Enttäuschungen

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Brian Wilson
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Brian Wilson »

"Lost Horizon" und "Life Is Strange" kenne ich leider noch nicht. "Geheimakte Tunguska" mochte ich eigentlich ganz gern, wenn ich auch die teils astronomisch hohen Wertungen für das Spiel nicht recht nachvollziehen kann. Es erschien eben in einer relativen Dürreperiode.

Mit "The Beast Within" hast du ausgerechnet mein liebstes Adventure (und Spiel überhaupt) erwischt. Ich denke, dass Spannung und "Suspense" wie beim Vorgänger gerade davon leben, dass der Spieler einen gewissen Informationsvorsprung hat. Logiklöcher nehme ich eigentlich nicht wahr.
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mandarino
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von mandarino »

kanedat hat geschrieben: 14.06.2017, 09:59
Lost Horizon...

Geheimakte Tunguska 1...

Gabriel Knight 2 - The Beast within...
Alles Enttäuschungen :shock:
Wow, so unterschiedliche Geschmäcker gibt es.

kanedat, mich würde jetzt tatsächlich deine persönliche Top-20-Liste interessieren. Wenigstens so ungefähr. Vielleicht kannst du im dortigen Thread mal in dein Adventure-Herz schauen lassen, im positiven Sinne also :)
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kanedat
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von kanedat »

Eventuell habe ich etwas übersehen, aber soweit ich mich erinnere gab es keinen wirklich triftigen Grund die Jagdloge genauer unter die Lupe zu nehmen, außer dass es vom Spielverlauf her so vorgesehen ist. Es gab dann noch ein paar Kleinigkeiten, bei denen der Weg von A nach B auch nicht sinnvoll untermauert wurde, sondern ebenfalls einfach da ist.

Die bloße Existenz eines Wissensvorsprungs stört mich keineswegs, aber ist nicht unerheblich wie groß dieser Vorsprung ist. Natürlich hat man als Spieler keine völlige Handlungsfreiheit, aber an sich lenkt man schon seine Spielfigur. Genauso ist man für das Vorwärtskommen verantwortlich, die Spielfigur bzw. das Spiel selbst kann das nicht alleine. Im Spielverlauf sollten sich die Motivation des Spielers und der Spielfigur sowie das Vorgehen bis zu einem gewissen Maße decken bzw. es sollte keine große Diskrepanz entstehen, die unbegründet entsteht. Bei Deponia trifft man in den Meinungen von Spielern ja auch immer wieder auf die genannte Diskrepanz. Spieler können sich mit dem Verhalten von Rufus und den damit verbundenen Rätsellösungen nicht wirklich anfreunden. Da funktioniert das Gesamtpaket aber trotzdem, weil Rufus eben durch und durch ein unsympathischer Egoist ist und einfach immer fragwürdige Entscheidungen trifft. Das Spiel als Ganzes ist schlüssig. Rufus ist nicht ein normaler Typ, der zwischendurch an einer Stelle grundlos einfach komplett aus seiner Linie ausschert.

Bei GK2 sieht das hingegen so aus:
Ja, Gabriel ist salopp gesagt ein kleiner Macho und auch durchaus auch mal egoistisch. Im Großen und Ganzen legt er jedoch ein eher vernünftiges und effizientes Vorgehen an den Tag. Im Gegensatz zu Rufus muss man sich nicht wirklich auf den Charakter "Gabriel Knight" einstellen.

Das Hauptproblem beruht für mich darin, dass die Recherchen von Grace einfach ignoriert werden, aber es dafür keinen triftigen Grund gibt. Die Konsequenzen daraus sind also nicht unerheblich.

Grace hat in GK1 bereits Arbeit für Gabriel gemacht und immer verlässliche Ergebnisse geliefert und in Anbetracht der paranormalen Erlebnisse in GK1 ist die Existenz eines Werwolfs durchaus eine realistische Option. Man hat schließlich mit wiederbelebten Mumien, Menschenopfern und allem möglichen anderen Krams so einiges erlebt. De facto wird die Werwolf-Option aber einfach so verworfen und zwar (sinngemäß) "weil Werwölfe ja unrealistisch sind". :roll:

Die Ironie ist auch, dass ohne diese Werwolf-Option auch Gabriels "Ermittlungen" bei der Loge dann einfach komplett sinnfrei sind, weil er kein wirkliches Ziel bzw. eine alternative Erklärung hat. Man könnte es natürlich den Charakterzügen von Gabriel zuschreiben, aber die kommen ansonsten gar nicht so stark zum Tragen. Man kramt also an Stelle X den Charakterzug Y aus der Schublade und der ist dann plötzlich ganz wichtig, weil es einem für den Storyverlauf in den Kram passt. Selbst das wäre ja noch ertragbar, aber das Problem ist die Konsequenz aus dem Ganzen.

Den was passiert? Am Ende ist man auf der Jagd und es gibt diverse Zeichen dafür wer der Alpha-Wolf ist. Spätestens bei der finalen Konfrontation zwischen dem Wolf und den zwei Jägern weiß der Spieler wer der Alpha-Wolf ist. Zu diesem Zeitpunkt weiß der Spieler quasi Alles. Auf der anderen Seite weiß die eigene Spielfigur wiederum nichts, aber nicht weil es dafür ein wirklichen Grund gibt, sondern weil sie sich wie ein Vollidiot verhalten hat. Man wird also gebissen, man wird ein Werwolf und hat für das restliche Spiel erstmal ein Dilemma, dass eben auf diesem billig gestrickten, erzwungenen Verlauf beruht und damit zur Farce verkommt.

Im Endeffekt ist die Story-Basis zu dem Zeitpunkt einfach zu dünn um solche eine immense Wende/Diskrepanz noch irgendwie tragen zu können.
mandarino hat geschrieben: 14.06.2017, 14:47 kanedat, mich würde jetzt tatsächlich deine persönliche Top-20-Liste interessieren. Wenigstens so ungefähr. Vielleicht kannst du im dortigen Thread mal in dein Adventure-Herz schauen lassen, im positiven Sinne also :)
Ich hab mich bei den Top20 nicht beteiligt, weil ich den Vergleich und die Gewichtung von Werken immer schwierig finde, egal ob Spiel oder Film. Die Liste ist also unsortiert und im Prinzip nix besonderes. Die üblichen verdächtigen von LucasArts (ohne MM1, Vollgas und kein MI nach MI3). Ansonsten Gemini Rue, Gabriel Knight , Baphomet 1-2, die Blackwell-Reihe. Edna & Harvey fand ich gut, aber es hat nicht komplett meinen Humor-Nerv getroffen. A New Beginning fand ich ganz gut, aber da hat die Thematik und so auch was wett gemacht.

Das sind jetzt natürlich teilweise ganz unterschiedlich Spiele und z.B. Blackwell passt da nicht so richtig in die Liste. Das liegt aber auch daran, dass ich z.B. die LA-Titel nicht unbedingt als "genial" auf den Thron stelle. Ich sage gerne "Es kommt nicht nur darauf wie viele gute Dinge man gemacht hat, sondern genauso kommt es auch darauf an wie viele Fehler man (nicht) gemacht hat". Bei LA hatte man im Zweifelsfall also ein paar gute Ideen und ansonsten einfach keinen Mist gebaut. :D

Eine Blackwell-Episode hat auch gewisse Mängel, aber es hat eine funktionierende Basis, stapelt gar nicht so hoch und trägt die Mängel nicht durch ein großes Spiel. Bei GA1 wiederum wird salopp gesagt viel höher gestapelt und entsprechend tief ist auch der Fall. Wobei da z.B. auch die Hauptfigur quasi nur Sprüche reißt um den Spieler zu unterhalten, die Gespräche selbst funktionieren mit diesen Sprüchen oft gar nicht so gut.
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mandarino
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von mandarino »

Vielen Dank. Bin jetzt doch einigermaßen beruhigt :wink:
Es waren mir nur beunruhigend viele von "meinen" Adventure-Perlen bei deinen Enttäuschungen dabei.

kanedat hat geschrieben: 14.06.2017, 14:56 ... dass ich z.B. die LA-Titel nicht unbedingt als "genial" auf den Thron stelle.
Und an diesem Punkt treffen wir uns ja dann sogar wieder. Die LA-Adventures haben für mich keine emotionale Vorgeschichte, d.h. ich hab ihnen nicht zum Erscheinungsdatum entgegengefiebert und bin auch nicht beim ersten Mal spielen vor Begeisterung fast ohnmächtig geworden. Ich hab sie erst später teilweise nachgeholt, sie haben mich durchaus gut unterhalten und dann hab ich sie ganz normal und vernünftig in meine Spielesammlung einsortiert. Irgendwo in der Mitte.
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k0SH
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von k0SH »

Was? Subject 13 nicht auf deiner Liste?
Naja, DIE Liste ist noch deutlich länger.
Aber Spiele wie z.B. Geheimakte Sam Peters sind leider per Definition, sorry Animation Arts, ein Fail.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von kanedat »

mandarino hat geschrieben: 14.06.2017, 15:28 [..]Die LA-Adventures haben für mich keine emotionale Vorgeschichte, d.h. ich hab ihnen nicht zum Erscheinungsdatum entgegengefiebert und bin auch nicht beim ersten Mal spielen vor Begeisterung fast ohnmächtig geworden.[..]
Ich hab die LA-Titel zum größten Teil in jungen Jahren mit etwas Verzögerung gespielt, also so 2-3 Jahre nach Release. Es waren/sind gute Spiele und fertig. Ich mag aber auch solche subjektiven Bewertungen nicht, wenn einem wieder mal jemand ein Spiel/ Film/ Album mitgeben will, dass (natürlich) das absolut, unfassbare Überbrett ist.
k0SH hat geschrieben: 14.06.2017, 16:42 [..]Aber Spiele wie z.B. Geheimakte Sam Peters sind leider per Definition, sorry Animation Arts, ein Fail.
Warum genau jetzt? ;) :P
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Anke
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Anke »

(Vorweg vorweg: Dieser zu lang geratene Beitrag wurde aufgrund ausgeprägter Faulheit nicht auf Rechtschreib- und Grammatikfehler überprüft. Der geneigte Leser möge diese bitte großzügig übersehen.)

Vorweg: Nicht jedes dieser Adventures empfinde ich als schlechtes Spiel. Sie blieben einfach hinter den Erwartungen zurück. Mit einigen habe ich mittlerweile meinen Frieden gemacht; zu meinen Lieblingsspielen gehören sie aber gewiss nicht.


Syberia

Keine Frage, Syberia sieht toll aus. Die Atmosphäre, die Benoît Sokal geschaffen hat, sucht ihresgleichen. Hauptcharaktere sowie Grundidee (Story ist mir zuviel gesagt) sind ebenfalls durchaus sympathisch. Darüber hinaus bietet das Spiel aber nur wenig. Die Laufwege sind eine Zumutung und die Rätseldichte ist mit mau noch freundlich umschrieben (da viele Rätsel darin bestehen, mehrere Screens hin und wieder zurück zu laufen, kann man dies im Nachhinein betrachtet auch als Plus verbuchen). Der größte Kritikpunkt sind für mich aber die sterotypen Nebenfiguren, die sich ihren Status als "wandelndes Klischee" mühelos erarbeitet haben. Dass sich mir Kates Entscheidungen des öfteren nicht erschlossen haben, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht. Man kann natürlich damit argumentieren, dass im Märchen (und dahin geht Syberia ja durchaus) nicht alles nachvollziehbar sein muss, aber die oben genannten Punkte haben mich zu oft aus der Immersion herausgerissen, um darüber hinwegsehen zu können. So bleibt es für mich nur guter Durchschnitt.

(Falls sich jetzt jemand dazu berufen fühlt, mit Lebensmitteln nach mir zu werfen: Tomaten esse ich ganz gerne. Danke.)


Geheimakte Tunguska

Nach all den Lobeshymnen überall waren die Erwartungen groß. Sie haben sich nicht erfüllt. Das Tunguska-Ereignis ist ein enorm spannender Aufhänger für die Story. Man sollte ihn dann aber auch nutzen. In diesem Fall endete die Geschichte schon, bevor sie richtig begann. Dazu kommen noch die teilweise haarsträubenden Rätsel (wie z.B. die Beschaffung der Zitrone) und die beiden Hauptfiguren, die mir nicht egaler sein könnten.


Sunrise

Drei Freunde wachen nach einem missglückten Experiment im menschenleeren New York wieder auf. Keine neue, aber eine spannende Grundlage. Atmosphäre sucht man allerdings vergebens, weder Ungewissheit noch Trostlosigkeit wirklich zur geltung. Dazu kommen absolute Linearität sowie die Tatsache, dass man benötigte Dinge nicht sofort einsammeln kann. Die (mehr oder weniger) lässigen Sprüche der Spielfiguren verlieren außerdem mit der Zeit deutlich an Reiz (Andreas Fröhlich kann sich allerdings herrlich aufregen, das hat mich als ???-Fangirl hauptsächlich bei der Stange gehalten). Wie man den Schauplatz "menschenleeres New York" so dermaßen uninspiriert in Szene setzen kann, ist mir schleierhaft.


Hitchcock - The Final Cut

Ein Adventure mit Bezug zu einem meiner Lieblingsregisseure? Yeah, Baby! Leider ist Hitchcock in diesem Fall selbst der MacGuffin, der als Aufhänger für eine konfuse Story mit lieblos und vollkommen losgelösten eingeworfenen Anspielungen auf sein Werk dient. Von Suspense keine Spur. Grusel kommt höchstens dank der Steuerung auf. Oh, und aufgrund der Vertonung der stummen Frau.
Insgesamt ein echter Reinfall, der wegen der so interessanten Prämisse umso bedauerlicher ist.


Mata Hari

Ach Gott, Mata Hari. Von Barwood und Falstein. Barwood und Falstein! Allein deshalb waren die Erwartungen astronomisch hoch (wie so oft lagen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. So wie bei Indy IV (also dem Film)). Die beiden zuvor genannten waren, wenn ich mich recht entsinne, mal an einer Abhandlung beteiligt, die sich damit beschäftigte, was in einem guten Adventure alles vermieden werden sollte. Um es dann in geballter Form unter dem Namen Mata Hari abzuliefern. Unglaubwürdiger Hauptcharakter, dümmliche Rätsel ("Hey, das was ich gerade hier links gefunden habe, kann ich gleich hier rechts verwenden!"), nervige Minispiele und eine grauenhaft zeitaufwendige Reisefunktion, die aus ungefähr einem halben Dutzend Klicks/Aktionen besteht. Da man sehr oft die Stadt wechseln muss (es gibt z.B. nur in einer Stadt ein benutzbares Telefon), strengt das ungemein an.
Das Spiel ist nett anzusehen, ordentlich vertont, aber ansonsten bietet es: nichts.


mandarino hat geschrieben: 14.06.2017, 15:28 Die LA-Adventures haben für mich keine emotionale Vorgeschichte, d.h. ich hab ihnen nicht zum Erscheinungsdatum entgegengefiebert und bin auch nicht beim ersten Mal spielen vor Begeisterung fast ohnmächtig geworden. Ich hab sie erst später teilweise nachgeholt, sie haben mich durchaus gut unterhalten und dann hab ich sie ganz normal und vernünftig in meine Spielesammlung einsortiert. Irgendwo in der Mitte.
Ich habe sie auch ganz vernüftig einsortiert, nur eben anders als du. Sozusagen noch vernüftiger. ;)

Die LA-Adventures befinden sich teils ganz oben auf meiner Liste, teils eher mittig, teils unter "ferner liefen". Je nach Spiel.

Ich denke, dass emotionale Bindungen nicht unbedingt entstehen, weil man einem Adventure entgegenfiebert. Große Erwartungen werden leicht enttäuscht, während es nicht ganz so schwierig ist, (fast) keine Erwartungen zu übertreffen. Indy IV (also diesmal das Spiel) ist mir eher zufällig in die Hände gefallen, ist aber noch immer mein Favorit. Es war eines der ersten Adventure, die ich gespielt habe, und dieser Erstkontakt hat großen Einfluss auf meine Liebe zum Genre und sicher auch besonders auf die Liebe zu gerade diesem Spiel. Da schwingt vermutlich auch etwas Nostalgie mit. Aber The Dig habe ich erst relativ spät gespielt, und auch das gefällt mir sehr. Muss also nicht immer an der rosaroten Brille liegen.
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Brian Wilson
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Brian Wilson »

Anke hat geschrieben: 14.06.2017, 20:46 Syberia[...]
Das sehe ich im Grunde ähnlich. Die Atmosphäre habe ich sehr goutiert, das Spiel dahinter aber kaum wahrgenommen. Ich musste auch mehrfach eine Komplettlösung bemühen, weil ich in diesen teils riesigen Umgebungen jegliche "Führung" vermisste, mich verloren fühlte und oftmals nicht wusste, was zu tun war. Dennoch hat mich das Spiel sehr mitgenommen und bewegt. Trotz spielerischer Mängel ist das schon eine sehr packende, emotionale Erfahrung, auch über das Ende hinaus. Kannst du was zum zweiten Teil sagen? Steht bei mir noch an.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Brian Wilson »

@kanedat (betrifft den Spoiler): Warum hast du den Eindruck, dass die Recherchen von Grace keinen Effekt zeitigen? Sie setzt das Puzzle doch erst zusammen, verfestigt durch ihren Einsatz den Wagner-Bezug usw.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Anke »

Brian Wilson hat geschrieben: 14.06.2017, 21:13 Kannst du was zum zweiten Teil sagen? Steht bei mir noch an.
Die Fortsetzung spielt sich genauso wie der Vorgänger; die beiden Teile sind im Grunde genommen ein in zwei Episoden geteiltes Spiel und gehen (fast) nahtlos ineinander über. Ein paar Kleinigkeiten ändern sich, aber das ist vernachlässigbar.
Teil 2 hat mir etwas besser gefallen. Ich kannte die Schwächen des Spiels und wusste dementsprechend, was auf mich zukam. Wenn dir also die Atmosphäre des ersten Parts zusagte, solltest du mit dem zweiten zufriedengestellt werden.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Brian Wilson »

Danke dir! Ich bin gerade an "Gemini Rue" dran, danach folgen "Grim Fandango" (Playthrough) und "The Longest Journey". "Syberia 2" reizt mich zugegebenermaßen aber maßlos. Nicht unbedingt als Spiel, aber die Haltung dahinter stimmt schon.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Anke »

Brian Wilson hat geschrieben: "Grim Fandango" (Playthrough)
Wenn ihr wirklich demnächst mit Manny und Glottis loslegt, muss ich meine Playthrough- Abwesenheit im Sommer wohl doch noch einmal überdenken. Elende Wankelmütigkeit! Aber das Spiel ist einfach grandios und es wäre schade um die verpasste Gelegenheit.

Viel Spaß beim Spielen! "Gemini Rue" und "Grim Fandango" gehören meiner Meinung nach zum Besten, das sich im Genre finden lässt. "The Longest Journey" ist auch gut, mir aber teilweise zu langatmig. (Was denn? Nachdem ich schon auf "Syberia" und GA1 eingedroschen habe, kommt es jetzt doch auch nicht mehr drauf an, oder? ;))
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Brian Wilson
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Brian Wilson »

Brian Wilson hat geschrieben: Wenn ihr wirklich demnächst mit Manny und Glottis loslegt, muss ich meine Playthrough- Abwesenheit im Sommer wohl doch noch einmal überdenken.
Gib dir einen Ruck! Der Playthrough zu "Grim Fandango" wird ein einziges Fest!

"Gemini Rue" haut mich übrigens auch ziemlich von den Socken. Da stimmt so ziemlich alles, sogar die Action-Einlagen sind wunderbar integriert und tragen nahtlos zur Dichte des Erlebnisses bei.

Mit "The Longest Journey" hadere ich komischerweise etwas. Nach dem tollen Prolog fühlte ich mich recht verloren und zunehmend desinteressiert. Schiebe ich wohl erst einmal auf Halde.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von kanedat »

Brian Wilson hat geschrieben: 14.06.2017, 21:17 @kanedat (betrifft den Spoiler): Warum hast du den Eindruck, dass die Recherchen von Grace keinen Effekt zeitigen? Sie setzt das Puzzle doch erst zusammen, verfestigt durch ihren Einsatz den Wagner-Bezug usw.
Wagner spielt für die angesprochen Sache keine Rolle.
Mit Grace sammelt man Informationen zu den Werwölfen und auch die "Werwolf-Regeln", die beschreiben welcher Werwolf welchen töten kann bzw. was die Konsequenz des jeweiligen Tötungsakts ist. Diese Informationen schickt man mit Grace auch per Post an Gabriel. Theoretisch könnte man mit Gabriel diese Informationen komplett lesen, dann wären sowohl der Spieler als auch Gabriel über alles im Bilde. In der Praxis winkt Gabriel aber ab, weil er die Sache mit den Werwölfen albern/unrealistisch findet. :roll:

Daraus entsteht aber auch das Problem, dass Gabriel nicht auf "Werwolf-Aspekte" achtet bzw. in diese Richtung ermittelt und wüsste dass sehr wahrscheinlich mit mehr als einem Wolf zu rechnen ist, weil dann eben die Loge als Ganzes in Verdacht gerät. Gleichermaßen ist er auch nicht in der Lage den Alpha-Wolf zu identifizieren.

Man sieht bei der Jagd also zu wie Glower sich die Ohren verstopft, sodass er das Heulen des anderen Werwolfs nicht hören und sich dadurch auch nicht verwandeln kann. An der Stelle könnte man, wenn Gabriel im Bilde wäre, ja noch wohlwollend mit der nächtlichen Dunkelheit argumentieren (Zu dunkel, Gabriel kanns sowieso nicht sehen). Dämlich wird es aber danach.

Die Konfrontation zwischen Werwolf und Jägern:
  • Glower ist ein langjähriger und sehr erfahrener Jäger
  • Gabriel hat keinerlei Jagd-Erfahrung und hat dies Glower vorher schon mitgeteilt
  • Glower kann als Alpha-Wolf den anderen Werwolf nicht töten
  • Gabriel kann natürlich Töten wen er will - Das Ergebnis fällt natürlich unterschiedlich aus
  • Der Jagdexperte Glower wirft dem Nicht-Jäger Gabriel das Gewehr zu und fordert ihn auf den Werwolf zu töten
  • Der Werwolf (von Zell) zeigt noch auf Glower und fordert Gabriel dazu auf Glower zu töten
  • Wegen dem Verhalten von Glower und dem Werwolf ist für den Spieler eindeutig, dass Glower der Alpha-Wolf ist
  • Gabriel steht im Wald und denkt sich nichts
  • Gabriel hat am Ende ein Werwolf-Problem, weil er gebissen wurde
Das folgende Werwolf-Dilemma von Gabriel verkommt also zur Farce, weil es selbst verschuldet ist. Vor allem hat man vorher mit einer Figur etwas erarbeitet, dass die andere Figur dann einfach ignoriert...weil...

Bild

Dabei wird der ganzen Sache noch die Krone aufgesetzt, weil der Spieler mit einer Aktion den Schuss auf den Werwolf selbst auslösen muss. Das Spiel nötigt an dieser Stelle somit den Spieler die für ihn/sie denkbar dümmste Aktion überhaupt auszuführen. Eine Aktion, die zu diesem Zeitpunkt gegen jedes bessere Wissen des Spielers arbeitet, welches das Spiel selbst dem Spieler vermittelt hat.

Traurig ist dabei, dass es genug Spielraum gibt um diese bescheuerte Absurdität zu verhindern. Im Zweifelsfall hätte man einfach den gesamten zeitlichen Ablauf verschoben, sodass Gabriel zum Beispiel gerade auf dem Weg zur Jagd ist wenn Grace die Informationen abschickt. Cutscene mit beiden Szenen gleichzeitig nebeneinander, sieht auch schick aus, fertig. Dann denkt man sich direkt mit dem Beginn der Jagd vielleicht auch gleich "Oh mein Gott, wer weiß was mir gleich widerfährt". Spannungsaufbau und so. Das wäre dann auch kein erzählerisch tiefgründiger Aufbau, aber immerhin würde man nicht so einen lächerlichen Mist aufbauen...
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Enttäuschungen

Beitrag von Brian Wilson »

@kanedat: Ich finde es erstaunlich, wie du ins Detail zu gehen vermagst. Die offensichtlichen Schwächen des Plots hast du punktgenau identfiziert.
Aber: Es wird recht schnell klar, dass Baron Von Glower, kongenial verkörpert von Peter J. Lucas, der Alpha-Wolf ist. Das Spiel bezieht aber seinen Reiz daraus, dass man Gabriel stets einen Schritt voraus ist, und sich daher um ihn sorgt. Das macht den emotionalen "impact" aus. Nicht zuletzt auch wegen Graces Recherchen, gewinnt das Spiel an Fahrt und emotionaler Tiefe. Das ergänzt und verdichtet sich doch alles aufs Beste und zu einem schönen Ganzen! Und klar: Wagner ist wichtig!
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