Ist das Adventure immer noch Nische?

[Werner1612]

Hallo in die Runde,
wir alle lieben unser Genre, aber immer wieder stelle ich mir die Frage, ob wir immer noch so ein kleiner "Liebhaber-Verein" wie vor einigen Jahren sind, oder ob diese Spalte der Games doch langsam wieder an Boden in der breiten Masse gwinnt. Wir verfolgen hier ja natürlich die Infos über zukünftige Spiele, daher empfinde ich mich beim AT auch gut dazu informiert. Printmedien zu PC-Spielen lese ich nur noch ganz selten, und da wird der Bereich der Adventures meist kurz und knapp abgehandelt. Da aber immer wieder vermehrt tolle Games im Bereich Adventure rauskommen, denke ich doch, dass es damit auch ein stärkeres Interesse an der Art und Erzählweise geben muss. Aus welchem Grunde sonst hat sich "Trüberbrook" in nur 30 Stunden innerhalb der Kickstarter-Kampangne mit dem Grundziel von 60.000 € finanziert, und sind mit fast 200.000 € nach 30 Tagen ausgestiegen. Also gibt es Interesse, es gibt Leute, die nicht Schlachten schlagen wollen, keine Rundenkämpfe, keine Fifas, kein WoW.... sondern schöne Geschichten.... nett erzählt .... gut gemacht, mit echten Rätseln, die in die Story logisch passen, und nicht wie im Wimmelspiel deplaziert wirken. Also, ich denke, dass der Anteil der Gamer, die GUTE Adventures lieben und kaufen, mittlerweile höher sein dürfte als vor drei, vier oder fünf Jahren. Und ich bin froh darum. Darum ziehe ich immer noch den Hut vor den Studios und den Puplischern, die gute Adentures in Angriff nehmen. Hiermit auch für den Abschluss des Jahres 2017 von meiner Seite aus ein rießiges DANKE an alle, die sich zur weiteren Verbreitung der Adventures im letzten Jahr beteiligt haben.... sei es hier der AT und seine Mitglieder, seien es die verschiedenen Hersteller von vergangenen oder zukünftigen Projekten: DANKE! Ich wünsche hiermit allen hier im Forum, dem AT-Team, den Leuten draußen an der Spiele-Macher-Front, einen guten Rutsch ins Jahr 2018, viele gute Ideen zum Adventure fürs neue Jahr, und ein gutes Gelingen für unser aller "Nische".

LG
Werner1612

[Uncoolman]

Ja.

[Simon]

Schließe mich Uncoolman an.

Die mMn größte Änderung ist, dass es inzwischen sehr viele Indie-Entwickler gibt. Wir haben inzwischen jährlich über 100 neue Einträge in der Spiele-DB, von denen sich die breite Masse in einer Spanne zwischen Vollpreistitel und Fanadventure einordnet. Aber reinrassige Vollpreisadventures oder Fanadventures gibt es kaum noch. Und gerade erstere wären das, was nötig wäre, um aus der Nische zu kommen. Und wenn selbst ein erfolgreiches Thimbleweed Park nicht ausreicht, um ein weiteres Adventure zu finanzieren, ist das Nischendasein wohl nicht zu verleugnen.

[Uncoolman]

Wir sind nun mal die arte-Gucker unter den Spielern ...

[Cohen]

Ja, immer noch Nische:

[k0SH]

Ja.
Das Adventure-Genre ist tot.
Lange lebe das Adventure-Genre.

[Sven]

Lieber Nische als Mainstream...

[fireorange]

Wir sind nun mal die arte-Gucker unter den Spielern ...

Ich liebe arte.

[z10]

Ich denke es ist in der Tat Nische.
Sie haben nicht die Zugkraft von typischen Casual-Games, wo man nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne braucht und die man immer mal wieder eine kurze Zeit lang spielen kann. (Handyspiele)
Sie haben nicht actionmäßiges Gameplay mit toller Grafik und viel Marketing (AAA-Spiele).
Sie haben kein Gameplay, was es zu perfektionieren gilt (mögliche eSport-Titel).

Dadurch fallen sie meiner Meinung nach aus den aktuell größten Sparten heraus. Am ehesten könnte man noch den AAA-Spiele-Weg gehen, das heißt tolle Grafik und super Story, leider ist da aber actionlastigeres Gameplay leichter zu verkaufen und irgendwie halt auch kurzweiliger, weshalb keiner das Risiko eingehen wird eine riesige Adventure-Produktion (Adventure im traditionellen Sinn, so wie wir es verstehen) zu starten.
Am meisten Erfolg hatten ja noch die Telltale-Titel - dort hatte man scheinbar die richtige Mischung aus Zugänglichkeit (mehr interaktiver Film, anstatt überlegen müssen), gutem Storytelling und ansprechender Präsentation gefunden, zusammen mit existierenden Marken, was einen Marketingbonus bewirkt.

[Sven]

@z10
Ich habe da eigentlich nichts dagegen ein Adventure mit flüssiger Story und etwas mehr Rätsel. Nur sind die neuen TTG Titel gar nicht mein Fall. Und wenn ich da an die vielen QTEs bei Jurassic Park denke...

[kanedat]

[..]Da aber immer wieder vermehrt tolle Games im Bereich Adventure rauskommen, denke ich doch, dass es damit auch ein stärkeres Interesse an der Art und Erzählweise geben muss.[..]

Point & Click Adventures waren in den 90ern quasi DAS erzählende Genres. Adventures hatten sehr gute 2D-Grafik und haben viel erzählt, weil das Adventure salopp gesagt nur eine interaktive Erzähl-Mechanik mit Puzzle-Einlagen darstellt. Andere Genres wiederum haben oft weniger erzählt und einen stärken Fokus auf die (nicht erzählenden) Spielmechaniken gelegt. Es gab also auch nicht ganz so viel Konkurrenz neben Rollenspielen etc, die oft aber auch kampflastig waren bzw. bei denen man sich auch mit komplexeren RPG-Mechaniken beschäftigen musste. (Rein spielmechanisch waren Adventures da eher casual)

Mit der Zeit hat sich das eben verschoben. Andere Genres haben sich weiter entwickelt und können mittlerweile viel mehr erzählen. Man muss nicht mehr wie in den 90ern 2-3 bestimmte Genres wählen, wenn man eine größere Erzählungsdichte haben möchte und damit haben Adventures auch zum Teil ihre starke Stellung verloren.

Zusätzlich gabs von Publisher-Seite aus im Zuge der großen 3D-Welle noch einen Tritt in den Rücken (als man eine für das Genre ungünstige Darstellungstechnik nehmen musste, weil man sonst kaum eine Finanzierung bekommen hätte).

Das Genre hängt nach und holt nicht mehr wirklich auf. Zum einen, weil sich seine Position im gesamten Videospiel-Gefüge verschoben hat. Finanziell und weil man für bestimmte Dinge nicht mehr zum Adventure muss. Zum anderen, weil es auch einfach zu viel Spiele gab, die im Genre bei Adventure-Nerds vielleicht Freudensprünge verursacht haben, die ohne die Rosarote Brille des Adventure-Nerds aber auch viele Mängel offenbaren.

[..] Aus welchem Grunde sonst hat sich "Trüberbrook" in nur 30 Stunden innerhalb der Kickstarter-Kampangne mit dem Grundziel von 60.000 € finanziert, und sind mit fast 200.000 € nach 30 Tagen ausgestiegen. [..]

Bei Tüberbrook hat man (für Deutschland) große Namen mit an Bord und das Team hinter dem Projekt hat eine sehr starke Kampagne gestemmt. Im Endeffekt gehört Tüberbrook zur der Hand voll von Ausnahme-Kampagnen und ist nicht repräsentativ für das gesamte Genre.

Ansonsten konnte man auch ohne Kreditkarte Unterstützung leisten, das macht hierzulande mehr aus als z.B. in den USA.

[Werner1612]

Wir sind nun mal die arte-Gucker unter den Spielern ...

Das ist ein ausgezeichneter Kanal, den sehe ich liebend gerne. LG Werner1612

[realchris]

Ich würde Kanedat da weitestgehend zustimmen.

Das eigentliche Adventure ist heute, wirtschaftlich gesehen und auch in der Vermarktung, mehr Nische denn je.
Sehr schön kann man das auch bei Amazon sehen.
So lange es Amazon gibt bzw. die vielen Jahre, die ich dort schon verbringe, gab es bei den Charts in der Computerspielesuche die Unterrubrik "Adventure". Klickte man darauf, wurden einem die "Besteller" im Genre angezeigt. Und tatsächlich wurden dort nur Adventures angezeigt und es gab viel Bewegung. Seit etwa 4-5 Jahren nahm die Bewegung spürbar ab und immer weniger Titel kamen dazu, meist waren Spiele wie Monkey Islannd SE an der Spitze und dann ein paar Daedalic Titel oder die 1-2 neuen Spiele aus diesem Hause oder von KIng Art. Doch mischten sich plötzlich immer mehr Spiele aus dem AAA Bereich oder Titel wie Wendys Reiterhof oder Lego-Titel dazwischen, die nicht einmal Genre verwandt waren. Der Zustand verschlimmerte sich rapide in den letzten 2 Jahren. Es wurden nur noch Sachen wie The Witcher, Lego, Reiterhof etc. und vielleicht auf den hinteren Plätzen dann die ersten Budget-Titel aus dem Adventure-Bereich angezeigt.

In diesem Jahr ist es dann passiert. Die Rubrik ist quasi verschwunden. Das "Klassische Adventure" bzw. das eigentliche Adventure hat nun keine Rubrik mehr. Klickt man darauf wird das nun durch in vier neue Genres aufgefächert, wobei die Untergruppe für eigentliche Adventures fehlt. Innerhalb dieser Untergruppen sind wild und ohne Sinn und Verstand Spiele wie The Witcher und andere AAA Titel eingeteilt. Die Untergruppen mache überhaupt keinen Sinn und sind Erfindungen von Amazon. Lediglich Walkingsumulator ist ein gängiger Begriff. Leider werden diese Untergruppen nicht mal gepflegt, so dass dort zich verschiedene Spiele, die überhaupt nicht mal ansatzweise dort rein gehören, jedoch kein, bzw. fast kein Aventure, nicht mal im weiteren Sinne.

Der Begriff 'Adventure' ist in der Vermarktung von einem echten Genrebegriff zu einem bloßen Label verkommen. Ich packe in meinen Metatag als Anbieter einfach das Wort 'Adventure' mit rein und schon landet mein AAA-Ballerspiel in diesen Listen.

Es ist beim größten Anbieter somit unmöglich "Adventures" komfortabel auszufiltern und gezielt zu suchen. Ich muss am besten schon den Titel kennen, den ich suche.

https://www.amazon.de/s/ref=lp_14788650 ... =382614011

(Edit: Walkingsimulator gibt es jetzt auch nicht mehr, wie ich sehe. Spielt mal mit den folgenden Suceinstellungen rum, was da angezeigt wird:

Nur "Exploration, Flucht, Puzzleabenteuer, Visual Novel" Edit Ende)

Ein zweites Indiz, was zeigt, wie bedeutungslos Adventures geworden sind, ist der Verkaufsrang. Da liest man dann bei neuen TIteln gerne mal sowas wie Verkaufsrang 8000 in Spiele. Das bedeutet, es wird quasi überhaupt nicht mehr verkauft. Bis vor ein paar Jahren, schafften es Adventures zumindest mal kurzzeitig in die Top 100 von Spiele.

Der Markt bestimmt, ob etwas eine Nische ist oder nicht. Und der Markt hat aus dem Adventure eine Nische in der Nische, vielleicht nicht mal mehr eine Nische gemacht.

Hier mal die Aufzählung bei Amazon:

Adventure:

Assassin's Creed Origins
Star Wars Battlefront
Mittelerde Schatten des Krieges
Ostewind - Das Spiel
Destiny 2
Life is Strange (Was streng genommen auch kein Adventure ist)
ARK Survival Evolved
Fallout 4
Resident Evil 7
Sherlock Holmes (Ultimate Collection: Adventure?)
Diablo III
Assasin's Creed Syndicate


Unterrubriken:

Exploration:

Euro Truck Sim 2
Gothic 2
Lego Star Wars
Gothic 3
Fallout 4
Euro Truck 3 Scandin.
Lego Harry Potter
.... (das geht so weiter)

Flucht:

Ganze 4 Titel

Fairy Tale Myteries: Der Puppenspieler
Edna Family Pack mit Annas Quest (Hey Adventures)
A Way Out
Fremde Träume

Puzzle:

Legend of Egypt
Beholder
15 Days (Adventure Juhu)
Psycho Train
Brholder (nochmal)
Heroes of Hellas 3
1 1/2 Ritter (Oh ein Adventure)
Graven
.....

Visual Novel:

Amnesia: Memories
Fallout Tactics
Beyond Eyes
Eventtide 2 - Der Zauberspiegel
1789 Revolution
Bear With Me -Episode One (Adventure?)
FURI
Bear With Me Ep 1+2 (Adventure?)
Burly Man at Sea
Randals Monday (Ein Adventure mit Verkaufsrang 23000+)

Also zumindest für den Retailhandel ist das der klare Tod des Genres. Wäre ich Entwickler, würde ich nur noch mein Spielgeld in die Entwicklung von Adventures stecken und wenn dann nur noch digital vermarkten. Wenn der größte Anbieter Amazon so verfährt, wird es auch dem sonstigen Retailhandel für Adventures nicht viel anders gehen.

Und was den digitalen Handel betrifft. Schaut man sich die Steamspyzahlen mal so an und die vielen Rabattaktionen, wo die Anbieter ihre Spiele in Humble Bundles und Co verramschen, scheint auch der Hase im Pfeffel zu liegen.

[Uncoolman]

Adventures sind Spiele für Menschen, die es nicht eilig haben, ihren Grips gerne benutzen, mit Anderen zielführende Gespräche führen und keine superrealistischen Schlachten brauchen.
Ist heutzutage eine Nische und am Aussterben ...

[JoeX]

Lieber Nische als Mainstream...