-Ents geben? Die Antwort von King Art lautet: ja – und schon ist ein neuer, origineller Charakter für The Book of Unwritten Tales 2 geboren. Der borkige Knirps ist Gärtner bei den Elfen, bei denen er die Grünanlagen pflegt, und hat adventure-typisch die ein oder andere Aufgabe für unsere Helden in petto.

Never Change a Running System

Unsere Helden, das sind wie schon im ersten Teil Abenteurer Nate mit seinem flauschigen Freund, dem Vieh, die Elfenprinzessin Ivo und Wilbur Wetterquarz, der magieaffine Gnom. Die knobeln sich diesmal gleich durch mehrere ineinander verwobene Storybögen: Einer davon ist die grässliche Seuche, die sich in Seefels ausbreitet, wo sie die dreckige, harte Fantasywelt Stück für Stück in eine rosarote, knuffige Plüsch-Welt verwandelt, gegen die My Little Pony wie düsterer Cyberpunk wirkt. Natürlich liegt es letztlich an uns, herauszufinden, wo der grausige Fluch herkommt und wie er sich aufhalten lässt.
King-Art-Chef Jan Theysen präsentiert den Auftakt des Spiels:<br>Nate muss sich im freien Fall von Trümmer zu Trümmer hangeln.<br>Wie er in diese missliche Lage gerät? Wir wissen es noch nicht.Ein weiterer Handlungsstrang fokussiert sich auf Wilbur, der angeblich den Erzmagier ermordet haben soll und die Hilfe von seinen Freunden benötigt, um sich gegen diesen Vorwurf zu wehren. Gleichzeitig muss er sich mit nervigen Schülern herumschlagen, die er in die Geheimnisse der Zauberkunst einweihen soll, und dem Schulgebäude, das 20 Jahre spurlos verschwunden war und in dem nun Magie durch die Decke tropft.

Vom Spielgefühl und allgemeinen Anspruch her war Entwickler King Art schon ganz zufrieden mit dem ersten Teil von The Book of Unwritten Tales, sodass sich Fans in dieser Hinsicht auf keine großen Änderungen einstellen müssen: Das Spiel verspricht äußerst klassische Point-and-Click-Kost, üppig ausgestattet mit langen Inventarrätsel-Ketten und witzigen Dialogen mit zahlreichen schrägen Vögeln. Bei Minispielen gilt diesmal streng: Entweder haben sie nichts mit Geschick zu tun oder es ist unwichtig, ob sie gewonnen werden – Entwarnung also für alle Regentanz-Geschädigten. Auch wieder selbstverständlich: Unzählige Anspielungen auf Klassiker der Fantasy- und Science-Fiction-Welt. Allein in einem Raum im Elfenhain zeigte uns King-Art-Chef Jan Theysen während der gamescom-Präsentation dutzende Referenzen auf die Welt der Nerds, egal ob Minecraft, Game of Thrones oder Masters of the Universe.
Wilbur der Magielehrer

Neue 2,75D-Technik

Wo sich im Gegensatz zum Gameplay eine Menge getan hat, ist die technische Seite. Die nach wie vor vorgerenderten und teils handgezeichneten Kulissen werden auf grob modellierte 3D-Oberflächen gelegt. Charaktere und einige animierte Objekte werden nach wie vor in Echtzeit-3D dargestellt. Die “Projection Mapping” genannte Technik, die auch bei den anstehenden Daedalic-Adventures zum Einsatz kommt, ermöglicht eingeschränkte Kamerafahrten, also kleine Schwenks oder Hereinzoomen in und Herauszoomen aus der Szene. So entsteht eine ganz neue visuelle Dynamik, die sonst nur in 3D-Adventures zu finden ist. Einige auf der gamescom gezeigte Locations haben schon einen guten Eindruck vermittelt, wie sehr die neue Technik in der Lage ist, die einst starren Hintergründe gewöhnlicher 2,5D-Titel vergessen zu lassen. Übrigens sollen die Systemvoraussetzungen trotz dieser Dynamik sehr gering sein, die simple 3D-Geometrie benötigt nämlich nur eine vergleichsweise kleine Zahl an Polygonen.

Die Projection-Mapping-Technik war eines der Upgrades, die dank des Kickstarter-Zuschusses von immerhin gut 170.000 Dollar realisiert werden konnten. Weitere Features, die auf diese Weise umgesetzt werden konnten, sind optionale Rätsel, Outfits, die während des Spiels freigeschaltet werden können und Musikaufnahmen mit einem Orchester. Zusätzlich konnte aber auch der Spielumfang noch mal deutlich vergrößert werden, sodass The Book of Unwritten Tales 2 jetzt deutlich größer sein soll als der ohnehin schon ungewöhnlich lange Vorgänger. Um einen Eindruck zu geben, hat Jan Theysen verraten, dass die Zahl der Wörter von unter 100.000 bei Teil 1 auf über 150.000 angewachsen ist. Diesen Wert erreicht kaum ein klassisches Adventure. Auch die Animationen sind nun wesentlich aufwändiger umgesetzt. Während bei Teil 1 ein einziger King-Art-Mitarbeiter alle Ingame-Animationen erzeugen musste, sitzen aktuell 6 Animatoren am Sequel.
Von Nahem zahlt sich der höhere Detailgrad der Charaktere aus.Wer The Book of Unwritten Tales besonders wegen der exzellenten Vertonung mit hochkarätigen Sprechern in Erinnerung hat, wird nicht enttäuscht. King Art hat für sämtliche wiederkehrenden Charaktere die gewohnten Sprecher engagiert. Damit sind zumindest wieder Oliver “Justus Jonas” Rohrbeck als Wilbur, Daniel-Craig-Sprecher Dietmar Wunder als Nate und Marion von Stengel, die Stimme von Angelina Jolie (oder auch Zoë Castillo), als Ivo mit an Bord. Viele weitere Top-Sprecher dürften noch angekündigt werden.

Stück für Stück

Erscheinen wird das Spiel Anfang 2015 bei Publisher Nordic Games. Via Steam Early Access sind einige Kapitel aber schon vorher verfügbar. So soll bereits im September das erste Kapitel verteilt werden, dann kommen im Abstand von jeweils 4 bis 6 Wochen die weiteren Abschnitte. Wir kamen schon bei der kurzen Präsentation im Business Center ordentlich ins Lachen und so bleibt eigentlich kaum ein Zweifel, dass King Art die Messlatte für humoriges Fantasy-Point-and-Click verdammt hoch hängen wird. Uns fällt jedenfalls kaum etwas ein, was die Entwickler jetzt noch falsch machen können.

Homepage zum Spiel
Sieht gut aus