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Interviews

Dean Erickson
Gesprächspartner: Sebastian 'Basti007' Grünwald
Sprache:
Vom: 30.05.2003

Über

Dean Erickson spielte Gabriel im zweiten Teil der Gabriel Knight Reihe, welches heute zu den besten interaktiven Spielfilmen überhaupt zählt. Das Spiel besteht zum Großteil aus echten Schauspielern, die vor der Blue Box agierten und auf eingescannte Hintergrundgrafiken aufgesetzt wurden. Dean war so freundlich, uns ein paar Fragen zu seiner Person und seiner Karriere zu beantworten.



Adventure-Treff: "Hallo Dean,

außer aus deinen Tagebuch-Einträgen auf deiner Homepage haben Fans lange Zeit nichts mehr von dir gehört. Kannst du uns mal verraten, wie dein normaler Tagesablauf aussieht? Welche Jobs hast du in den letzten Jahren gemacht, wovon lebst du?"

Dean: "Ich habe mein Geld in den letzten Jahren als Privat-Trainer verdient, bis ich mir meinen Rücken verletzt habe. Gerade im Moment erhalte ich meine Immobilienmakler-Lizenz für Kalifornien und werde diesen Lebensunterhalt weiter verfolgen, so lange sich meine künstlerischen Bemühungen finanziell nicht mehr lohnen als bisher. Ich schreibe jeden Tag ziemlich viel und eines meiner Drehbücher wird gerade von einer Produktionsfirma näher unter die Lupe genommen. Als Schauspieler habe ich seit Gabriel Knight bislang Hamlet und Macbeth gespielt, habe aber das Geschäft nicht so ernsthaft weiter verfolgt, als dass es für mich einen Karriersprung ausgemacht hätte. Erst vor Kurzem bin wieder in eine Schauspieler-Klasse eingetreten (Macbeth) und bringe dort momentan mehr Energie auf, als ich das bislang je getan habe. Leider finde ich dabei kaum Gehör, aber ich versuchs weiter."

A-T: "Full-Motion-Video (FMV) Spiele wie Gabriel Knight 2 scheinen ihre beste Zeit bereits gehabt zu haben. Jedoch gibt es immer noch kleine, unabhängige Studios, die versuchen, dieses Adventure Genre zu veröffentlichen, wie z.B. das vor kurzem erschienene "Zelenhgorm" aus Schweden oder "Darkstar" mit der Crew der Serie Mystery Science Theater 3000. Verfolgst Du diese Entwicklungen weiterhin? Kannst Du dir vorstellen, dass dieses spezielle Genre irgendwann wieder zum Leben erweckt wird?"

Dean: "Alles kann passieren, aber ich halte meine Hand dafür nicht ins Feuer, dass es passieren wird. Das Business geht in der Regel zyklisch, und momentan geht dieser Zyklus eher in Richtung computergenerierter Effekte. Möglicherweise wird es irgendwann wieder einen Rückschlag geben, wenn sich Menschen wieder mehr um Menschen als um animierte Charaktere kümmern."

A-T: "Auf deiner Webseite hast du mal geschrieben, dass es ein Fehler war, GK3 in 3D anstatt in 2D FMV zu entwickeln. Kannst du dich noch erinnern, als du erfahren hast, dass Teil 3 ohne dich stattfinden würde?""

Dean: "Ich kann mich nicht erinneren, dass ich sowas mal gesagt hätte. Falls doch, war es ein Fehler. Es liegt nicht in meiner Macht, über so etwas zu urteilen. Natürlich hätte ich es bevorzugt, auch in GK3 zu spielen. Also hoffte ich natürlich auf Live-Action Videos. Das sind Geschäfts-Entscheidungen und nicht meine Entscheidungen. Wenn mich jemand als Schauspieler engagieren will, dann habe ich die Geschäfts-Entscheidung zu treffen, ob ich ihr Projekt mitmache oder nicht."

A-T: "Computerfirmen behaupten, dass das Produzieren von Full-Motion-Video Spielen mit echten Schauspielern in diesem Geschäft einfach zu teuer sei. Glaubst du, das ist wahr?"

Dean: "Ich weiß nicht wirklich, wie wirtschaftlich FMV gegenüber Animation ist, aber ich glaube, dass sie durchaus in FMV mit dem richtigem Budget produzieren können. Leider liegt es eher am Konsumenten. Denn ob sie Geld in solche Projekte reinstecken liegt daran, ob es gekauft wird oder nicht. Das ist die Regel von Angebot und Nachfrage."

A-T: "Die Sierra Story ist am Ende eine sehr traurige Geschichte. Als Geschäftsführer Ken Williams Sierra verkaufte, ging die Qualität der Produkte unter dem neuen Management dramatisch zurück. Hast du irgendeine Meinung über die Sierra Studios während deiner Zeit von Gabriel Knight 2 und der Zeit nach 1996?"

Dean: "Ich kenne keine der Leute bei Sierra und weiß nicht wirklich, was passiert ist. Ich wurde einfach nur kurzzeitig angestellt, wie die meisten Leute am GK2 Projekt. Ich habe meine Arbeit so gut getan, wie ich konnte - so wie ich es immer mache. Ich weiß, dass Firmen-Entscheidungen nicht immer darauf fußen, die beste Qualität zu produzieren und auch Profit und andere Aspekte berücksichtigen müssen. Manchmal sind auch einfach nur die falschen Leute am Projekt beteiligt. Man macht Fehler. Ich weiß nicht genau, was bei Sierra passiert ist, aber zumindest sind sie ja noch im Geschäft, oder? Übrigens: Mehr Informationen über die Sierra Geschichte könnt ihr in unserem exklusivem Ken Williams Interview nachlesen]"

A-T: "Bist du in letzter Zeit mit "GK Schöpfer" Jane Jensen in Kontakt gewesen? Glaubst du, dass es noch eine Chance auf einen weiteren Gabriel Knight Teil geben wird?"

Dean: "Ich höre hin und wieder mal was von Jane, wenn es irgendetwas über GK zu berichten gibt. Meiner Meinung nach bezweifle ich, dass ich jemals noch eine weitere Chance als Gabriel kriegen werde, auch wenn ich meine Arbeit gut gemacht habe. Aber man weiß ja nie."

A-T: "Stehst du sonst noch mit Mitgliedern der GK2 Crew in Kontakt?"

Dean: "Ich stehe weiterhin mit Will Binder in Kontakt. Er liest meine Skripts und gibt mir sehr hilfreiche, vernichtende Kritik. Er hat sehr hohe Ansprüche und hilft mir, meine Arbeit ehrlich zu hinterfragen. Ich lese auch seine Skripts und gib's ihm gleich direkt zurück. ;)"

A-T: "Wie war die Arbeit mit Will Binder, dem Regisseur von GK2?"

Dean: "Wir waren ein gutes Team. Er hatte den schlimmsten Job der Welt und hat es gut gemeistert. Regie führen ist verdammt schwer und ich habe ihn darum nicht beneidet. Ich habe nur versucht, jeden Tag gut vorbereitet zu sein und meine Arbeit gut zu machen. Er ließ es mich wissen, wenn er etwas besonderes in einer Szene brauchte und ich habe versucht, es so zu machen. Meist hab ich halt nur das getan, was man von einem Schauspieler erwartet. Er schien mit meiner Arbeit recht glücklich zu sein."

A-T: "Macht deine Arbeit als Drehbuchautor irgendwelche Fortschritte? Hast du schon Erfolg gehabt, irgendetwas von deinen geschriebenen Werken an den Mann zu bringen?"

Dean: "Ich habe gerade ein neues Skript draußen, für das es einige Interessenten gibt. Ob es sich jemals in einen Film wiederfindet und mir ein Einkommen beschert wird sich noch zeigen, aber jeden Tag, den ich schreibe, werde ich besser und das ist eine positive Entwicklung. Manchmal sind die Schritte im Leben klein und nicht unbedingt offensichtlich."

A-T: "Wir wissen, dass du kein großer Computerspieler bist, aber kennst du irgendeinen Spiele-Charakter, den du gerne mal spielen würdest?"

Dean: "Ich kenne keine Spiele, tut mir leid. Nur Gabriel Knight, fürchte ich."

A-T: "Warst du jemals privat in Deutschland, vielleicht sogar in München und im Schloss Neuschwanstein?"

Dean: "Nein, niemals - würde ich aber gerne mal."

A-T: "Welchen Einfluss hatte "The Beast Within" auf deine Popularität im Filmgeschäft und allgemein?"

Dean: "Keinen. Außer einem Titelbild und einem Artikel im LA Times Kalenderteil hat niemand davon Notiz genommen. Ich habe meinen Agenten auf halber Strecke während der Aufnahmen zu GK verloren und meine Karriere hat sich seitem nie mehr wirklich erholt. Das ist sehr enttäuschend, aber solche Dinge können sehr schnell passieren, in beide Richtungen - gut und schlecht. Ich persönlich wäre bereit für eine gute Karriereentwicklung. Irgendwelche Vorschläge?"

A-T: "Eigentlich war der Charakter, den du in "The Beast Within" gespielt hast, total anders wie der Gabriel Knight aus dem ersten Teil der Serie. Warum glaubst du hat Jane Jensen dich für die Rolle des Schattenjägers ausgesucht? Und hat sie die Rolle ein kleines Bisschen für dich abgeändert?"

Dean: "Ich wüsste nicht, wo sie die Rolle für mich abgeändert haben sollte. Ich wurde hauptsächlich durch Dan Parada gecastet, dem Casting Regisseur - sowie Will Binder, dem Regisseur selbst. Ich wurde nach Oakhurst eingeflogen, um Jane zu treffen und um von ihr die letzte Absegnung für die Rolle zu erhalten. Sie hat sich um ihre GK Schöpfung verdient gemacht und wollte diese schützen, so dass sie sicher gehen wollte, dass ich die Notwendigen Zutaten hätte, um die Rolle so zu spielen, wie sie sie geschrieben hatte. Ich glaube nicht, dass sie recht beeindruckt war, bis wir eine emotionale Szene lasen und ich sie dabei zu Tode ängstigte. Danach hatte ich mir ihren Respekt verdient und bekam die Rolle."

A-T: "Es gibt Gerüchte über einige brutale Szenen, die für The Beast Within gedreht, dann aber nicht das Spiel übernommen wurden. Kannst du dich an irgendwelche brutale Szenen im Umkleideraum der Oper erinnern?"

Dean: "Ich kann mich an keine Brutalität oder an irgendetwas Ungewöhnliches erinnern."

A-T: "GK2 wurde in einigen Ländern zensiert, darunter auch in Großbritannien. Szenen wie die Werwolfs-Szenen wurde dort aus dem Spiel herausgeschnitten und mit zensierten Standbildern ersetzt. Leute aus Großbritannien waren gezwungen, das Spiel aus den USA zu importieren, um die unzensierte Version zu genießen. Was denkst du über diese Art der Zensur - besonders in eigentlich nicht gewalttätigen und mehr intelektuellen Genres wie Adventures (verglichen z.B. mit 3D Shootern)?"

Dean: "Hmm, habe mir über Zensur noch nicht viel Gedanken gemacht. Zensur meint meistens, dass die Regierung spezielle Szenen kürzt. Ich wäre überrascht, falls sie das getan haben, weil ich mir sicher bin, dass die Briten jede Grausamkeit leichter wegstecken können als alle anderen. Wenn es die Firma war, die sowas aus irgendwelchen Gründen für den britischen Markt durchgeführt hat, dann ist das eine rein wirtschaftliche Entscheidung gewesen. Ob das nun richtig oder falsch ist, kann ich nicht beurteilen."

A-T: "Wirst Du GK2 jemals bis zum Ende durchspielen?"

Dean: "Nein."

A-T: "Eine Sache, die Spieler in "The Beast Within" immer wieder faszinierte waren die Dialoge. Wenn man einen Dialog im Spiel beginnt, hat man verschiedene Themen-Auswahlmöglichkeiten für die Konversation. Das heißt, dass jedes Thema das erste oder auch das letzte sein könnte, je nachdem, wann der Spieler es auswählt. Die Filmszenen und besonders die Schauspieler müssen sich dementsprechend verhalten. Erinnerst du dich, dass Jane, Will oder sonst jemand dir speziellen Rat gegeben haben, wie du dich in diesen Dialogszenen verhalten sollst?"

Dean: "Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern. Ich glaube, in den Dialogen konnte man eh nicht so grob oder so bleiern sein, dass es mit anderen Dialogen nicht zusammengepasst hätte. Es muss da also eine gewisse Übereinstimmung gegeben haben."

A-T: "Wie war der erste Tag am Set von Gabriel Knight 2?"

Dean: "Hmm, es ist so lange her. Es war einfach nur das Gefühl für das Set kriegen, die Leute, die Art, wie Will Binder Regie führt, das Tempo, wie Aufnahmen gemacht wurden. Alles machte einen tollen Eindruck."

A-T: "Hast Du jemals die "Wolf erwischt Gabriel im Wald" Szene aus der finalen Version von GK2 gesehen?"

Dean: "Ich kam niemals so weit. Ich habe den Weg aus dem Gästehaus nicht geschaft."

A-T: "Hattest Du irgendwelche Vorurteile, als du zum ersten Mal von diesem FMV Ding gehört hast? Sowas wie: 'Oh, diese Computerfreaks!' - komm schon, sei ehrlich! ;)"

Dean: "Ich war eigentlich nur glücklich, ein Publikum gefunden zu haben. Ein Assistent meiner Agentur hat während dieser Zeit Gabriel Knight 1 gespielt und dachte, ich sei perfekt für GK. Frage mich, ob er jetzt der Chef eines Studios geworden ist?"

A-T: "Jane Jensen arbeitet wieder an einem Skript für ein Spiel. Weißt du irgendetwas darüber bzw. hast du schon was darüber gehört?"

Dean: "Darüber weiß ich nichts."

A-T: "Wenn du an GK2 zurückdenkst: Gibt es irgendein Ereignis oder ein Erlebnis, von dem du sagst: Das war das Beste von Allem?"

Dean: "Alles war hervorragend. Oakhurst ist eine großartige Stadt, ich war in einem großartigem Zimmer untergebracht mit Blick auf den Bass Lake, ich habe jeden Tag mit Leuten die ich mochte das gearbeitet, was ich am liebsten tue und wurde gut dafür bezahlt. Was sollte man daran nicht lieben?"

A-T: "Wie lange hat die Arbeit an Gabriel Knight 2 für dich gedauert?"

Dean: "Ich arbeitete dreieinhalb Monate, fünf Tage die Woche, acht bis zehn Stunden am Tag. Es war ein hervorragender Tagesablauf, besonders weil ich fast in jeder Szene enthalten war und so selten auf irgendetwas warten musste. Ich war die ganze Zeit ziemlich beschäftigt."

A-T: "Gibt es irgendein Filmgenre oder Filmcharakter im allgemeinen, den du am liebsten magst oder am liebsten einmal spielen würdest?"

Dean: "Ich möchte die guten Kerle spielen - mit einigen rauhen Kanten, mit etwas gefährlichen Makeln. Im Grunde der typische Filmheld."

A-T: "Und letztendlich: Gibt es irgendwas, was du den Adventure- und Gabriel Knight Fans da draußen noch mitteilen möchtest?"

Dean: "Es war ein großer Spaß. Danke an alle, die Interesse an meiner Karriere gezeigt und mir ihren Dank und ihre Unterstützung gegeben haben. Ich wünsche euch allen das Beste."

A-T: "Dir auch, Dean. Vielen Dank für die Aufopferung Deiner Zeit!"

Das Interview führten:

Sebastian Grünwald, Adventure-Treff.de

Dominik Weber, GK4ever.com