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Vorschau

von  Benjamin "Grappa11" Braun
15.10.2009
Machinarium - Ersteindruck
Im Oktober dieses Jahres erscheint mit Machinarium ein weiteres mit Flash programmiertes Knobel-Adventure der Samorost-Macher von Amanita Design. Spielerisch anspruchsvoller und optisch aufwändiger soll es werden und hat mit einem Award beim Independent Games Festival und der Nominierung für die PAX-10 bereits vor seiner Veröffentlichung für Aufsehen gesorgt. Wir haben eine frühere Version des Spiels genauer unter die Lupe nehmen können und uns angesehen, was der kleine Roboter so alles kann.

Harter Stoff für Knobelfans

Schon bei Spielstart wird klar: hier hat man es trotz einiger spielerischer Schnittmengen nicht mit einem klassischen Adventure zu tun. Von Dialogen und sonstigen Bildschirmtexten ist kaum etwas zu sehen und als Einführung in die Hintergrundgeschichte werden wir lediglich Zeuge, wie unsere Spielfigur zu Beginn auf einem Schrottberg abgelagert wird.
Unsere erste Aufgabe besteht darin, den in Einzelteile zerfallenen Roboter wieder zusammenzuflicken. Ist unser Bewegungsradius zu Beginn noch stark eingeschränkt, müssen wir uns zum Beispiel von einer Ratten-ähnlichen Maschine helfen lassen, die uns zu unserem fehlenden Bein verhilft, damit wir uns wenigstens wieder vom Fleck bewegen können. Ist das geschafft, müssen wir lediglich noch unseren zweiten Arm finden, damit wir ins Innere der riesigen Fabrik-ähnlichen Stadt aufbrechen können.
Dabei steht uns, im Gegensatz zu Samorost, erstmals ein Inventar zur Verfügung, mit dessen Hilfe wir Objekte nicht nur am Fundort selbst einsetzen können. Die Gegenstände lässt der kleine Roboter hierzu in seinem Bauchkasten verschwinden. Diese Inventaraufgaben sind anfangs eher simpel, da sich die Interaktionsmöglichkeiten in Grenzen halten. Während sich jedoch zu Beginn des Spiels vieles von selbst erschließt, wird es später auch in diesem Bereich komplizierter, da sich die einzelnen Levels über mehr als nur einen Bildschirm ausstrecken. Das Spiel ist insgesamt aber eher schlauchartig aufgebaut und man knobelt sich von Szene zu Szene.
Auch zeitkritische Passagen sind Teil des Gameplays, dessen Kern aus anspruchsvollen Schalter- und Logikrätseln besteht. Manche der miteinander verknüpften Aktionen müssen innerhalb eines begrenzten Zeitraums aufeinander folgen, was in späteren Spielabschnitten ungeduldigeren Gemütern besonders schwer fallen könnte, wenn es darum geht eine Bombe zu entschärfen.
Wer beim Austüfteln der Lösung partout auf keinen grünen Zweig kommen sollte, darf eine Hilfsfunktion in Anspruch nehmen. Hierbei muss man sich in einem Sidescroll-Minigame in Retrooptik durch labyrinthartige Katakomben kämpfen, die von allerlei fiesen Feinden belagert werden. Wirklich schwierig ist das nicht und beliebig viele Versuche hat man dafür sowieso. Einfach überspringen kann man das Mini-Spiel aber nicht.
Hat man es geschafft, präsentiert einem das Spiel die Lösung der jeweiligen Szene in Form eines Comicstrips, in dem man Schritt für Schritt die Lösung nachvollziehen kann. Einsteigern oder wenig frustresistenten Spielern macht das die Sache wesentlich leichter.

Ein Hingucker der besonderen Art

Es ist gar nicht so lange her, da haben wir The Whispered World für seine wunderschöne 2D-Grafik gelobt. Welches der beiden Spiele man nun hübscher findet, bleibt jedem selbst überlassen. Liebevoll gestaltet sind sie beide. Festzuhalten bleibt mit Blick auf diese noch nicht ganz bugfreie Previewversion, dass sich selbst Daedalics Märchenabenteuer noch eine Schreibe bei den Animationen abschneiden könnte. Die Bewegungsabläufe sehen in Machinarium nämlich meist noch hochwertiger aus als in Sadwicks Abenteuer.

Ein Fest für die Sinne

Sehr schön gelungen ist auch die manchmal märchenhafte, manchmal melancholisch anmutende musikalische Untermalung, die das insgesamt eher gemächliche, von Nachdenken und Ausprobieren gekennzeichnete Gameplay des Spiels gekonnt unterstützt.
Wer auf eine ausgefuchste Story und interessante Dialoge hofft wird enttäuscht. Beides bietet Machinarium kaum, versteht es aber dennoch, den Spieler auch emotional anzusprechen. Die Selbstlaufsequenzen zum Beispiel, in denen sich der kleine Roboter häufiger vorstellt, wie die fiesen Roboter ihn unterdrücken und aus purer Gemeinheit sein mühsam errichtetes Sandschloss am Strand zerstören, sind sehr unterhaltsam und sorgen immer wieder für einen Schmunzler. Das gilt genauso für die Reaktionen des Roboters, wenn man etwa eine Aktion probiert, die er partout nicht ausführen möchte.

Wir freuen uns auf den Knobelspaß, der schon jetzt gut unterhält und streckenweise begeistert. Wer Knobelspiele mag und den optischen Stil zu schätzen weiß, der sollte sich schon mal die 20 Dollar für die Downloadversion oder knapp 30 für die Boxversion von Daedalic bereitlegen. Wir sind uns sicher, es lohnt sich, denn Machinarum ist clever, witzig und ziemlich chic.

Sascha 'nufafitc' Pongratz

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Sieht gut aus